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KONFERENZ/184: UNIDO-Forum in Wien zu inklusiver und nachhaltiger Industrialisierung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. November 2014

Entwicklung: Inklusive und nachhaltige Industrialisierung gefragt - UNIDO-Forum in Wien billigt Pilotprogramme für Äthiopien und Senegal

von Ramesh Jaura


Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von UNIDO

UNIDO-Generalsekretär Li Yong auf dem Zweiten ISID-Forum in Wien
Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von UNIDO

Wien, 7. November (IPS) - Die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) hat ihre Existenzkrise von 1997 überwunden. Damals stand sie kurz vor der Schließung, nachdem Kanada, der größte Geber USA und Australien mit der Begründung aus dem Staatenbündnis ausgestiegen waren, dass der Privatsektor die industrielle Entwicklung besser vorantreiben könne als ein zwischenstaatliches Gremium.

Fast anderthalb Jahre nachdem die 53 Mitglieder des UNIDO-Ausschusses für Industrieentwicklung den ehemaligen Vizefinanzminister Chinas, Li Yong, zum neuen Generaldirektor ernannt haben, will die Organisation mit einer 'inklusiven und nachhaltigen Industrieentwicklung' (ISID) auf die Herausforderungen der Post-2015-Entwicklungsagenda reagieren.

Es war daher nicht überraschend, dass auf dem zweiten ISID-Forum der UNIDO am 4. und 5. November am UN-Sitz in Wien etwa 450 Teilnehmer aus 92 Ländern - darunter Staats- und Regierungschefs, Minister sowie Vertreter bilateraler und multilateraler Entwicklungspartner, UN-Organisationen, der Privatwirtschaft, nichtstaatlicher Organisationen und aus dem Wissenschaftsbereich - einander die Hände reichten. Bei dem ersten Forum im Juni dieses Jahres hatten sich Regierungsbeamte und wichtige Entscheidungsträger aus der Politik über Strategien und Instrumente von ISID ausgetauscht und Erfahrungen in den verschiedenen Ländern diskutiert.


Gemeinschaftliches Handeln notwendig

"Die Förderung einer inklusiven und nachhaltigen Industrieentwicklung ist ein eindeutiges Mandat, das uns die Mitgliedsstaaten der UNIDO-Generalkonferenz im vergangenen Dezember im peruanischen Lima erteilt haben", sagte Li Yong am 4. November auf dem Forum in Wien. "Seitdem haben wir dieses neue Mandat in vielfacher Hinsicht erfüllt. Heute geben wir ein klares Bekenntnis ab: technische Hilfe kann nicht von den wichtigsten Kräften getrennt werden, die den Verlauf des Fortschritts in unseren Ländern bestimmen. Wir müssen gemeinsam handeln, um die Auswirkungen unserer Arbeit auf die Entwicklung zu steigern. Zusammen werden wir wachsen, die Partnerschaft wird uns stärken. "

Die Beweggründe für die Überlegungen des Generaldirektors liegen auf der Hand. Strategische Partnerschaften sind sinnvoll, um die immer komplexer werdenden Herausforderungen, vor denen die Entwicklung steht, zu meistern. Eine einzelne Entwicklungsstrategie und ein einzelner Akteur können nicht alle sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Probleme angehen, mit denen die Welt heute konfrontiert ist. "Integrierte und partizipative Reaktionen sind notwendig, um Fragen wie den Klimawandel, die Wirtschaftsentwicklung, die steigende Jugendarbeitslosigkeit, Konflikte und global auftretende Pandemien in Angriff zu nehmen", sagte Li.

Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von UNIDO

Äthiopiens Premierminister Desalegn, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, UNIDO-Generaldirektor Li Yong und Senegals Premier Dionne in Wien (von links nach rechts)
Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von UNIDO

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ist zudem davon überzeugt, dass "der übergreifende Imperativ für die Zukunft unseres Planten die nachhaltige Entwicklung ist". In seinen Eingangsbemerkungen zu dem Zweiten Forum sagte Ban: "Wir haben die Vision einer gerechten Welt, deren Ressourcen zum Wohl der Menschen optimiert werden. Inklusive und nachhaltige Industrieentwicklung kann zum Erfolg führen." Unter dem Applaus der Anwesenden führte Ban weiter aus, dass der Klimawandel eine Öffnung für inklusive und nachhaltige Entwicklung bedeute. "Kluge Regierungen und Investoren erkunden innovative grüne Technologien, die die Umwelt schützen und zu Wirtschaftswachstum führen können. Damit die Industrieentwicklung nachhaltig sein kann, muss sie die alten, die Umwelt verschmutzenden Modelle hinter sich lassen. Wir brauchen nachhaltige Ansätze, die den Gemeinschaften helfen, ihre Ressourcen zu erhalten."


