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BERICHT/202: Wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im September 2009 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - Berlin, 17. September 2009

Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im September 2009 [1]


Die deutsche Wirtschaft hat den Einstieg in die konjunkturelle Wende geschafft. Nach einem leichten Plus im zweiten Quartal wird sich die gesamtwirtschaftliche Leistung nach den vorliegenden Indikatoren auch im dritten Quartal weiter erhöhen. Die dramatische konjunkturelle Talfahrt im letzten Winterhalbjahr hat damit in Deutschland - nicht zuletzt auch auf Grund des schnellen und umfassenden Gegensteuerns durch zwei Konjunkturpakete - ein Ende gefunden.

Ein nachhaltiger und zunehmend selbsttragender Erholungsprozess ist damit aber noch nicht gesichert. Noch gibt es erhebliche Risiken durch Verspannungen an den Finanzmärkten, nicht ausgelastete Produktionskapazitäten und nicht auszuschließende, weitere Verschlechterungen am Arbeitsmarkt. Andererseits ist die Geldpolitik weiterhin expansiv ausgerichtet, die automatischen fiskalischen Stabilisatoren wirken kräftig und die Konjunkturprogramme entfalten weiterhin Wirkung. Zwar ist die Pkw-Umweltprämie im September ausgeschöpft, sie wirkt aber nach, und die Umsetzung der öffentlichen Investitionsvorhaben nimmt Fahrt auf. Hiervon wird zunächst vor allem die Bauwirtschaft profitieren. Der Arbeitsmarkt hat sich bislang als sehr widerstandsfähig erwiesen. Mit der Aufhellung der Geschäftserwartungen der Unternehmen könnte sich diese Tendenz fortsetzen und dazu beitragen, die private Nachfrage zu stabilisieren. Entscheidend wird sein, ob sich die Belebung der Weltwirtschaft und des Welthandels als dauerhaft erweisen. Davon würde die deutsche Exportwirtschaft aufgrund ihrer Ausrichtung auf Vorleistungs- und Investitionsgüter und ihrer nach wie vor guten Wettbewerbsfähigkeit in jedem Fall überproportional profitieren.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat ihre Talsohle durchschritten. Zwar kam es im Juli zu einer Abschwächung um preis- und saisonbereinigt [2] 0,9 %, in der Tendenz blieb sie aber spürbar aufwärts gerichtet (Dreimonatsvergleich [3]: +2,9 %). Dabei verringerte sich die Industrieproduktion im Juli bei negativen Ferientageeffekten um 0,5 %. Die Produktionssteigerungen vollzogen sich in den vergangenen Monaten vor allem bei den Herstellern von Vorleistungs- und etwas uneinheitlicher bei den Produzenten von Investitionsgütern. Das Vorjahresniveau der Industrieproduktion wurde, wenngleich mit abnehmender Tendenz, weiterhin kräftig im Dreimonatsvergleich um arbeitstäglich bereinigt 19,5 % unterschritten. Die Auftragseingänge in der Industrie erhöhten sich nunmehr fünf Monate in Folge. Im Juli nahmen sie aufgrund eines staatlichen Großauftrags um preis- und saisonbereinigt 3,5 % zu. Im Dreimonatsvergleich ergab sich eine Zunahme um 9,5 %. Das Geschäftsklima hellte sich ebenfalls weiter auf.

Die Bauproduktion wurde im Juli preis- und saisonbereinigt um 2,3 % eingeschränkt und ist auch in der Tendenz, etwa im Dreimonatsvergleich, noch um 2,0 % rückläufig. Die Bestelltätigkeit nahm zwar zuletzt im Juni um -2,1 % ab, dürfte aber ihren Tiefstand ebenfalls durchschritten haben. In der Dreimonatstendenz ist die Nachfrage nach Bauleistungen merklich aufwärts gerichtet (+5,1 %). Hier schlagen sich bereits die Konjunkturprogramme ebenso positiv nieder wie im Geschäftsklima der Bauunternehmen, das immer weniger zurückhaltend ausfällt.

