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JUGEND/292: Simbabwe - Gefängnishorror für Jugendliche, mit Schwerkriminellen in einer Zelle (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. April 2012

Simbabwe: Gefängnishorror für Jugendliche - Mit Schwerkriminellen in einer Zelle

von Grit Porsch



Berlin, 13. April (IPS) - Nach einem dreimonatigen Gefängnisaufenthalt in Harare wurde Jim Dube mit gesundheitlichen Schäden und psychischen Störungen entlassen. Der 15-Jährige, der in Wirklichkeit anders heißt, hatte wegen Diebstahls zwei Tage in Polizeigewahrsam verbracht. Dort wurde der Junge nach eigenen Angaben durch schwere Misshandlungen zu einem Geständnis gezwungen, das ihm drei Monate Haft einbrachte.

Inzwischen ist Dube zwar wieder frei, doch die jüngsten Erlebnisse haben ihn gezeichnet. Seiner Mutter zufolge leidet er unter schlimmen Alpträumen, Wutanfällen, Husten und Mangelernährung. "Er redet nicht viel, doch ich sehe ihm an, dass er eine schlimme Zeit hinter sich hat", sagte sie gegenüber dem UN-Informationsdienst IRIN.

Einheimische Menschenrechtsorganisationen prangern seit langem die Bedingungen im Strafvollzug vor allem für junge Menschen an. Weil Jugendgefängnisse fehlen, werden die jungen Straftäter mit Schwerkriminellen in überfüllte Zellen gesperrt und müssen bis zu sechs Monate auf ihren Prozess warten. "Dort werden sie sexuell, physisch und psychisch misshandelt und miserabel versorgt", stellte der Jurist Dzimbabwe Chimbga fest. Der Programmdirektor der zivilen Organisation 'Zimbabwe Lawyers for Human Rights' (ZLHR) spricht von einer Verletzung fundamentaler Menschenrechte.


Problem den Behörden bekannt

Das Justizministerium hat gegenüber ZLHR eingeräumt, man müsse Jugendgefängnisse einrichten, und der Gefängnisbeauftragte Paradzai Zimondi kritisierte bereits 2010 bei einer Besichtigungstour durch die Haftanstalten, die Infrastruktur in Simbabwes Gefängnissen sei weder für Frauen und ihre Kinder noch für Jugendliche geeignet.

"Es gibt in Simbabwe keine aktuellen Zahlen zur Jugendkriminalität, doch lässt sich nicht bestreiten, dass angesichts der hohen Arbeitslosigkeit im Land, die viele Familien in Existenznot bringt, auch Kinder in die Kriminalität getrieben werden", meinte Chimbga.

Caleb Mutandwa, der als Programmdirektor für das lokale Kinderhilfswerk 'Justice for Children Trust' (JTC) arbeitet, stimmte ihm zu. "Uns liegen immer mehr Fälle von Jugendkriminalität vor. Offenbar nimmt man diese Entwicklung in diesen schweren Zeiten einfach so hin", sagte er. Seine Gruppe hat ein Pilotprojekt entwickelt, das sich um die Rehabilitation junger Kleinkrimineller kümmert, um ihnen einen Prozess zu ersparen.

"Sie erhalten die Möglichkeit, über das, was sie angerichtet haben, nachzudenken, den Schaden freiwillig wieder gut zu machen und ihren Opfern zu begegnen", schilderte Mutandwa das Präventionsprogramm. Auch Verwarnungen durch Polizisten und Autoritätspersonen der Gemeinde gehörten dazu. (Ende/IPS/mp/2012)

Links:
http://www.justiceforchildrentrust.org.zw/
http://www.zlhr.org.zw/
http://www.irinnews.org/printreport.aspx?reportid=95265

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. April 2012