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STATISTIK/433: Ein Drittel der Bevölkerung kann sich unerwartete größere Anschaffungen nicht leisten (Destatis)


Statistisches Bundesamt - Pressemitteilung vom 27.05.2014

Ein Drittel der Bevölkerung kann sich unerwartete größere Anschaffungen nicht leisten



WIESBADEN - Ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland (33,4%) lebte 2012 in privaten Haushalten, die nach eigener Einschätzung nicht in der Lage waren, unerwartet anfallende Ausgaben aus eigenen Finanzmitteln zu bestreiten. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Ausgaben für größere Anschaffungen oder Reparaturen. Auf Urlaubsreisen mussten knapp 22% der Bevölkerung aus finanziellen Gründen verzichten. Das sind Ergebnisse aus der EU-weit vergleichbaren Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) 2012. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, lagen die Anteile im EU-Durchschnitt mit 40,2% (unerwartet anfallende Ausgaben) und 39,6% (Urlaubsreisen) wesentlich höher als in Deutschland.

Für 8,2% der Bevölkerung Deutschlands war es 2012 darüber hinaus aus finanziellen Gründen nicht möglich, mindestens jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch, Geflügel oder Fisch beziehungsweise eine entsprechende vegetarische Mahlzeit einnehmen zu können (EU: 11,0%).

Unter der armutsgefährdeten Bevölkerung[1] waren die finanziellen Schwierigkeiten besonders groß: Fast drei Viertel (73,2%) der Armutsgefährdeten in Deutschland konnten unerwartet auftretende Ausgaben[2] finanziell nicht aus eigener Kraft bewältigen (EU: 71,7%). Mehr als die Hälfte (57,6%) von ihnen konnte sich keine einwöchige Urlaubsreise leisten (EU: 70,4%). Rund ein Viertel der Armutsgefährdeten (24,8%) musste aus finanziellen Gründen häufiger auf vollwertige Mahlzeiten verzichten (EU: 25,9%).


Weitere Ergebnisse aus der Erhebung EU-SILC (LEBEN IN EUROPA 2012) sowie methodische Erläuterungen und Publikationen sind auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamtes verfügbar.

Das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) veröffentlicht die Ergebnisse aller an EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions) teilnehmenden Länder in seiner Datenbank.

Fragen zur amtlichen EU-Statistik beantwortet der Europäische Datenservice (EDS).

[1] Eine Person gilt nach der EU-Definition für EU-SILC als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert für Armutsgefährdung). Referenzzeitraum für den Bezug der Einkommen ist bei EU-SILC das der Erhebung vorangegangene Kalenderjahr. Bei der Erhebung EU-SILC 2012 war dies das Einkommensjahr 2011. Staatliche Sozialleistungen sind in den Einkommen enthalten, Steuern und Sozialabgaben sind abgezogen. 2011 lag der Schwellenwert für eine allein lebende Person in Deutschland bei 980 Euro im Monat (11.757 Euro im Jahr), für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.058 Euro im Monat (24.690 Euro im Jahr). 16,1% der Bevölkerung in Deutschland waren im Jahr 2011 armutsgefährdet (EU: 17%). Das entsprach 13 Millionen Menschen in Deutschland und 85 Millionen Menschen in der gesamten Europäischen Union.

[2] Zum Beispiel Ausgaben für größere Anschaffungen. Die Höhe der Ausgaben ist in den einzelnen EU-Staaten unterschiedlich. Der Betrag orientiert sich an der Höhe des jeweiligen nationalen Schwellenwertes für Armutsgefährdung. In Deutschland wurde im Fragebogen der Erhebung des Jahres 2012 danach gefragt, ob der Haushalt unerwartet anfallende Ausgaben in Höhe von mindestens 940 Euro aus eigenen Finanzmitteln heraus bestreiten könnte.


Eine zusätzliche Tabelle bietet die Online-Fassung dieser Presseinfo unter www.destatis.de.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 182 vom 27.05.2014
Herausgeber: Statistisches Bundesamt, Pressestelle
65180 Wiesbaden
Telefon: (0)611/75-34 44
Telefax: (0)611/75-39 76
presse@destatis.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2014