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AGRAR/1393: Landwirtschaft spürt Finanz- und Wirtschaftskrise (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 22. Oktober 2009

Landwirtschaft spürt Finanz- und Wirtschaftskrise

Liquiditätsprogramme helfen in der Not


(DBV) Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die deutsche Landwirtschaft mit zeitlicher Verzögerung voll erwischt. Zurückgehende Nachfrage, eingebrochener Export, der starke Euro und damit die Verteuerung deutscher Lebensmittel in den Exportmärkten haben zu gewaltigen Störungen in den Agrarmärkten geführt. Die Erzeugerpreise sind vielfach abgestürzt: So sank der Erzeugerpreis für Brotweizen um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr, Brotroggen ist um 34 Prozent billiger, Braugerste sogar um 38 Prozent. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass die Bauern im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2008/09 erheblich an Betriebsmitteln eingespart hätten. Darauf verwies der Stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Adalbert Kienle, auf der Pressekonferenz zum aktuellen Konjunkturbarometer Agrar. Bei Obst und Gemüse würden 30 bis 40 Prozent niedrigere Preise erzielt werden. Kein Milchbauer würde - wie hinlänglich bekannt sei - Kosten deckende Erzeugerpreise erzielen. Zwar zeichne sich auf dem Milchmarkt ab, dass zum Jahresende aufgrund von Marktanpassungen durch die Landwirte und eine vorsichtig anziehende Konjunktur sich die Preise verbessern würden. Kienle gab aber zu bedenken, dass die Erzeugerpreise längst noch nicht das Niveau erreicht hätten, das viele Betriebe zur Kosten deckenden Produktion benötigten. Umso wichtiger sei es jetzt, dass die Molkereien positive Marktsignale in ihren anstehenden Listungsgesprächen mit dem Lebensmittelhandel nutzen würden.

Der DBV habe sich im Hinblick auf die Überwindung der Finanz- und Wirtschaftskrise für ein umfangreiches Konjunkturprogramm Landwirtschaft eingesetzt, auch mit großen Demonstrationen in Berlin und Frankfurt. Um Konkurse bei den landwirtschaftlichen Betrieben zu verhindern, sei ein Liquiditätsprogramm mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen durchgesetzt worden (Übersicht zum Download). Die Liquiditätshilfedarlehen der Landwirtschaftlichen Rentenbank würden in einigen Regionen - vor allem in Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen - sehr stark nachgefragt. 10.000 Betriebe konnten dieses Angebot bereits nutzen. Notwendig sei aber auch eine Bürgschaftsvariante für dieses Hilfsdarlehen, die mit erheblicher zeitlicher Verzögerung jetzt endlich kommen wird. Die Liquidität der Betriebe werde auch durch das erreichte Vorziehen der EU-Direktzahlungen um einen Monat verbessert. Durch die Veränderungen beim Agrardieselsteuersatz würden zusätzliche Steuererstattungen für 2009 in geschätzter Höhe von 280 Millionen Euro möglich, die auch bereits zum großen Teil die landwirtschaftlichen Betriebe erreicht hätten. Auch die Entlastung bei den Krankenversicherungsbeiträgen aus dem Konjunkturpaket II kämen eins zu eins bei den Landwirten an, stellte Kienle fest.

In der Addition könnten die Hilfsmaßnahmen die größten Liquiditätsprobleme in den Betrieben lindern. Andererseits müsse aber auch erkannt werden, dass der Staat nicht das ausgleichen könne, was auf den Märkten verloren gegangen sei.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Oktober 2009
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2009