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FRAUEN/340: Somalia - Basketball-Frauenteam trainiert trotz Morddrohungen von Islamisten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Oktober 2011

Somalia: Basketball-Frauenteam trainiert trotz Morddrohungen von Islamisten

Von Shafi'i Mohyaddin Abokar


Mogadischu, 21. Oktober (IPS) - Radikal-islamistische Al-Schabab-Milizen haben Somalias Frauenbasketball-Team den Kampf angesagt. Mit Morddrohungen gegen Teamchefin Suweys Ali Jama und andere Spielerinnen wollen die Extremisten, die weite Teile Somalias und etwa die Hälfte der Hauptstadt Mogadischu kontrollieren, die Teilnahme der Basketballfrauen an den 12. Arabischen Spielen vom 9. bis 23. Dezember in Katar verhindern.

In Somalia ist Basketball nach Fußball die zweitpopulärste Sportart und neben Handball der einzige Profisport, den auch Frauen betreiben. Die Union Islamischer Gerichte (ICU), die sich 2006 als stärkste Kraft im Bürgerkrieg durchgesetzt hatte, verbot Frauensport als 'un-islamisch'. Im Dezember des gleichen Jahres verlor sie jedoch die Kontrolle über Mogadischu.

Jama lässt sich nicht einschüchtern und bleibt auf ihrem Posten. "Solange ich lebe, werde meinen Beruf nicht aufgeben. Später möchte ich Trainerin werden", sagte sie IPS. Für ihren sportlichen Auftritt in Katar trainieren Somalias Basketballfrauen in der Hauptstadt unter Polizeischutz auf dem Hof einer Polizeikaserne.

"Mich haben sie telefonisch gewarnt: 'Wo immer du bist, wir finden dich'", berichtete Aisha Mohamed, die stellvertretende Chefin des Nationalteams. "Ich sei doppelt schuldig, sagen sie. Als Sportlerin verstoße ich gegen islamische Vorschriften, und als Mitglied des somalischen Militärsportvereins sei ich eine Marionette der Ungläubigen", berichtete die passionierte Basketballspielerin. Ihre Mutter war früher Mitglied des Nationalteams, und sie selbst spielt seit ihrer Kindheit.


Gute Publizität für verfehlten Staat

Der Präsident des somalischen Basketballverbandes, Hussein Ibrahim Ali, setzt große Hoffnungen in die Teilnahme somalischer Sportlerinnen an den Arabischen Spielen. Er denkt dabei weniger an mögliche sportliche Erfolge als vielmehr an die positive Publizität für sein Land, das sonst nur mit Bürgerkrieg und Hungerkatastrophen international für Schlagzeilen sorgt.

"Es wäre eine großartige Werbung, nicht für unseren auf Sponsoren hoffenden Verband, sondern für das ganze Land, wenn die Welt sieht, dass sich unsere Sportlerinnen trotz aller Schwierigkeiten an einem solchen internationale Wettkampf beteiligen", sagte Ali. (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2011