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ARBEIT/2368: Weihnachtsgeschäft bringt Extrembelastungen im Einzelhandel (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 30. November 2014

Weihnachtsgeschäft bringt Extrembelastungen im Einzelhandel - Beschäftigte brauchen Tarifverträge für existenzsichernde Einkommen und gute Arbeitsbedingungen



Berlin, 30.11.2014 - Das Weihnachtsgeschäft ist gerade im Einzelhandel eine besondere Zeit: Für die Branche ist es wirtschaftlich extrem wichtig, für die rund drei Millionen Einzelhandelsbeschäftigten ist es gleichzeitig besonders stressbeladen und kraftraubend. "Gerade angesichts dieser Belastungen, die nicht nur im Weihnachtsgeschäft auftreten, ist es nicht akzeptabel, dass der Einzelhandel als eine der größten Branchen in Deutschland zum Spitzenreiter der Prekarisierung wird", sagte Stefanie Nutzenberger, Vorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und zuständig für den Handel.

"Mit der erleichterten Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen, die seit August 2014 gesetzlich geregelt ist, bietet sich nun die Chance, die Tarifverträge des Einzelhandels erneut für allgemeinverbindlich zu erklären. Dieser Weg würde für die Beschäftigten existenzsichernde Löhne und gute Arbeitsbedingungen gewährleisten und für die Unternehmen Wettbewerbsbedingungen ohne schmutzige Konkurrenz durch Lohndumping sichern", betonte Nutzenberger.

Seit Jahren breiten sich prekäre Arbeitsverhältnisse im Einzelhandel immer weiter aus. Arbeitgeber nutzen verstärkt geringfügige Beschäftigungsverhältnisse, sogenannte Minijobs, (Schein-)Werkverträge und erzwungene Teilzeit, während die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze stetig abnimmt. Gleichzeitig entziehen sich immer mehr Einzelhandelsunternehmen durch Flucht aus den Arbeitgeberverbänden der Tarifbindung. Leidtragende sind Verkäuferinnen und Verkäufer, die in Minijob, Teilzeit und tariflosen Unternehmen kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Derzeit verdienen rund 720.000 Beschäftigte - also etwa jede Vierte - nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung weniger als 8,50 Euro pro Stunde.

Doch statt Anerkennung und Respekt für die tägliche Arbeit der Beschäftigten zu zeigen, fordert der Handelsverband HDE jetzt sogar 24-stündige Ladenöffnungszeiten. "Das ist ein absurder Vorschlag, der ausschließlich zulasten der Beschäftigten gehen würde", so Nutzenberger. Denn schon jetzt müssten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelhandel immer flexibler und immer länger am Abend oder in der Nacht arbeiten.

"Wir erwarten von den Arbeitgebern, ihren regionalen Verbänden und dem HDE, dass sie ihrer sozialpolitischen Verantwortung gerecht werden und endlich mit dafür Sorge tragen, dass prekäre Beschäftigung im Einzel- und Versandhandel beendet wird", forderte Nutzenberger. "Es muss Schluss sein mit Lohndumping und schlechten Arbeitsbedingungen. Von der Allgemeinverbindlichkeit profitieren die Beschäftigten - Tarifverträge sind wichtig für Millionen Menschen im Einzelhandel, nicht nur in der bevorstehenden Weihnachtszeit."

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Quelle:
Presseinformation vom 30.11.2014
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christoph Schmitz - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2014