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ARBEIT/444: Rechtlos in Singapur - Chinesen schuften im Ausland als billige Wanderarbeiter (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Februar 2011

China: Rechtlos in Singapur - Chinesen schuften im Ausland als billige Wanderarbeiter

Von Grit Porsch


Berlin, 10. Februar (IPS) - Über 778.000 chinesische Arbeitskräfte stehen derzeit in über 190 Ländern in Lohn und Brot. Allein in Singapur arbeiten schätzungsweise 200.000 chinesische Migranten auf Baustellen, in Fabriken, Läden und Restaurants. Trotz formal korrekter Arbeitsverträge sind sie hier meist der Willkür und der ständigen Kontrolle ihrer Arbeitgeber ausgeliefert. Wer aufmuckt oder im Betrieb überflüssig wird, wird gefeuert und unverzüglich zurückgeschickt.

Die in Hongkong ansässige zivile Organisation 'China Labour Bulletin' (CLB), die sich seit ihrer Gründung 1994 für Arbeiterrechte in China einsetzt, hat die Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer in Singapur schuftenden Landsleute untersucht und jetzt das Ergebnis der Recherche vor Ort in einem 60-seitigen Bericht ('Hired on Sufferance: China's migrant workers in Singagpore') veröffentlicht.

Darin werden die Regierungen in China und Singapur aufgefordert, die Arbeitsbedingungen der Chinesen besser zu kontrollieren, deren Rechtslage zu verbessern und nicht länger zuzulassen, dass Singapurs Arbeitgeber die Migranten aus dem Reich der Mitte als geduldete Arbeitsklaven ausbeuten.

Soziale Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung werden nach Möglichkeit unterbunden. Auch der Zugang zu medizinischer Versorgung ist eingeschränkt. Wer einen Arbeitsunfall erleidet, kann sich nicht darauf verlassen, angemessen entschädigt zu werden. Aus Unkenntnis des Rechtswegs, aus Furcht vor dem Verlust des Jobs oder wegen der zahlreichen behördlichen Hürden verzichten die meisten Migranten darauf, ihre Rechte einzuklagen.

Peking fördert die zeitweilige Migration von Hunderttausenden Arbeitskräften. Sie haben in den vergangenen 20 Jahren umgerechnet vier Milliarden US-Dollar an Löhnen nach Hause überwiesen und damit die wirtschaftliche Entwicklung in ihren Heimatregionen angekurbelt. Zudem entlasten sie den heimischen Arbeitsmarkt. Die Lizenz für den Migrantenexport durch Vermittlungsagenturen erteilt das chinesische Handelsministerium. Das Ticket für einen Job in Singapur kann chinesische Arbeitsuchende bis zu zwei Jahreslöhne kosten.

Japan ist derzeit der größte Importeur chinesischer Arbeitsmigranten. CLB hat auch ihre Situation untersucht und wird in wenigen Tagen einen Bericht mit dem Titel 'Unfulfilled Dreams in a Foreign Land: The rights and interests of Chinese 'trainees' 'vorlegen. (Ende/IPS/mp/2011)


Link:
http://www.china-labour.org.hk/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 10. Februar 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2011