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ARBEIT/2019: Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2011 - Azubi-Gehälter legen deutlich zu (idw)


Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) - 04.01.2012

Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2011: Azubi-Gehälter legen deutlich zu


708 € brutto im Monat verdienten die Auszubildenden 2011 durchschnittlich in Westdeutschland. Die tariflichen Ausbildungsvergütungen erhöhten sich um 2,9 % und damit stärker als im Jahr 2010 mit 1,3 % (siehe Schaubild 1 [1]).

In Ostdeutschland stiegen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2011 sogar um 4,9 % auf durchschnittlich 642 € im Monat - und somit ebenfalls deutlich mehr als im Jahr zuvor (2,9 %). Der Abstand zum westlichen Tarifniveau hat sich weiter verringert: Im Osten werden jetzt 91 % der westlichen Vergütungshöhe erreicht (2010: 89 %).

Für das gesamte Bundesgebiet lag der tarifliche Vergütungsdurchschnitt 2011 bei 700 € pro Monat und damit um 3,2 % über dem Vorjahreswert von 678 €. Zu diesen Ergebnissen kommt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2011. Ermittelt wurden die durchschnittlichen Vergütungen für 185 Berufe in West- und 150 Berufe in Ostdeutschland. In diesen Berufen werden 89 % der Auszubildenden ausgebildet. Zwischen den Ausbildungsberufen gibt es jedoch erhebliche Unterschiede in der Vergütungshöhe (siehe Schaubild 2 [2])

So waren 2011 in den Berufen des Bauhauptgewerbes (zum Beispiel Maurer/Maurerin) hohe Ausbildungsvergütungen vor allem in Westdeutschland tariflich vereinbart: Sie lagen dort mit durchschnittlich 943 € pro Monat noch deutlich höher als in Ostdeutschland mit 750 €. Ebenfalls hoch waren die Vergütungen beispielsweise in den Berufen Mechatroniker/Mechatronikerin (West: 868 €, Ost: 847 €) und Industrie-mechaniker/Industriemechanikerin (West: 865 €, Ost: 826 €); die Ost-West-Abweichungen fielen hier wesentlich geringer aus. Einheitlich hohe Vergütungen in West- und Ostdeutschland waren zum Beispiel in den Berufen Medientechnologe/Medientechnologin Druck mit jeweils 885 € sowie Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen mit jeweils 853 € zu verzeichnen.

Eher niedrige Ausbildungsvergütungen wurden dagegen zum Beispiel in den Berufen Tischler/Tischlerin (West: 543 €, Ost: 433 €), Maler und Lackierer/Malerin und Lackiererin (West und Ost: 528 €), Bäcker/Bäckerin (West: 500 €, Ost: 463 €), Florist/Floristin (West: 460 €, Ost: 312 €) und Friseur/Friseurin (West: 456 €, Ost: 269 €) gezahlt.

Bei den ermittelten berufsspezifischen Durchschnittswerten ist jedoch zu beachten, dass häufig auch im gleichen Beruf die tariflichen Ausbildungsvergütungen je nach Branche und Region erheblich voneinander abweichen. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die tariflichen Ausbildungsvergütungen nur in der betrieblichen Ausbildung gelten. In der aus öffentlichen Mitteln finanzierten außerbetrieblichen Ausbildung erhalten die Auszubildenden in der Regel erheblich niedrigere Vergütungen, die hier nicht mit einbezogen sind.

Insgesamt verteilen sich die tariflichen Ausbildungsvergütungen in den untersuchten Berufen im Jahr 2011 wie folgt: In Westdeutschland bewegten sich die Vergütungen für 59 % der Auszubildenden zwischen 500 und 799 €. Weniger als 500 € erhielten 3 % der Auszubildenden, 800 € und mehr gingen an 38 % der Auszubildenden. In Ostdeutschland waren für 51 % der Auszubildenden Vergütungen von 500 bis 799 € zu verzeichnen. Unter 500 € lagen die Vergütungen für 27 % der Auszubildenden, 22 % erhielten eine Vergütung von 800 € und mehr.

Auch zwischen den Ausbildungsbereichen bestanden 2011 in West- und Ostdeutschland deutliche Unterschiede (siehe Schaubild 3). Überdurchschnittlich hohe Ausbildungsvergütungen wurden in Industrie und Handel (West: 781 €, Ost: 701 €) und im Öffentlichen Dienst (West und Ost: 760 €) erreicht. Unter dem Gesamtdurchschnitt lagen dagegen die Vergütungen im Handwerk, bei den Freien Berufen und in der Landwirtschaft. Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass insbesondere in den Bereichen Industrie und Handel sowie Handwerk die Vergütungen zwischen den einzelnen Berufen stark differieren.

Das BIBB errechnet auch die Vergütungsdurchschnitte für die weiblichen und männlichen Auszubildenden: Danach kamen 2011 in Westdeutschland die männlichen Auszubildenden auf durchschnittlich 721 €, die weiblichen auf 688 €. In Ostdeutschland betrug der tarifliche Durchschnittswert für männliche Auszubildende 658 € und für weibliche 614 €. Die abweichenden Vergütungsdurchschnitte erklären sich dadurch, dass junge Frauen häufiger in Berufen mit einer eher niedrigeren Ausbildungsvergütung anzutreffen sind als junge Männer.

Bei allen Beträgen handelt es sich jeweils um die durchschnittlichen tariflichen Vergütungen während der gesamten Ausbildungszeit. Für die einzelnen Ausbildungsjahre ergeben sich für 2011 folgende Werte:

• In Westdeutschland betrugen die Vergütungen im 1. Ausbildungsjahr durchschnittlich 633 €, im zweiten 703 € und im dritten 785 € pro Monat.

• In Ostdeutschland beliefen sich die Ausbildungsvergütungen im 1. Ausbildungsjahr auf durchschnittlich 571 €, im zweiten auf 642 € und im dritten auf 706 € pro Monat.


[1] http://www.bibb.de/dokumente/pdf/entwicklung_der_ausbildungsverguetungen_von_2006_bis_2011.pdf
[2] http://www.bibb.de/dokumente/pdf/ausbildungsverguetungen_in_20_ausgewaehlten_berufen_2011.pdf
[3] http://www.bibb.de/dokumente/pdf/ausbildungsverguetungen_nach_ausbildungsbereichen_2011.pdf

Weitere Informationen im Internetangebot des BIBB unter:
www.bibb.de/ausbildungsverguetung

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution630


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Andreas Pieper, 04.01.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Januar 2012