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STANDPUNKT/070: Problemlösung mit Bomben (ZLV)


Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek - 29. März 2011

Problemlösung mit Bomben

Von Uli Brockmeyer


Der Westen sieht eine glänzende Gelegenheit, sich eines alten Erzrivalen zu entledigen und ganz nebenbei noch ein paar Erdölquellen unter Kontrolle zu kriegen. Der Weg dazu ist der Bombenhagel auf libysches Territorium, der seit über einer Woche anhält. Das Wort »Bombenhagel« stammt vom britischen Kriegsminister, und der muß es wissen, denn seine Bomberpiloten sind mitten drin in diesem Krieg.

Für die Bomben, die da aus den Flugzeugen »hageln«, bezahlen die Steuerzahler eine Menge Geld, denn es handelt sich vor allem um lasergesteuerte Präzisionsbomben mit automatischem Zielsuchsystem und um Luft-Boden-Raketen, ebenfalls mit automatisierter Zielsteuerung, die pro Stück rund 250.000 Euro kosten. Übrigens ist der Transport der Mordinstrumente auch nicht ganz billig, für eine Flugstunde eines Rafale-Kampfflugzeugs müssen über 10.000 Euro berechnet werden. Allein zwischen dem 19. und dem 21. März absolvierte die französische Luftwaffe 55 Angriffsflüge mit rund 400 Flugstunden.

Die NATO und angeschlossene Medien wie »Wort« oder »Tageblatt« behaupten weiter, damit würden unschuldige Zivilisten geschützt, und sie berufen sich dabei auf die UNO-Resolution 1973. Es steht außer Frage, daß diese Resolution derartig verbogen wurde, daß selbst die Vertreter Rußlands und Chinas, die den unsäglichen Beschluß nicht verhindert haben, nun am liebsten alles rückgängig machen würden. Denn die Luftpiraten der NATO und einiger Verbündeter sind längst dabei, weit über das Mandat der UNO hinauszugehen und geben mehr oder weniger deutlich zu erkennen, daß sie Staatschef Gaddafi aus seinem Zelt und seinem Amt bomben wollen. Das aber gibt die Resolution beim schlechtesten Willen nicht her, und das beschädigt nicht nur die Charta und das Ansehen der UNO, sondern auch ihre Daseinsberechtigung.

Allerdings steht die NATO dabei in Libyen vor einem riesigen Problem. Zwar agiert sie als die Luftwaffe der »Rebellen«, aber diese Luftwaffe ist damit fast die einzige Streitmacht gegen Gaddafi. Bisher sind nicht einmal Ansätze dafür zu erkennen, daß sich auf der Seite der Gaddafi-Gegner politische oder militärische Strukturen entwickeln, mit denen man ein Land übernehmen und regieren könnte. Auf sämtlichen Bildberichten aus Libyen sind lediglich hunderte bewaffnete Zivilisten zu sehen, die wahllos in die Gegend ballern. Und von den angeblich vielen übergelaufenen Einheiten der Regierungstruppen ist auch weit und breit nichts zu entdecken.

Umso schlimmer ist es, wenn nun verantwortungslose Politiker wie der Präsident Frankreichs lauthals davon träumen, die Elfenbeinküste als nächstes Ziel in Angriff zu nehmen - im wahrsten Sinne des Wortes - und dort einen Mann zum Präsidenten zu machen, der zwar nicht beweisen kann, daß er demokratische Wahlen gewonnen hat, aber dafür ein guter Freund des westlichen Kapitals ist. Der Möchtegern-Napoléon würde dann auch nicht zögern, zum Beispiel den Präsidenten Syriens aus dem Amt zu bomben - die medialen Vorbereitungen dafür laufen bereits.

Im Schatten dieses neuen Säbelrasselns verschärft auch Israel seinen Terror gegen die Palästinenser. Erfahrungen beim (Er-)Finden von Anlässen gibt es genügend, und so fliegen wieder einmal Bomben, Raketen und Granaten auf den Gazastreifen und töten möglichst viele Feinde. Warum auch sollte Israel seine Probleme anders lösen als die NATO?


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Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2011