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WISSENSCHAFT/1278: Wissenschaftsrat - Ergebnisse der Sommersitzungen (idw)


Wissenschaftsrat - 13.07.2015

WR konstatiert hohes Niveau in vier evaluierten Einrichtungen | Ergebnisse der Sommersitzungen


Der Schwerpunkt der Sommersitzungen des Wissenschaftsrates lag dieses Mal im Bereich der Evaluation und der Institutionellen Akkreditierung. Den vier evaluierten Instituten konnte durchweg eine sehr hohe Leistungsfähigkeit bescheinigt werden. Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt a. M. ist eine Forschungs- und Infrastruktureinrichtung, die national wie international eine große Bedeutung für die Bearbeitung und Darstellung des Lebens und des Werks Goethes sowie weiterer Autoren seiner Zeit hat. Aus Sicht des Wissenschaftsrates verfügt es über einzigartige Bestände, insbesondere Handschriften, Bücher und Gemälde. Auf deren Basis erbringt die Einrichtung Sammlungs-, Forschungs- und Ausstellungstätigkeiten, die einem hohen wissenschaftlichen Anspruch genügen. Insbesondere die Arbeit des Hochstifts an analogen und digitalen Editionen der Werke von Johann Wolfgang Goethe, Hugo von Hofmannsthal oder Clemens Brentano wird vom Wissenschaftsrat als sehr gut bis herausragend eingeschätzt.

Mit der Forschungsbibliothek Gotha, dem Forschungszentrum Gotha und der für die Gothaer Museen zuständigen Stiftung Schloss Friedenstein verfügt die ehemalige Residenzstadt über ein Ensemble von herausragender wissenschaftlicher und kultureller Bedeutung. In seiner Stellungnahme zeigt sich der Wissenschaftsrat von den Leistungen der Forschungsbibliothek und des Forschungszentrums beeindruckt. Die Forschungsbibliothek Gotha hat sich ungeachtet ihrer knapp bemessenen personellen Ausstattung zuletzt erfolgreich zu einer forschenden Einrichtung entwickelt. Auch den Forschungsprojekten des Forschungszentrums wird sehr gute bis hervorragende Qualität bescheinigt. Angemahnt wird allerdings eine engere Zusammenarbeit der Einrichtungen.

Dem Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau kommen wichtige Aufgaben für den Umweltschutz und die daraus resultierenden gesundheitlichen Belange in Deutschland zu. Dies gilt besonders für die Früherkennung, die Bewertung und das Management von Umweltrisiken. Im Bereich der Regulierung und des Vollzugs wird dem Bundesamt sehr gute Arbeit bescheinigt. Auf dem Gebiet der Normung und Umsetzung von Vorgaben in regulatives Handeln zählt das UBA zu den führenden Einrichtungen in Europa und unterstützt so die Vorreiterrolle Deutschlands in umweltrelevanten Themenfeldern. Um seinen Auftrag der wissenschaftsbasierten Politikberatung langfristig mit hoher Beratungskompetenz zu erfüllen, hält der Wissenschaftsrat es für zwingend notwendig, dass das UBA vorausschauende eigene Forschung in seinen Aufgabenbereichen etabliert.

Das Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Braunschweig, hat die Aufgabe, die Politik zu beraten, wie Agrarflächen, Wälder und Meere unter Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsgebots optimal genutzt werden können. Seine interdisziplinäre Herangehensweise, die ökonomische, technologische, ökologische und soziale Aspekte einbezieht, ermöglicht die langfristige Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen dem Agrar-, Forst- und Meeresbereich, die eine wichtige Voraussetzung für eine moderne Agrarpolitik bildet. Die 14 Fachinstitute unter dem Dach des Thünen-Instituts erbringen überwiegend sehr gute Beratungs-, Forschungs- und Dienstleistungen.

Auf seinen Sommersitzungen hat der Wissenschaftsrat außerdem vier Verfahren der Institutionellen Akkreditierung und Reakkreditierung beraten. In drei Fällen (Provadis School of International Management and Technology in Frankfurt a. M., Hochschule Weserbergland, Hameln, Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften (AH), Berlin) gelangte er zu einer positiven und in einem Fall (Fachhochschule Dresden (FHD)) zu einer negativen Entscheidung.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/home.html

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Wissenschaftsrat - 13.07.2015

Wissenschaftsrat: Herausragende Forschung am Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt a. M.


