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INTERNATIONAL/058: Westafrika - Albinismus als Behinderung respektieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. November 2011

Westafrika: Albinismus als Behinderung respektieren - Ende der Stigmatisierung gefordert

von Brahima Ouédraogo


Ouagadougou, 18. November (IPS) - Vertreter von Behindertenorganisationen der westafrikanischen Staaten Côte d'Ivoire, Mali und Burkina Faso haben auf einem Forum in Ouagadougou Regierungen und Zivilgesellschaft ihrer Länder aufgefordert, Albinismus offiziell als Behinderung anzuerkennen. In vielen afrikanischen Ländern werden Menschen, die unter der genetisch bedingten Pigmentstörung leiden, geächtet, gefürchtet und verfolgt.

In Burkina Faso muss die an Albinismus leidende Journalistikstudentin Judith Traoré befürchten, nach dem Ende ihrer Ausbildung keine Arbeit zu finden - weder bei staatlichen Medien noch im Privatsektor. "Niemand will etwas mit uns zu tun haben, nicht einmal die Familie versteht unsere Probleme", klagte sie im Gespräch mit IPS. "Selbst im Kino oder im Bus behandelt man uns menschenunwürdig und verlangt von uns, anderen Platz zu machen."

"Wir müssen uns selbst um die Anerkennung unserer Rechte und um Arbeitsplätze kümmern", betonte Rosalie Bassolet, Präsidentin des Behindertenverbandes von Burkina Faso (FEBAH). Wie sie berichtete, lebt der Großteil der etwa 500 burkinischen Albinos im Osten des westafrikanischen Landes.


Kleine Erfolge

Moctar Ba, Chef der Malischen Behindertenorganisation (FEMAH), berichtete auf der Konferenz vom 10. bis 13. November in der burkinischen Hauptstadt von einem bemerkenswerten Erfolg. So haben die Behörden seines Landes nach Gesprächen zugesagt, Behinderte einzustellen. "Auf den von mir zusammengestellten Listen standen auch drei bis fünf Personen mit Albinismus", erläuterte er. "Mit zunehmender öffentlicher Präsenz werden Albinos auch von ihren Mitmenschen eher akzeptiert."

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert den Albinismus als Behinderung, denn Betroffene leiden häufig an Sehstörungen und Sonnenbrand und haben ein erhöhtes Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. In einem im Juni veröffentlichten WHO-Bericht heißt es, ein Fünftel der Betroffenen, deren Zahl weltweit auf 110 Millionen bis 190 Millionen geschätzt wird, habe im Alltagsleben mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Überlieferter Aberglaube wird für Albinos in Afrika immer wieder zu einer besonderen Bedrohung. Seit 2008 wurden in Burundi und Tansania Dutzende Betroffener ermordet, weil Teilen ihrer Körper Zauberkräfte zugeschrieben werden, die bei traditionellen Riten eine Rolle spielen.

Alain Coulibaly, Vorsitzender des Verbandes der Albinos in Côte d'Ivoire, hofft, dass auch in seinem Land Albinismus als Behinderung anerkannt wird. Seine Organisation war 2009 gegründet worden, nachdem in der ivorischen Wirtschaftsmetropole ein Albino ermordet worden war.

"Auch wenn uns in Burkina Faso ein solches Verbrechen bisher erspart geblieben ist, muss die soziale Integration der Menschen mit Albinismus vorangetrieben werden", forderte die ivorische Aktivistin Bassolet. Sie setzt sich dafür ein, dass 30 Prozent aller staatlichen Stellen mit Behinderten besetzt werden. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.who.int
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2011