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EL-AAIUN/018: Spanische Aktivisten, die sich in El-Aaiun verstecken, sprechen von "Genozid" (UPES)


Saharawi Journalists and Writers Union, UPES - 15. November 2010

Zwei spanische Aktivisten, die sich in El-Aaiun versteckt halten, sprechen von "Genozid"


Den Aktivisten Isabel Terraza aus Spanien und Antonio Velazquez aus Mexiko, die sich seit der Zeit vor Ausbruch des Konflikts in El-Aaiun vor den Sicherheitskräften verstecken konnten, ist es gelungen, sich mit der spanischen Presse in Verbindung zu setzen. Sie verurteilen den "Genozid des marokkanischen Regimes an der saharauischen Zivilbevölkerung und fordern die Vereinten Nationen sowie das Rote Kreuz auf, schnell zu handeln und den Konflikt zu lösen".

In einer von ihnen auf YouTube veröffentlichten Video-Botschaft (s.u.), die von saharauischen Widerstandsorganisationen sowie der Westsahara Foundation unterstützt wird, erklären die beiden Aktivisten, die "gewaltsame Unterdrückung" der marokkanischen Sicherheitskräfte gegen die saharauische Bevölkerung seit der brutalen Vertreibung aus dem etwa 15 Meilen von El-Aaiun entfernt gelegenen Lager Gdeim Izik am 8. November selbst miterlebt zu haben.

"Wir sind Zeugen des Genozids, den das marokkanische Regime zur Zeit in der Hauptstadt Westsaharas an der saharauischen Zivilbevölkerung begeht", lautet das Schreiben, in dem Velázquez und Terraza mitteilen, daß sie sich zu ihrer persönlichen Sicherheit seit Tagen "versteckt halten".

"Sie wollen uns finden und uns töten, weil wir auf diese Weise der ganzen Welt einen persönlichen Zeugenbericht vorlegen (...), aber tausende Saharauis befinden sich in der gleichen Lage oder sind noch schlimmer dran, weil marokkanische Polizei und Soldaten gewaltsam in die Häuser eindringen und foltern, [wenn sie etwas finden, das ihnen nicht gefällt], und viele Menschen an dieser Folter sterben", berichtet Velázquez.

Darüber hinaus verurteilen die Aktivisten die Entscheidung Rabats, die ausländische Presse an der Fahrt in die Stadt zu hindern, in Hinsicht darauf, daß der Zweck dieser Maßnahme darin besteht, die "Greueltaten zu verdecken".

Terraza und Velázquez fordern als Konsequenz, das "schnelle" Einschreiten des Sicherheitsrates, um "eine unabhängige Stimme und den Schutz der Menschenrechte der saharauischen Bevölkerung zu gewährleisten", und des Internationalen Roten Kreuzes, um "den Opfern der Aggression zu helfen".

"Es handelt sich hier um einen internationalen Notfall, und alle internationalen Organe sind aufgerufen, dieses Abschlachten zu beenden", warnen die Aktivisten. Gleichzeitig fordern sie die internationale Gemeinschaft auf, "den gewaltsamen Überfall auf Zivilisten in der marokkanischen Sahara" zu verurteilen.

Marokko weigert sich nach wie vor, internationalen Medien oder Journalisten den Zugang in die Region zu gestatten, und es ist ihm gelungen, jeden diesbezüglichen Versuch von Pressevertretern zu unterbinden und sie unverzüglich abzuschieben. Ein spanischer Staatsbürger saharauischer Herkunft wurde Berichten zufolge vor ein paar Tagen von marokkanischen Sicherheitskräften getötet, nachdem man ihn laut seiner Familie, die in Spanien lebt, wegen seiner Volkszugehörigkeit angegriffen hatte.


Spanien rettet zwei weitere Spanier, die sich in El-Aaiun versteckt hielten

Zwei Spanier, die sich in der Stadt versteckt hatten, verließen diese gestern abend unter Polizei-Eskorte, nachdem Spanien mit Rabat über ihre sichere Abreise verhandelt hatte. Javier Sopeña und Silvia García kamen heute früh in Las Palmas an und wurden von ihren Familien am Flughafen willkommen geheißen. Beide haben sich bislang geweigert, zur Situation in der Stadt Stellung zu nehmen.

Auch Isabel Terraza und Antonio Velázquez verhandeln über ihren sicheren Abzug, aber das Angebot, gestern mit den zwei anderen abzureisen, lehnten sie ab, weil sie, eigenen Abgaben zufolge, beide um ihre Sicherheit fürchteten. "Wir fahren ab, wenn ein offizieller Vertreter des Konsulats uns abholt und zum Flughafen bringt", erklärten sie gegenüber der spanischen Botschaft. "Anderenfalls würden wir verhaftet und ins Gefängnis geworfen."

Video, das am Montag früh von den beiden Aktivisten herausgegeben wurde (auf Spanisch): (*)


(*) Anmerkung der Schattenblick-Redaktion:
Video (1:58 Min.) und englischer Originaltext unter
http://www.upes.org/bodyindex_eng.asp?id=2193&field=sosio_eng


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Quelle:
Meldung vom 15.11.2010
Saharawi Journalists and Writers Union - UPES
Internet: www.upesonline.info und www.upes.org
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2010