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AGRAR/1844: Bauern sind durch die Politik verunsichert (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 15. Oktober 2018

DBV-Konjunkturbarometer zeigt deutlich verminderte Investitionstätigkeit

Rukwied: Bauern sind durch die Politik verunsichert


Die Dürreschäden in vielen Regionen Deutschlands und die schwierige Situation auf wichtigen Märkten hinterlassen deutliche Spuren im aktuellen Konjunkturbarometer Agrar des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Eine schlechte Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage lässt viele Betriebsleiter hoffen, dass die Zukunft nur besser werden kann. Nach den neuesten Daten für den Monat September hat sich die Liquiditätslage der deutschen Landwirte weiter verschlechtert. Gleichzeitig fallen die Investitionspläne der Landwirte im Jahresvergleich deutlich kleiner aus. Einen wesentlichen Grund dafür sieht der Deutsche Bauernverband in den unsicheren politischen Rahmenbedingungen insbesondere in der Tierhaltung.

"Investitionen brauchen Sicherheit, aber die Bauern sind verunsichert und scheuen deshalb das Risiko einer Investition. Die Politik muss endlich erkennen, dass die Landwirte eine langfristige und verlässliche Planungssicherheit brauchen", sagt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied.

Aktuell ist der Index des Konjunkturbarometer Agrar gegenüber der vorangegangenen Erhebung aus Juni 2018 von 21,1 Punkten auf 23,4 Punkte leicht gestiegen. Der aktuelle Indexwert liegt damit um 3,2 Punkte niedriger als im September 2017 und damit erheblich unter den relativ hohen Werten aus der Zeit von 2011 bis 2014. In der Spitze wurden seinerzeit gut 36 Punkte erreicht. Der Indexwert fasst die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung zusammen.

Die Liquidität der Betriebe hat sich gegenüber Juni weiter verschlechtert. Der Anteil der Landwirte, der die aktuelle betriebliche Liquidität als angespannt bewertet, ist im Osten Deutschlands mit 25 Prozent als Folge der dort stark ausgeprägten Dürreschäden besonders hoch. Im Vergleich der Betriebsformen ist die Liquidität vor allem in den Veredlungsbetrieben auf Grund gefallener Erzeugerpreise und höherer Futterkosten angespannt. Gut ein Fünftel der Veredlungsbetriebe beklagt eine angespannte Liquiditätssituation.

Die Investitionsplanungen der Landwirte für die kommenden sechs Monate bleiben auf einem relativ niedrigen Niveau. Nur 31 Prozent der Landwirte wollen in dieser Zeit investieren; bereits vor einem Jahr waren es mit 32 Prozent kaum mehr. Das für die nächsten sechs Monate geplante Investitionsvolumen liegt mit 4,7 Milliarden Euro um 0,5 Milliarden Euro unter dem entsprechenden Vorjahresstand. Das ist gegenüber dem relativ hohen Niveau der Jahre 2013 und 2014 mit geplanten halbjährlichen Investitionsvolumina von gut 6 Milliarden Euro erheblich weniger. Investitionen in eine leistungsfähige Landwirtschaft sichern auch viele Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen. Investitionen in Ställe gehen grundsätzlich mit mehr Tierwohl einher.

Vom aktuell geplanten Investitionsvolumen in Höhe von 4,7 Milliarden Euro entfallen auf den Bereich Ställe und Stalltechnik 2,3 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein deutliches Minus von 0,8 Milliarden Euro. Auch Landkäufe gehen stark zurück. Mit 1,0 Milliarden Euro fallen die vorgesehenen Maschineninvestitionen im Jahresvergleich dagegen um 0,1 Milliarden Euro höher aus. Investitionsvorhaben im Bereich Erneuerbare Energien bleiben mit 1,0 Milliarden Euro stabil. Zulegen werden Investitionen in nichtlandwirtschaftliche Zwecke wie für Wohngebäude.

Auf der Notenskala von 1 bis 5 wird die künftige wirtschaftliche Entwicklung im Durchschnitt der Betriebe mit 2,95 etwas besser beurteilt als die aktuelle wirtschaftliche Situation mit einem Wert von 3,08. Gegenüber Juni fällt die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Situation in allen Betriebsformen schlechter aus, besonders aber in den Veredlungsbetrieben. Die Zukunftserwartungen haben sich dagegen zwischen Juni und September in allen Betriebsformen deutlich verbessert.

Neben den vielfach enttäuschenden Ernteergebnissen sind niedrigere Schweine- und Rinderpreise sowie gestiegene Energie-, Dünge- und Futtermittelpreise Ursache für die aktuell verschlechterte wirtschaftliche Lage in den Betrieben. Positiv auf die Stimmungslage in den Betrieben wirken sich dagegen gestiegene Getreidepreise sowie die Preissituation auf dem Milchmarkt aus. Ein besonders belastender Einfluss geht unverändert von den Pachtpreisen aus. Relativ positiv werden hingegen die Kapitalmarktzinsen und Leasing-Konditionen beurteilt.

Mit Ausnahme des Getreidesektors werden im Jahresvergleich mit September 2017 in allen Bereichen niedrigere Erzeugerpreise und höhere Betriebsmittelpreise beklagt.

Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des DBV, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Zur aktuellen Runde im September 2018 befragte dazu das Marktforschungsinstitut Produkt + Markt rund 1.000 Landwirte und Lohnunternehmer in ganz Deutschland.


DBV-Konjunkturbarometer September 2018
https://www.bauernverband.de/mediaarchiv/grab_pic_chris.php?id=717034

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Quelle:
Pressemitteilung vom 15. Oktober 2018
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2018

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