Neue Pilotprogramme für Äthiopien und Senegal

Das UNIDO-Forum billigte nach eingehender Untersuchung neue Pilotprogramme für Länderpartnerschaften, die die inklusive und nachhaltige Industrieentwicklung in Äthiopien und im Senegal fördern sollen. Die Programme stützen sich auf genaue Analysen und Einsichten, zu denen UNIDO-Experten während der vergangenen Monate bei Besuchen in den beiden Ländern kamen. Sie fanden dort mehrere starke Partner auf lokaler und internationaler Ebene und entwarfen auf dieser Grundlage die Partnerschaftsprogramme.

Die Arbeit von UNIDO im Bereich der inklusiven und nachhaltigen Industrialisierung in Afrika wurde von dem äthiopischen Regierungschef Hailemariam Desalegn und seinem senegalesischen Amtskollegen Mohamed Dionne lobend hervorgehoben. Desalegn erklärte, das die inklusive und nachhaltige Industrialisierung die Entwicklung seines Landes voranbringen werde. Äthiopien freue sich darauf, die Transformation seiner Wirtschaft zu verbessern. Ein solches Partnerschaftsmodell werde dabei helfen, diese Vision umzusetzen.

Ministerpräsident Dionne sagte, Wirtschaftswachstum müsse zur Überwindung der Armut führen und das Problem der Arbeitslosigkeit in Betracht ziehen. Die inklusive und nachhaltige Industrialisierung könne helfen, Senegals Entwicklungsplan durch kollektives Handeln umzusetzen.


Anstrengungen verstärken

Generaldirektor Li versicherte den beiden Premierministern, dass die UNIDO die Regierungen von Äthiopien und Senegal voll und ganz bei der Umsetzung der Programme unterstützen werde. Die Pilotprogramme seien "der Beginn einer größeren, umfassenderen und ehrgeizigen Strategie für die künftige technische Zusammenarbeit von UNIDO mit den und für die Mitgliedsstaaten, um deren Industrialisierung zu unterstützen". Li fügte hinzu: "Wir müssen die Produktionskapazitäten steigern. Wir müssen Firmen gründen. Wir müssen unsere Bauern und Unternehmer erreichen und wirtschaftliche Diversifikation und strukturellen Wandel auf der Basis eines Mehrwerts für die Rohstoffe dieser Länder fördern."

"Denken Sie an eine einfache Kaffeebohne", sagte Ban am 3. November auf der UN-Konferenz über Entwicklungsbinnenstaaten (LLDCs) in Wien. "Alle LLDCs können eine Kaffeebohne so verkaufen, wie sie ist. Die entwickelten kreativen Staaten mahlen jedoch diese Kaffeebohne und verkaufen das Produkt zu einem höheren Preis. Ähnlich verhält es sich mit Mineralien. Viele Entwicklungsländer verkaufen sie in ihrem ursprünglichen Zustand. Ausländische Unternehmen erzielen für das weiterverarbeitete Produkt einen viel besseren Preis."

Li erklärte auf dem ISID-Forum, die beiden Pilotprogramme für Äthiopien und Senegal seien der Beginn einer umfassenderen und ehrgeizigeren Strategie von UNIDO für die technische Zusammenarbeit mit und für Mitgliedsstaaten zur Unterstützung ihrer Industrialisierungsziele. "Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir die Planung der Länderpartnerprogramme zu Ende führen und uns auf die Impulse stützen, die wir in diesem Forum erhalten." Die Teilnehmer der Beratungen kamen in Wien unter anderem zu dem Schluss, dass es keine Alternative zu öffentlich-privaten Partnerschaften gebe, die vorrangig auf die Überwindung der Armut abzielen müssten. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/11/unido-comes-a-long-way/

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IPS-Tagesdienst vom 7. November 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2014