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KOLLATERAL/026: Jemen - Von Saudi-Arabien geführte Luftangriffe kosten die meisten Opfer unter Kindern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. August 2015

Jemen: Von Saudi-Arabien geführte Luftangriffe kosten die meisten Opfer unter Kindern

von Kanya D'Almeida


NEW YORK (IPS) - Im Jemen sind seit der Eskalation der Kämpfe im März 2015 402 Kinder getötet worden. 73 Prozent der Todesfälle gehen auf das Konto der von Saudi-Arabien geführten Luftangriffe.

In einer am 24. August verbreiteten Mitteilung wies Leila Zerrougui, die Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs (SRSG) für Kinder und bewaffnete Konflikte, darauf hin, dass die Kinder des Bürgerkriegslandes einen hohen Preis für die fortgesetzten Kämpfe zwischen den Huthi-Rebellen und der von Saudi-Arabien geführten Koalition der Golfstaaten zahlen müssten. Die Allianz will die Wiedereinsetzung des gestürzten jemenitischen Präsidenten Abd-Rabbo Mansur Hadi erzwingen.

Die von der UN-Arbeitsgruppe zu Monitoring und Berichterstattung dokumentierten Vorfälle belegen zudem, dass weitere 606 Kinder schwer verletzt wurden. Zwischen dem 1. April und dem 30. Juni hat sich die Zahl der Mädchen und Jungen, die getötet oder verletzt wurden, im Vergleich zum ersten Quartal 2015 mehr als verdreifacht.

Zerrougui verwies insbesondere auf die hohen Opferzahlen in der südwestjemenitischen Stadt Tais hin. Dort sind binnen drei Tagen 34 Kinder getötet und weitere zwölf verletzt worden.

Die Luftangriffe der Golfstaaten-Koalition am 21. August kosteten insgesamt 65 Zivilisten das Leben, unter ihnen 17 Kinder. Die Bombardierungen von Wohnvierteln durch die Huthi-Kämpfer kosteten ebenfalls 17 Kinder das Leben. Weitere zwölf wurden verletzt.

Die von den UN als mutwillige Missachtung der Zivilbevölkerung kritisierte Gewalt beinhaltet auch die vielen Angriffe auf die Schulen des Landes. Dadurch sind die Bildungschancen in dem 56 Millionen Einwohner zählenden Bürgerkriegsland, das zu 80 Prozent auf humanitäre Nothilfe angewiesen ist, erheblich geschmälert.


Schulen zerstört

Nach Angaben des Weltkinderhilfswerks UNICEF wurden seit März 114 Bildungseinrichtungen zerstört und 315 beschädigt. Weitere 360 dienen inzwischen als Notunterkünfte für die 1,5 Millionen Vertriebenen. Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres geht UNICEF davon aus, dass die fortgesetzte Gewalt dafür sorgen wird, dass 3.600 Schulen geschlossen bleiben müssen und dadurch 1,8 Millionen Mädchen und Jungen von ihrem Recht auf Bildung keinen Gebrauch machen können.

In Anbetracht der Tatsache, dass 21 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe, Medikamente und Unterkünfte angewiesen sind, ermangelt es den Kindern zudem an humanitärer Hilfe. Die im Jemen aktiven Teams der Hilfsorganisation 'Ärzte ohne Grenzen' (MSF) haben über schwangere Frauen und Kinder berichtet, die sterben mussten, weil sie wegen Benzinengpässen oder Kämpfen in ihrem Umfeld nicht rechtzeitig die MSF-Klinik erreichten.

Auch die MSF machen für die vielen zivilen Opfer die Einsätze der Allianz verantwortlich. Die auf die südliche Stadt Aden vorrückenden Huthis seien aber "gleichermaßen aggressiv". Sie hätten am 19. Juli durch die Bombardierung der dicht bevölkerten Wohnviertel in wenigen Stunden den Tod von 150 Frauen, Kindern und älteren Menschen verursacht.

Von den vielen Verletzten, die das MSF-Krankenhaus erreichten, starben 42 bei der Ankunft. Mehrere Dutzend Leichen mussten aufgrund von Platzmangel außerhalb der Klinik bleiben, wie die Hilfsorganisation in einer Presseerklärung vom 29. Juli mitteilte.

Der Jemen sei ein erneutes Beispiel eines Bürgerkriegslandes, das eine verlorene Generation von Kindern hervorbringe, die durch ihre traumatischen Erlebnisse körperlich und seelisch Schaden genommen habe, so Zerrougui. (Ende/IPS/kb/26.08.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/08/majority-of-child-casualties-in-yemen-caused-by-saudi-led-airstrikes

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IPS-Tagesdienst vom 26. August 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. August 2015

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