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LATEINAMERIKA/2464: Ende der Spekulationen - Hugo Chávez bestätigt Krebserkrankung (SB)


Zeitpunkt der Rückkehr nach Venezuela ungewiß


Hugo Chávez hat Spekulationen über seinen Gesundheitszustand beendet. Der Präsident Venezuelas meldete sich erstmals seit Wochen aus Kuba persönlich zu Wort und teilte mit, daß er sich einer Krebsoperation unterziehen mußte. In einer Fernseh- und Radioansprache berichtete der Staatschef, daß zunächst ein Geschwür im Beckenboden entfernt wurde. Bei diesem Eingriff habe man einen bösartigen Tumor entdeckt, der inzwischen vollständig entfernt worden sei. [1]

Es sei ein "fundamentaler Fehler" gewesen, daß er seine Gesundheit über Jahre hinweg vernachlässigt habe, sagte der sichtlich abgemagerte Chávez in dem 15 Minuten dauernden vorab aufgezeichneten Beitrag. Er sei zuversichtlich, wieder vollständig zu genesen. Während seiner Rede stand Chávez an einem Holzpult mit zwei Mikrofonen. An der Wand hinter ihm war ein großes Porträt des südamerikanischen Freiheitshelden Simón Bolívar angebracht, an seiner rechten Seite war die Nationalflagge Venezuelas zu sehen. [2]

Nachdem Hugo Chávez von einer Reise nach Kuba am 5. Juni nicht zurückkehrte, wurden insbesondere in venezolanischen Privatmedien und in der US-amerikanischen Presse zahlreiche Gerüchte über den Zustand des venezolanischen Staatschefs gestreut. Unterdessen versuchten Oppositionsparteien, den Präsidenten wegen der ungewöhnlich langen Abwesenheit seines Amtes zu entbinden. Regierungskritische Medien spekulierten unter anderem über eine Krebserkrankung, und eine rechtsgerichtete Zeitung in Miami wollte unter Berufung auf Quellen der CIA von einem "ernsten Eingriff" in Kuba gehört haben.

Dem hatten Venezuelas Parlamentspräsident Fernando Soto und die Vorsitzende der Fraktion der Regierungspartei PSUV in der Nationalversammlung, Cilia Flores, widersprochen. Vor zwei Tagen wurde in Venezuela und Kuba ein Video ausgestrahlt, das Chávez plaudernd mit Kubas Revolutionsführer Fidel Castro in einem Garten zeigte. Bis dahin hatte er sich nur einmal in einem Telefoninterview direkt zu Wort gemeldet.

Chávez nannte in seiner Rede kein konkretes Datum für die Rückkehr nach Venezuela. Er zeigte sich jedoch trotz seiner Erkrankung kämpferisch: "Jetzt und für immer - wir werden leben und siegen", so der 56 Jahre alte Präsident, der in den vergangenen Tagen von Havanna aus auch Regierungsaufgaben ausübte und Finanzmittel für Industrieprojekte freigab.

Nach der Ausstrahlung der Rede von Chávez trat Vizepräsident Elías Jaua im Beisein weiterer Kabinettsvertreter vor die Kamera. Er rief Regierung und Opposition zur Einheit auf und erklärte, es gehe nun darum, laufende Initiativen wie ein Wohnungsbauprogramm und Agrarprojekte voranzutreiben. Die Oppositionsparteien bat Jaua um Respekt für den erkrankten Staatschef. Einen für den 5. Juli in Venezuela geplanten Regionalgipfel sagte die Regierung ab.

Fußnoten:

[1] http://amerika21.de/nachrichten/2011/06/35098/gesundheit-chavez

[2] http://www.taz.de/1/politik/amerika/artikel/1/der-staatschef-gibt-sich-kaempferisch/

1. Juli 2011