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INTERNATIONAL/078: Ghana - "Halsbrecherische" Verschuldung, Kreditaufnahme in der Kritik (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 12. März 2015

Ghana: 'Halsbrecherische' Verschuldung - Kreditaufnahme in der Kritik

von Lisa Vives


New York, 12. März (IPS) - Im April wird der Vorstand des Internationalen Währungsfonds (IWF) über einen Kredit von fast einer Milliarde US-Dollar für Ghana entscheiden. Bei Kritikern lässt der stetig wachsende Schuldenberg des politisch stabilen Landes sämtliche Alarmglocken schrillen. Sie fürchten, dass sich der westafrikanische Staat in eine Schuldenfalle manövriert, aus der er nur schwerlich wieder herauskommt.

Ghanas Staatspräsident John Mahama hatte den Darlehensvertrag mit dem IWF im letzten Monat unterzeichnet. Als Gegenleistung wird sich die Regierung zu einigen, insbesondere für die Bürger schmerzhaften Maßnahmen gezwungen sehen. Diese beinhalten die Erhöhung der Benzinpreise, einen Einstellungsstopp beziehungsweise Entlassungen im öffentlichen Dienst und die Abschaffung der Stromsubventionen.

Wird der Plan erwartungsgemäß gebilligt, sollen die ersten 100 Millionen Dollar wenig später ausgezahlt werden. Berichten zufolge ist der Kredit erforderlich, um Programme zu finanzieren, durch die sich das Vertrauen der Investoren in die von häufigen Stromausfällen geplagte und schwächelnde ghanaische Wirtschaft wiedergewinnen lassen.

Die IWF-Verhandlungen haben weitere Kreditvorhaben nach sich gezogen. So verhandelt Ghanas staatlicher Erdölkonzern GNPC derzeit mit privaten kommerziellen Kreditgebern inklusive dem international tätigen, niederländischen Rohstoffhandelsunternehmen 'Trafigura' um Darlehen in Höhe von 700 Millionen Dollar. Der Betrag ist der höchste, den GNPC seit Beginn der Ölproduktion im Jahr 2010 aufgenommen hat.

Von der Ausbeutung des fossilen Energieträgers erhofft sich das Land Wohlstand für alle. Problem ist nur, dass die internationalen Erdölpreise gegenwärtig im Keller sind. Auch fehlt es an Kapazitäten, die bereits geförderten Ölmengen zu lagern.


Schulden verharmlost

Wie Ghanas Vizepräsident Kwesi Amissah-Arthur unlängst erklärte, sind "940 Millionen US-Dollar, über einen Zeitraum von drei Jahren gesehen, nicht viel Geld". Schließlich handele es sich lediglich um 300 Millionen Dollar pro Jahr, erklärte er unlängst auf einem regionalen Ministertreffen in Cape-Coast, einer ghanaischen Stadt am Golf von Guinea. "Allein die Kosten für die anstehenden Infrastrukturmaßnahmen sind höher als die Mittel, die wir vom IWF erhalten."

Doch der wachsende Schuldenberg gibt vielen Anlass zu Sorge. So warnte der Minderheitenvertreter Osei Kyei Mensah-Bonsu Anfang Januar vor den Folgen der zunehmenden finanziellen Bürde. So sei der Schuldenberg seit 2008 von 2,6 Milliarden auf inzwischen 19,7 Milliarden Dollar angewachsen. "Anfang 2014 lag Ghanas Pro-Kopf-Verschuldung noch bei 582 Dollar. Ein Jahr später hat sie um 40 Prozent zugelegt", warnte er.

Das größte Problem Ghanas lasse sich in den vier Buchstaben DEBT (Schulden) darstellen", sagte Stephen Nyarko vom Online-Nachrichtendienst 'Ghanaweb' und erinnerte daran, dass es nicht sehr lange her ist, dass IWF und Weltbank Ghana eine vielversprechende Wirtschaftsentwicklung vorausgesagt hatten.

In der gesamten internationalen Finanzpresse sei vom Aufstieg Ghanas die Rede gewesen, so Nyarko. Doch stattdessen sei der Wert der einst starken neuen Landeswährung Cedi rasant gesunken, was wiederum die Inflation befeuert habe. Für diejenigen Ghanaer, die in den Cedi investiert hätten, sei der Währungsverfall mit dem Verlust ihres Wohlstands und ihrer Ersparnisse einhergegangen.

"Wenn wir diese nicht nachhaltige Schuldenlast loswerden wollen, müssen wir dringend über die halsbrecherische Geschwindigkeit diskutieren, in der sich Ghana Geld leiht und die Kredite mit unseren natürlichen Rohstoffen Öl, Gold und Kakao absichert", so Nyarko. "Die herkömmliche Verfahrensweise, sich mit geliehenem Geld aus Armut und Ineffizienz zu befreien, funktioniert nicht." (Ende/IPS/kb/2015)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2015

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