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MILITÄR/880: Global-Hawk-Drohne ersetzt U-2-Spionageflugzeug (SB)


Global-Hawk-Drohne ersetzt U-2-Spionageflugzeug

USA setzen in der Luftaufklärung auf Drohnentechnologie



Wie der Zufall so will, trifft das Wiederaufflackern des "Kalten Krieges" zwischen den USA und Rußland wegen des Streits um den gewaltsamen Sturz der Regierung der Ukraine durch prowestliche Oppositionelle und die Besetzung der strategisch wichtigen Schwarzmeerinsel Krim durch russische Soldaten zeitlich mit der Verabschiedung vom einem der bekanntesten Symbole der früheren Konfrontation zwischen Amerika und der Sowjetunion, des Spionageflugzeuges U-2, zusammen. Der Abschuß einer U-2-Maschine bei einem Flug von Pakistan nach Norwegen über sowjetischem Territorium, der mit der Gefangennahme des Piloten und CIA-Agenten Gary Powers einherging, bescherte den USA 1960 eine schwere diplomatische Blamage. Nur zwei Jahre später gerieten die kommunistischen und kapitalistischen Supermächte während der Kubakrise durch den Abschuß einer U-2-Maschine über der Karibikinsel und den Tod des Piloten gefährlich nahe an den Rand eines Atomkrieges.

1955 stieg die vom Rüstungsunternehmen Lockheed gebaute, einstrahlige U-2-Maschine zu ihrem ersten Testflug auf. 1956 ging das Flugzeug, das mehr als 20.0000 Meter hoch fliegen konnte und dadurch außerhalb der Reichweite von Boden-Luft-Raketen blieb, bei der CIA in Dienst. Bis 1989 wurden insgesamt 86 Modelle der "Dark Lady" produziert, die jeweils dem neuesten Technikstand angepaßt wurden. Im Februar hat US-Verteidigungsminister Chuck Hagel die Außerdienststellung der in die Jahre gekommenen U-2-Flotte bekanntgegeben. An die Stelle des bemannten U-2-Flugzeugs soll eine verbesserte Version der unbemannten Aufklärungsdrohne treten. Über die Zeitenwende in der strategischen Luftaufklärung der USA berichtete die Stars and Stripes, seit 1861 die Zeitung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten, am 14. März unter der Überschrift "Air Force plans drone upgrade to replace U-2 planes".

Demnach soll mit der Übernahme der Spionagemissionen des U-2-Flugzeugs durch den Global Hawk, die erst 2016 beginnen soll, langfristig Geld gespart werden. So sieht es der Haushaltsentwurf vor, den Pentagonchef Hagel dem Kongreß in Washington für das Jahr 2015 vorlegte. Die Einsparungen entstehen zunächst durch den Wegfall von Überholungen der U-2-Maschinen, die wegen ihres zunehmenden Alters immer aufwendiger werden. Hinzu kommt, daß die Kosten pro Flugstunde bei der unbemannten Aufklärungsmaschine im Vergleich mit ihrem bemannten Pendant um ein Viertel günstiger - 24.000 Dollar statt 32.000 - liegen. Trotzdem wird die Einführung eines neuen Flugzeugtyps auch nicht billig sein. Für den Austausch der legendären U-2 durch den Global Hawk werden bis 2025 rund 1,9 Milliarden Dollar veranschlagt.

Ein Teil der zu erwartenden Kosten ergibt sich aus der Aufrüstung der Global Hawk mit Gerätschaften, die bisher nur in der U-2-Maschine zu finden waren, vom Piloten ein- und ausgeschaltet werden konnten und deshalb künftig per Satellit fernbedient werden müssen. Hierzu gehört eine Analog-Kamera, die ein großes Gebiet viel schneller als die derzeit beim Global Hawk eingesetzten Digitalsensoren fotografieren kann. Seth Robson, der Autor des Stars-and-Stripes-Artikels, zitiert in diesem Zusammenhang einen nicht namentlich genannten "ranghohen Geheimdienstbeamten" dahingehend, daß besagte Kamera in Afghanistan eingesetzt werde und sich im Nahen Osten bei der Überprüfung der Einhaltung von Rüstungsabkommen bewiesen habe, da ihre hohe Serienbildgeschwindigkeit das Risiko, daß sich bewegende Militärfahrzeuge mehr als einmal gezählt würden, weitestgehend ausschließe. Ein weiteres technisches Kernstück der U-2-Maschine, das in den Global Hawk transferiert werden soll, ist der "hochmoderne, luftgestützte, elektro-optische Sensor", der laut Stars and Stripes in der Lage sein soll, "sieben Bereiche des [elektromagnetischen - Anm. d. SB-Red.] Spektrums, darunter sichtbares und Infrarotlicht, zu erfassen".

Nach Angaben von US-Luftwaffensprecherin Major Mary Danner-Jones wird die Flotte der amerikanischen Streitkräfte an Global-Hawk-Drohnen der Version "Block 30", die das U-2-Flugzeug ersetzen soll, in diesem Jahr von 17 auf 21 Maschinen erhöht. Die US-Luftwaffe unterhält außerdem weitere zehn Global-Hawk-Maschinen vom Typ "Block 40", die lediglich mit einem Sensor - einem starken Radar zur Erfassung von Bodenbewegungen - ausgestattet sind. Die am Projekt beteiligten Parteien - CIA, Pentagon und Lockheed - gehen davon aus, daß die Global-Hawk-Maschine die Luftaufklärungsmissionen der USA mindestens so lange wie bisher ihre U-2-Vorgängerin, also 50 bis 60 Jahre, wird ausführen können.

17. März 2014