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MEDIEN/455: New Yorks Islamophoben heizen Kampf der Kulturen an (SB)


New Yorks Islamophoben heizen Kampf der Kulturen an

Amerikas Anti-Dschihadisten sind weiterhin auf dem Vormarsch



Rechtzeitig zur Generalversammlung der Vereinten Nationen in deren Hauptquartier an der New Yorker Upper East Side treten die Islamophobem in Gotham City für den Kampf der Kulturen anstelle der Völkerverständigung ein. Ab dem 24. September sind in zehn New Yorker U-Bahnhöfen einen Monat lang Plakate zu sehen, auf denen der Dschihad mit der Barbarei gleichgesetzt und zur Unterstützung Israels als Bollwerk der Zivilisation im Nahen Osten aufgerufen wird. Die umstrittene Plakataktion findet vor dem Hintergrund anhaltender Proteste in der islamischen Welt gegen das Mohammed-Schmähvideo "Innocence of Muslims" statt. Für beide Machwerke zeichnet sich ein radikaler Kreis Islamhasser verantwortlich, der aus Hardcore-Zionisten und christlichen Fundamentalisten besteht, deren wirre Ideen den Norweger Anders Breivik letztes Jahr zur Ermordung von 77 unschuldigen Zivilisten, die meisten von ihnen Jugendliche, veranlaßten. Auch der norwegische Freimaurer sah sich an der Spitze einer Endzeitkampfes gegen die "Islamisierung" Europas bzw. die Niederwerfung des Westens durch ein angeblich bereits im Entstehen befindliches "Weltkaliphat".

Wegen der für Muslime "herablassenden" Sprache der Werbung hatte sich die Metropolitan Transport Authority (MTA) des Großraums New York ursprünglich geweigert, den Auftrag zur Aufstellung der Plakate anzunehmen, auf denen die von zwei Davidsternen eingerahmte Botschaft steht: "In any war between the civilized man and the savage, support the civilized man. Support Israel. Defeat Jihad" ("In jedem Krieg zwischen dem zivilisierten Menschen und dem Wilden, unterstützt den zivilisierten Menschen. Unterstützt Israel. Besiegt den Dschihad"). Gegen die Haltung der MTA haben die Initiatoren der Propagandaaktion, die beiden politischen Interessensvereinigungen American Freedom Defense Initiative (AFDI) und Stop the Islamization of America erfolgreich geklagt. Im Juli entschied ein Bundesgericht in New York unter Berufung auf die vom ersten Zusatz der US-Verfassung garantierte Meinungsfreiheit, daß die MTA die Plakate aufstellen muß.

Bereits vor zwei Jahren hatte die AFDI weltweites Aufsehen mit ihrem Protest gegen den Ausbau eines muslimischen Kulturzentrums im Süden Manhattans erregt. Obwohl das Gebäude, in dem das Kulturzentrum eingerichtet werden sollte, fünf Häuserblocks vom Gelände des früheren New Yorker World Trade Center entfernt liegt und noch nicht einmal von dort zu sehen ist, haben die Islamhasser erfolgreich Stimmung gegen die "Moschee am Ground Zero" gemacht. Sie argumentierten, eine derartige Einrichtung in der Nähe des WTC-Geländes wäre für die Angehörigen der Opfer der Flugzeuganschläge vom 11. September, die das 9/11-Denkmal besuchen und ihre ermordeten Lieben betrauern wollten, eine Zumutung. Weil damals die Zwischenwahlen zum Kongreß bevorstanden, wurde der Streit um das sogenannte "Cordoba Haus" zum landesweiten Politikum. Schließlich gab die entnervte muslimische Gemeinde Südmanhattans, die von einem Sufi-Prediger Feisal Abdul Rauf geleitet wurde, der selbst in den Augen sunnitischer Fanatiker à Al Kaida als Ketzer gelten müßte, ihr 100 Millionen Dollar teueres Projekt auf.

