Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

ARBEIT/1963: Tarife steigen jahresbezogen um durchschnittlich 2,0 Prozent (idw)


Hans-Böckler-Stiftung - 06.07.2011

WSI-Tarifarchiv zieht Zwischenbilanz - Tarife steigen jahresbezogen um durchschnittlich 2,0 Prozent


Die Tarifabschlüsse im 1. Halbjahr 2011 liegen deutlich über denen des Vorjahres. In vielen Bereichen wurden wieder dauerhafte Tarifsteigerungen vereinbart, nachdem im vergangenen Jahr Pauschalzahlungen eine große Bedeutung hatten. In einer Reihe von Branchen wurden für dieses Jahr Tarifsteigerungen von 3 Prozent und mehr vereinbart. In der chemischen Industrie wurde eine Tariferhöhung von 4,1 Prozent bei einer Laufzeit von 15 Monaten vereinbart. Im Durchschnitt beträgt die Gesamtlaufzeit der Abschlüsse fast 23 Monate. Dies ergibt sich aus der aktuellen Halbjahresbilanz(*), die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung vorlegt.

Rechnet man die diesjährigen Tarifabschlüsse für rund 4,5 Mio. Beschäftigte mit ihren unterschiedlichen Laufzeiten auf das Jahr um, dann ergibt sich eine vorläufige jahresbezogene Tarifsteigerung gegenüber 2010 von nominal 2,3 Prozent. Für die 7,8 Mio. Beschäftigten mit länger laufenden Abschlüssen aus dem Vorjahr ergibt sich für 2011 dagegen eine jahresbezogene Tarifsteigerung von 1,8 Prozent. Insgesamt errechnet sich aus diesen Daten für das Jahr 2011 für 12,3 Mio. Beschäftigte eine durchschnittliche nominale Tarifsteigerung von 2,0 Prozent (siehe auch die Tabellen in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Diese Tarifsteigerung ist also von den niedrigeren Abschlüssen des vergangenen Jahres mitbestimmt.

"Diese vorläufige Tarifbilanz stimmt insgesamt nur verhalten optimistisch" sagt Dr. Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs, "die Tarifsteigerungen sind zwar erkennbar höher ausgefallen als im Vorjahr, aber sie werden durch den unerwartet starken Anstieg der Verbraucherpreise größtenteils wieder aufgezehrt." In einigen Wirtschaftsbereichen werde, auf das ganze Jahr gerechnet, eine Sicherung der realen Tarifeinkommen voraussichtlich nicht gelingen.

Allerdings lieferten Quartalsdaten des Statistischen Bundesamtes Hinweise darauf, dass die Brutto-Effektivlöhne 2011 erstmals seit Jahren stärker ansteigen könnten als die Tarifeinkommen. Hintergrund sind durch die gute Konjunktur steigende Arbeitszeiten und außertarifliche Bonuszahlungen in manchen Unternehmen. Sollte sich der konjunkturelle Aufschwung im kommenden Jahr, wie von vielen Instituten prognostiziert, fortsetzen, könne es zu einem weiteren Erstarken der Tarifentwicklung kommen, so Bispinck. Unter anderem, weil die höheren Abschlüsse aus 2011 auch ins Folgejahr wirken und 2012 in wichtigen industriellen Leitbranchen Tarifrunden anstehen.

(*) R. Bispinck/WSI-Tarifarchiv, Tarifpolitischer Halbjahresbericht 2011, Informationen zur Tarifpolitik, Juli 2011. Download:
http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_hjb_2011.pdf

Die PM mit Tabellen zur Entwicklung in verschiedenen Wirtschaftsbereichen und ausgewählten Tarifabschlüssen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2011_07_06.pdf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution621


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hans-Böckler-Stiftung, Rainer Jung, 06.07.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2011