Universität Trier - 05.04.2016
US-Sanktionen machen Arme in Zielländern noch ärmer
Matthias Neuenkirch und Florian Neumeier werten Daten von 1982 bis 2011 aus
Wirtschaftssanktionen sind in der internationalen Politik ein wichtiges Instrument, um die Politik in einem Zielland durch wirtschaftlichen Schaden zu beeinflussen. Kritiker befürchten, dass sich die Sanktionen zwar gegen Regierungen richten, aber hauptsächlich die Bevölkerung und insbesondere ärmere Schichten darunter leiden. In einer Untersuchung haben Juniorprofessor Dr. Matthias Neuenkirch (Universität Trier) und Dr. Florian Neumeier (Universität Marburg) diese Befürchtungen bestätigt. Am Beispiel der Vereinigten Staaten haben sie herausgefunden, dass US-Sanktionen in den Zielländern tatsächlich zu größerer Armut führen. Der negative Effekt verschärft sich, wenn sich andere Staaten oder internationale Organisationen an den Sanktionen beteiligen.
Neuenkirch und Neumeier finden heraus, dass die "Armutslücke" in
sanktionierten Ländern um 3,8 Prozentpunkte höher ist als in der nicht
sanktionierten Kontrollgruppe. Die Armutslücke beschreibt den mittleren
Abstand der verfügbaren Haushaltseinkommen der armen Bevölkerung zur
Armutsgrenze. Dies ist auch vor dem Hintergrund besonders unfair, dass das
herrschende Regime oftmals nicht demokratisch gewählt wurde. Darüber
hinaus arbeiten die beiden Autoren heraus, dass die Konsequenzen im
Hinblick auf die Armut größer sind, wenn sich weitere Staaten oder
internationale Organisationen den Sanktionen anschließen. Schließlich
stellen die Wissenschaftler auch fest, dass die Entwicklungshilfe für die
sanktionierten Länder und das Handelsvolumen in den Zielländern
zurückgehen.
In der im "Journal of Development Economics" erschienenen Studie untersuchen der Juniorprofessor an der Universität Trier und der Postdoktorand an der Philipps-Universität Marburg diese Effekte, die bis dato nur durch qualitative Evidenz anhand einzelner Länderstudien unterstützt waren. Auf der Basis eines umfangreichen Datensatzes für den Zeitraum 1982-2011 untersuchen sie den Einfluss auf Länder, die tatsächlich US-Sanktionen ausgesetzt waren. Diese Länder setzen sie in Vergleich zu einem mit Hilfe eines "Matching-Ansatzes" gewichteten Datensatz von Ländern, die der erstgenannten Gruppe sehr ähnlich sind, aber keinen US-Sanktionen ausgesetzt sind. Damit wird sichergestellt, dass die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen nur durch US-Sanktionen verursacht werden und nicht durch die in den sanktionierten Ländern typischerweise schlechtere politische und ökonomische Situation.
Der vollständige Aufsatz kann hier abgerufen werden:
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0304387816300177
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution103
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Trier, Peter Kuntz, 05.04.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2016
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