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NAHOST/1227: Allianz von CIA und Al Kaida richtet Syrien zugrunde (SB)


Allianz von CIA und Al Kaida richtet Syrien zugrunde

Washingtons Unterstützung für den Dschihad - das offene Geheimnis



Nach Beginn der Krise in Syrien im März 2011 hieß es lange Zeit, die Aufständischen bekämen Waffen und Munition hauptsächlich aus Saudi-Arabien und Katar. Ende 2011, kurz nach dem Sturz und der Ermordung Muammar Gaddhafis, gab es erste Berichte über einen Zustrom von Waffen und sunnitischen Söldnern aus Libyen nach Syrien. Im Juni 2012 erfuhr man, daß die CIA ein geheimes Büro im Südosten der Türkei eröffnet hatte, von wo aus man den Kampf der Aufständischen in Syrien zu koordinieren und zu gewährleisten versuchte, daß Rüstungsmaterial vornehmlich bis ausschließlich an gemäßigte Gruppen ginge. Glaubhaften Medienberichten zufolge werden die syrischen Rebellen in Jordanien von westlichen Spezialstreitkräften ausgebildet. Offiziell leisten die USA und ihre NATO-Verbündeten Frankreich, Großbritannien und die Türkei den syrischen Regierungsgegnern lediglich "nicht-militärische" Hilfe. Beide Behauptungen, der Versuch der Zurückdrängung dschihadistischer Kräfte und die Nicht-Gewährleistung militärischer Hilfe durch den Westen, entpuppen sich zusehends als Elemente eines gigantischen Täuschungsmanövers, das davon ablenken soll, daß eine unheilige Allianz aus CIA und Al Kaida den säkularen Staat Syrien zugrunde richtet und für den gewaltsamen Tod von bisher mehr als 70.000 Menschen hauptverantwortlich ist.

Die New York Times berichtete am 25. März unter der Überschrift "Arms Airlift to Syria Rebels Expands, With Aid From C.I.A." von einer großangelegten "geheimen Operation der Militärlogistik", die im Januar 2012 anlief, vom US-Auslandsgeheimdienst koordiniert wird und aus mindestens 160 Flügen vollbeladener, hauptsächlich jordanischer, katarischer und saudischer Frachtmaschinen bestanden hat. Sowohl Waffen und Munition kämen unter anderem aus Kroatien und würden über die Türkei und Jordanien nach Syrien geschleust. Unter Verweis auf nicht namentlich genannte Vertreter der US-Regierung hieß es, bei der Errichtung des "Luftfahrtnetzwerks" zur Unterstützung der syrischen Rebellen sei an entscheidender Stelle der damalige CIA-Chef David Petraeus "beteiligt" gewesen.

Von 2008 bis zur Ernennung zum ISAF-Oberkommandeur 2010 diente Petraeus als Oberbefehlshaber des für den Nahen Osten zuständigen US-Zentralkommandos, dessen operatives Hauptquartier und Luftoperationszentrum in Katar angesiedelt sind. Offenbar hat Petraeus seine früheren Kontakte in Doha aktiviert, um die Waffenlieferungen für die Rebellen in Syrien anzukurbeln. Die Enthüllung der New York Times über die Rolle von Petraeus ist interessant, hatte doch dieselbe Zeitung am 2. Februar darüber berichtet, daß er im Sommer 2012 zusammen mit der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton und dem damaligen Verteidigungsminister Leon Panetta innerhalb der Administration von Präsident Barack Obama eine Fraktion bildete, die eine stärkere militärische Unterstützung der syrischen Rebellen durch das Pentagon befürwortete und auf entsprechende Maßnahmen drängte. Das Weiße Haus hat sich - vermutlich um die Wiederwahl Obamas im November nicht zu gefährden - jedoch gegen einen solchen Kurs entschieden. In diesem Zusammenhang schrieb der Schattenblick am 27. Februar unter der Überschrift "Baschar Al Assads Gegner treffen sich zum Powwow in Rom" folgendes:

Die Enthüllung der New York Times läßt die Frage aufkommen, inwieweit Clinton und Petraeus in dieser Angelegenheit auf eigene Rechnung bereits aktiv geworden waren. Hintergrund des Überfalls auf das US-Konsulat und eine geheime CIA-Station im Benghazi im vergangenen September, bei dem der amerikanische Botschafter Christopher Stevens und drei seiner Mitarbeiter ums Leben kamen, war der Transport von Waffen aus den Beständen Muammar Gaddhafis und islamistischer Rebellen aus Libyen über das Mittelmeer in die Türkei und von dort in das benachbarte Syrien. Der Vorfall, einschließlich der Identität und des Motivs der Angreifer, ist bis heute ungeklärt. Nur wenige Wochen danach mußte Petraeus wegen einer außerehelichen Affäre Langley verlassen.

Es kann als sicher angenommen werden, daß der größte Teil der ausländischen Rüstungshilfe für die syrischen "Regimegegner" in die Hände jener salafistischen Glaubenskämpfer gelangt, die in Syrien und darüber hinaus einen sunnitischen Gottesstaat errichten wollen und deren Umtriebe den Irak, Libanon und Jordanien destabilisieren. Besagte Gruppen, allen voran die al-kaida-nahe Al-Nusra-Front, sind für zahlreiche Massaker und "Terroranschläge", deren Hauptopfer Zivilisten gewesen sind, verantwortlich. Die im Dezember 2012 erfolgte Aufnahme der Al-Nusra-Front, welche die Hauptlast des Kampfes mit den staatlichen syrischen Streitkräften trägt, in die "Terrorliste" des Washingtoner State Department und die Sorge des neuen US-Außenministers John Kerry um ein Erstarken extremistischer Kräfte stehen im krassen Widerspruch zu der vor wenigen Tagen erfolgten Ernennung Ghassan Hittos zum neuen Premierminister der oppositionellen Exilregierung Syriens. Hitto lebt seit dreißig Jahren in den Vereinigten Staaten, zuletzt in Houston, Texas, besitzt die US-Bürgerschaft und gilt gleichzeitig als Vertrauensmann der religiös-motivierten Moslembruderschaft.

Hitto ist nicht der einzige personelle Beweis für eine unsägliche Zusammenarbeit zwischen CIA und Moslembrüdern in der Syrienfrage. Auch der wundersame Fall von Eric Harroun deutet darauf hin. Der 30jährige, aus Phoenix, Arizona, stammende Ex-Soldat war 2012 nach Syrien gereist, um dort an der Seite der Rebellen zu kämpfen. Er machte sich unter anderem durch martialische Bilderaufnahmen aus dem Kriegsgebiet, die er auf seiner Facebook-Seite postete, einen Namen. Bei Skype-Interviews mit US-Journalisten brüstete sich Harroun unter anderem damit, einen Hubschrauber der syrischen Armee mit einem Raketenwerfer abgeschossen zu haben. Am 27. März wurde der amerikanische Dschihadist bei der Einreise am Dulles International Airport, nahe der US-Hauptstadt Washington, vom FBI festgenommen und anschließend einem Haftrichter vorgeführt. Obwohl Harroun während seiner Zeit in Syrien an der Seite der Al-Nusra-Front kämpfte, wurde er nicht wegen der Unterstützung einer "terroristischen Vereinigung", sondern lediglich wegen der Verwendung einer "Massenvernichtungswaffe" angeklagt. Gemeint hier ist - allen Ernstes - der bereits erwähnte Raketenwerfer. In einem Interview mit einem Reporter von CBS News hat am 28. März Harrouns Vater, Darryl Harroun, mit Unverständnis auf die Festnahme reagiert und behauptet, sein Sohn wäre ein "amerikanischer Patriot", der in Syrien im Auftrag der CIA unterwegs gewesen wäre.

2. April 2013