Der private Konsum hat im bisherigen Verlauf des Jahres die Gesamtwirtschaft stabilisiert. Dabei gehen die Umsätze im Einzelhandel im engeren Sinne, also ohne Handel mit Kraftfahrzeugen, trotz Anstieg im Juli um saisonbereinigt 0,7 % in der Tendenz weiter leicht zurück, während der Handel mit Kraftfahrzeugen merklich Aufwind erhielt. Insbesondere die Pkw-Umweltprämie hat neben dem ruhigen Preisklima und anderen Maßnahmen der Konjunkturpakete dazu beigetragen, dass die privaten Konsumausgaben im ersten Halbjahr insgesamt zugenommen haben. Die Perspektiven dürften nun wesentlich davon abhängen, inwieweit sich der Arbeitsmarkt weiterhin als widerstandsfähig erweist.

Beim Außenhandel hat sich die Trendwende zum Positiven vollzogen. Die Warenausfuhren in jeweiligen Preisen stiegen im Juli saisonbereinigt um 2,3 % und damit den dritten Monat in Folge. Den Stand vor einem Jahr unterschritten die Exporte im Dreimonatsvergleich zwar weiter deutlich, aber mit abnehmender Tendenz um 22,0 % (Ursprungswerte). Die Importe blieben im Juli unverändert (saisonbereinigt +0,0 %) und dürften ebenfalls ihren Boden gefunden haben. Mit der sich abzeichnenden Stabilisierung der Weltwirtschaft haben sich die Aussichten für den Außenhandel deutlich verbessert.

Der Arbeitsmarkt erweist sich nach wie vor als bemerkenswert widerstandsfähig. Vor allem die Nutzung von Kurzarbeit sowie flexible betriebliche Arbeitszeitregelungen wirken entlastend. Im Juli verringerte sich die Erwerbstätigkeit relativ moderat um saisonbereinigt 15.000 Personen. Nach den Ursprungszahlen gab es zuletzt 40,15 Mio. Erwerbstätige und damit 144.000 weniger als vor einem Jahr. Der Aufbau der registrierten Arbeitslosigkeit wurde im Juli und August in saisonbereinigter Rechnung unterbrochen (-5.000 bzw. -1.000 Personen). Hierbei spielten allerdings Sonderfaktoren im Zuge der Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen eine maßgebliche Rolle. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Arbeitslosen um 276.000 auf 3,472 Mio. zu (Ursprungszahlen). Die Arbeitslosenquote erhöhte sich leicht auf 8,3 %. Die vorliegenden Zahlen des Arbeitsmarktes lassen erkennen, dass der ursprünglich für 2009 angenommene Anstieg der Arbeitslosigkeit um rund 450.000 sehr deutlich unterschritten wird.

Das Preisklima ist nach wie vor insgesamt ruhig. Die Verbraucherpreise stagnierten binnen Jahresfrist. Dies ist insbesondere auf die im Jahresvergleich starken Preisrückgänge bei Energie und Nahrungsmitteln zurückzuführen. Die Kernrate der Verbraucherpreise - ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel - verharrte bei 1,1 %. Im Verlauf erhöhten sich die Preise im August gegenüber Juli um 0,2 %, insbesondere weil Heizöl und Kraftstoffe im Preis anzogen.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Oktober-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe wird Ende der 39. Woche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 15. September 2009 vorlagen.

[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.

[3] Zweimonatsvergleich: Juni/Juli gegenüber April/Mai; Dreimonatsvergleich: Mai/Juni/Juli gegenüber Februar/März/April.

Weiterführende Informationen

Zur Rubrik Konjunktur auf www.bmwi.de
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Wirtschaft/konjunktur.html

Downloads

Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
September 2009
PDF: 22,4 KB
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/A/ausgewaehlte-daten-zur-wirtschaftlichen-lage- september-2009,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf


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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 17. September 2009
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Pressestelle des BMWi
Telefon: 03018-615-6121 oder -6131
E-Mail: buero-L2@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2009