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NAHOST/1177: Suchen US-Kriegsschiffe am Persischen Golf Streit? (SB)


Suchen US-Kriegsschiffe am Persischen Golf Streit?

Ein einziger Zwischenfall könnte Krieg zwischen Iran und USA auslösen



Im sogenannten "Atomstreit" zwischen dem Westen und dem Iran sorgt die israelische Regierung um Premierminister Benjamin Netanjahu weiter für Spannungen. Am 9. August berichtete die liberale israelische Tageszeitung Ha'aretz unter Verweis auf Quellen innerhalb der Netanjahu-Regierung, die US-Geheimdienste verfügten über neue Erkenntnisse, wonach die Iraner deutliche Fortschritte bei der Erforschung und dem Bau von Nuklearwaffen machten. Am 10. August bestätigte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak die Richtigkeit der Ha'aretz-Angaben und benutzte den Zeitungsbericht, um Stimmung für einen Militärangriff auf den Iran zu machen. Ihrerseits hat die Regierung von Präsident Barack Obama am 10. August kategorisch bestritten, daß die US-Geheimdienste über neue Informationen bezüglich des iranischen Atomprogramms verfügten und sich verärgert über den Medienhype aus Israel gezeigt.

Während ein israelischer Überraschungsangriff auf den Iran das letzte ist, was der Demokrat Obama in den Wochen vor der US-Präsidentenwahl am 6. November gebrauchen kann, haben Netanjahu und Barak mächtige Verbündete nicht nur bei den Republikanern in Washingtoner Kongreß, sondern auch beim konservativen Teil der Führung im Pentagon, die den Lauf der Dinge in ihrem Sinne steuern und für eine Eskalation bis hin zum Kriegsausbruch sorgen könnten. Derzeit belauern sich die Streitkräfte des Irans und der USA am Persischen Golf und speziell in der Straße von Hormus, jener Meerenge, durch die täglich mehr als 20 Prozent des Öls für die Weltwirtschaft auf Schiffen transportiert werden. Dort bedarf es nur eines Funken, um das Pulverfaß zum explodieren zu bringen.

Wegen der massiven Kriegsgefahr veröffentlichte die Gruppe Veteran Intelligence Professionals for Sanity um den ehemaligen CIA-Analytiker Ray McGovern am 31. Juli beim Internetportal Consortiumnews.com einen offenen Brief an Obama. Darin wurde dem US-Präsidenten die Einrichtung einer telefonischen "Hotline" zwischen den amerikanischen und iranischen Oberkommandierenden am Persischen Golf nahegelegt, um bei eventuellen Schiffskollisionen oder anderen Konfrontationen ihrer Streitkräfte schnell und unbürokratisch Mißverständnisse aus dem Weg räumen und somit den Ausbruch von Feindseligkeiten verhindern zu können. Derzeit haben weder die iranische Militärführung in Teheran noch das Oberkommando der fünften US-Flotte in Bahrain die Möglichkeit, sich zu kontaktieren.

Die zivile und militärische Führung der USA hat den Vorstoß der dem gesunden Menschenverstand verpflichteten Geheimdienstveteranen einfach ignoriert. In einem weiteren Artikel, der am 12. August bei Consortiumnews.com unter der Überschrift "Israel's 'Bomb Iran' Timetable" erschienen ist, schrieb McGovern über das, was ihm zu Ohren gekommen war, während er den offenen Brief seiner Gruppe an das Weiße Haus verfaßte, und worüber er mit Angehörigen des amerikanischen Sicherheitsapparats sprach:

Auf der Suche nach Informationen aus anderen Quellen mit Einblick in die militärischen Vorbereitungen der USA erfuhr ich, daß während viele Militärbewegungen bekanntgegeben worden sind, es andere gibt, die ganz gezielt der Vorbereitung von Feindseligkeiten mit dem Iran dienen und bisher nicht publik gemacht worden sind.
Eine Quelle berichtete, daß sich die US-Streitkräfte im Zustand der höchsten Alarmstufe befinden und daß verdeckte Operationen im Iran (von denen viele als Kriegshandlungen gelten müßten) zugenommen haben. Einfach ausgedrückt, wir wurden gewarnt, daß der Zug längst abgefahren ist; daß jede Initiative mit dem Ziel, eine Fehlkalkulation oder Provokation am Persischen Golf zu verhindern, viel zu spät käme, um die Eskalation hin zum offenen Krieg aufzuhalten.

Am 16. Juli eröffnete die Besatzung des Versorgungsschiffs USS Rappahannock nahe dem Hafen Jebel Ali an der Straße von Hormus in den Territorialgewässern der Vereinigten Arabischen Emirate das Feuer auf ein Fischerboot. Dabei wurde ein Inder getötet und drei seiner Kollegen verletzt. Die US-Marine behauptet, das Fischerboot hätte sich der Rappahannock mit hoher Geschwindigkeit genähert und mehrere Warnsignale mißachtet. Die Fischerleute bestreiten dies und berichten, daß die Amerikaner ohne jede Vorwarnung auf sie geschossen hätten. In den frühen Morgenstunden des 12. August ist auf der anderen Seite der Straße von Hormus im Arabischen Meer und damit vor der Küste Omans der Lenkwaffenzerstörer USS Porter mit dem japanischen, unter panamesischer Flagge fahrenden Öltanker Otowasan kollidiert. Wie es zu dem Zusammenstoß kommen könnte, wo doch beide Schiffe mit modernster Navigationstechnik ausgestattet sind, ist Gegenstand einer Untersuchung. Zum Glück ist niemand getötet oder verletzt worden.

In der Meldung der Nachrichtenagentur Associated Press, die am 13. August in der New York Times erschienen ist, hieß es, die Kollision hätte ein drei Meter mal drei Meter großes Loch oberhalb der Wasserlinie in die "rechte Seite des Zerstörers" gerissen. In der internationalen Seefahrt hat ein Schiff, das von Rechts kommt, ganz klar die Vorfahrt. Die Tatsache, daß die Porter auf der Steuerbordseite, also rechts, einen Riß aufweist, deutet sehr stark daraufhin, daß ihre Besatzung die internationalen Schiffsverkehrsregeln mißachtet und damit das Unglück verursacht hat. Angesichts der Ausführungen Ray McGoverns könnte man am Verhalten der US-Marine am Persischen Golf den Eindruck bekommen, als wolle sie einen Vorfall provozieren, der als Vorwand für einen Krieg gegen den Iran dienen soll.

14. August 2012