Seitdem lassen die Verfechter eines neuen Kalten Krieges nicht nach, die "grüne Gefahr" des Islams über alle Maßen aufzubauschen. Sie verdächtigen Barack Obama wegen dessen Mittelnamen Hussein, insgeheim ein Mohammedaner zu sein, und werfen ihm vor, er sei gegenüber den Ländern der islamischen Welt zu entgegenkommend und würde dabei den US-Verbündeten Israel vernachlässigen, wenn nicht sogar dessen Überleben aufs Spiel setzen. Sie unterstellen dem ersten schwarzen US-Präsidenten, durch seine Unterstützung für den sogenannten Arabischen Frühling bewußt der Moslembruderschaft zuzuarbeiten, die sie für eine faschistische Organisation mit größenwahnsinnigen Zielen halten. Außerdem halten sie von Washingtons Versuch, den "Atomstreit" mit dem Iran friedlich - mittels Wirtschaftssanktionen und diplomatischen Drucks - zu lösen, rein gar nichts. Sie verlangen vom Weißen Haus, daß man Israel bedingungslos unterstützt, selbst wenn sich Tel Aviv für einen "Überraschungsangriff" gegen die iranischen Nuklearanlagen entscheiden sollte.

Diese überzogene, wirklichkeitsfremde Kritik an der Außen- und Sicherheitspolitik der Regierung des Demokraten Obama ist sowohl bei der Basis, als auch bei der Führung der Republikaner voll mehrheitsfähig. Sie schimmert zum Beispiel durch, wenn der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney erklärt, Frieden im Nahen Osten sei wegen der angeblich kompromißunfähigen Haltung der Palästinenser nicht möglich, Obama sei Israel dadurch, daß er letztes Jahr den ägyptischen Diktator Hosni Mubarak fallen ließ, in den Rücken gefallen, eine härtere Gangart der USA gegenüber dem "Mullah-Regime" in Teheran sei zwingend erforderlich, Amerika müsse ihre Führungsposition in der Welt notfalls mit Waffengewalt durchsetzen - der westlichen Zivilisation zuliebe, versteht sich.

In einem Artikel, der am 21. September beim angesehenen, inzwischen nur noch als Onlinezeitung erscheinenden Christian Science Monitor veröffentlicht wurde, verteidigte die prominente zionistische Bloggerin Pamela Geller die von ihr und AFDI gestartete Werbeaktion in den New Yorker U-Bahnhöfen. Sie bezeichnete die Botschaft der Plakate als "zutreffend". Unter Verweis auf Anschläge der palästinensischen Hamas-Bewegung auf Israel sowie auf den Bombenangriff auf jüdische Urlauber im vergangenen Juli in Bulgarien - von denen der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu behauptet, die libanesische Hisb Allah bzw. der Iran stecke dahinter - fragte sie rhetorisch: "Ist das keine Barbarei?"

Nach Angaben von Geller sind die Plakate eine Reaktion auf eine ähnliche Werbeaktion, mit der die christliche Friedensorganisation Friends of Sabeel - North America, die Jewish Voice for Peace und die American Muslims for Palestine 2010 in mehreren US-Großstädten wie Chicago, Denver, Los Angeles, Miami und Philadelphia für einen gerechten Frieden im Nahen Osten und die Beendigung der US-Rüstungshilfe für Israel plädierten. "Wir haben vor, Spenden in jeder Stadt, in der jene Plakate [der Friedenorganisatioen - Anm. d. SB-Red.] erschienen, einzutreiben. Sobald wir das Geld haben, werden unsere Plakate jeweils dort erscheinen", erklärte sie. Bereits im August schmückten die Plakate von Geller und Konsorten mehrere Wochen lang zehn Linienbusse in San Francisco. Die dortige Municipal Transportation Agency ("Muni") hat sich von der Aktion distanziert und die Einnahmen vom Verkauf der Werbeflächen der San Francisco Human Rights Commission gespendet.

Gegenüber Christian-Science-Reporter Ron Scherer bekannte sich Ibrahim Hooper, Kommunikationsleiter beim Council on American-Islamic Relations (CAIR) in Washington in diesem heiklem Fall zum verfassungsmäßigen Prinzip der Meinungsfreiheit: "Der erste Zusatz gewährt jedem Bürger Rechte, auch Pamela Geller eine Rassistin und Chauvinistin zu sein." Gleichwohl gab Hooper folgendes zu Bedenken: "Der gemeine Moslem muß sich mit den Konsequenzen von ihrer (Gellers') Anfeuerung des Hasses und der Bigotterie auseinandersetzen". Mit verstärkten Überfällen auf Moscheen und Menschen nahöstlichen Aussehens ist in nächster Zeit in den USA zu rechnen.

25. September 2012