Das Freie Deutsche Hochstift ist eine Forschungs- und Infrastruktureinrichtung, die national wie international eine große Bedeutung für die Bearbeitung und Darstellung des Lebens und des Werks Goethes sowie weiterer Autoren seiner Zeit hat. Aus Sicht des Wissenschaftsrates verfügt es über einzigartige Bestände, insbesondere Handschriften, Bücher und Gemälde. Auf deren Basis erbringt die Einrichtung Sammlungs-, Forschungs- und Ausstellungstätigkeiten, die einem hohen wissenschaftlichen Anspruch genügen.

1859 von einer Gruppe überwiegend Frankfurter Bürger gegründet und zu einer Forschungsstätte der Goethezeit und der Romantik ausgebaut, umfasst das Freie Deutsche Hochstift heute das Goethe-Haus und das Goethe-Museum und verfügt über Kunstsammlungen, eine Handschriftensammlung sowie eine Forschungsbibliothek.

Insbesondere die Arbeit des Hochstifts an analogen und digitalen Editionen der Werke von Johann Wolfgang von Goethe, Hugo von Hofmannsthal oder Clemens Brentano wird vom Wissenschaftsrat als sehr gut bis herausragend eingeschätzt. Insgesamt wird dem Hochstift jedoch empfohlen, sein Forschungsprofil noch stärker zu schärfen. Dazu sollte die Einrichtung ein Zukunftskonzept erarbeiten und ein Forschungs- und Arbeitsprogramm für die nächsten fünf bis zehn Jahre vorlegen.

Empfohlen wird dem Freien Deutschen Hochstift zudem, seine erfolgreiche Kooperationsstrategie weiter auszubauen und die Zusammenarbeit mit Universitäten und den Partnern des Verbundes Marbach-Weimar-Wolfenbüttel (MWW) - dem Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA), der Klassik Stiftung Weimar und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel - weiter zu verstärken.

Die für 2019 geplante Eröffnung des Deutschen Romantik-Museums am Hochstift bietet der Einrichtung die Möglichkeit, der Öffentlichkeit Forschungsergebnisse zur Romantik zu präsentieren und die Bekanntheit des Hochstifts weiter zu steigern. Das Museum sollte systematisch in die Forschungsstrategie eingebettet werden und alle Arbeitsbereiche sollten an den Museumsaktivitäten beteiligt werden. Nach Auffassung des Wissenschaftsrates ist das Freie Deutsche Hochstift jedoch bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt finanziell und personell nur unzureichend ausgestattet und daher für die Übernahme zusätzlicher Aufgaben nicht angemessen gerüstet. Deshalb sollten die Zuwendungsgeber ihre institutionelle Grundfinanzierung für die Einrichtung erhöhen, einen Personalaufwuchs unterstützen und einen Basisausstellungsetat als Kernfinanzierung für das Deutsche Romantik-Museum zur Verfügung stellen. "Nur so kann der Erfolg des geplanten Museums gewährleistet werden", konstatiert der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Manfred Prenzel.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4705-15.pdf
- Stellungnahme zum Freien Deutschen Hochstift, Frankfurt a. M. (Drs. 4705-15)

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Wissenschaftsrat - 13.07.2015

Wissenschaftsrat: Gothaer Einrichtungen sollen ihr Potenzial besser ausschöpfen


Mit der Forschungsbibliothek Gotha, dem Forschungszentrum Gotha und der für die Gothaer Museen zuständigen Stiftung Schloss Friedenstein verfügt die ehemalige Residenzstadt über ein Ensemble von herausragender wissenschaftlicher und kultureller Bedeutung. Wie an kaum einem anderen Ort lässt sich hier der Wandel höfischer Wissenskulturen von der Reformation bis über das späte 19. Jahrhundert hinaus nachvollziehen.

"Die Bibliothek und die musealen Sammlungen, die die Gothaer Herzöge im Verlauf der Jahrhunderte zusammengetragen haben, sind eine Goldgrube für die geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung. Mit dem Forschungszentrum wurden sehr gute institutionelle Voraussetzungen geschaffen, um diesen Schatz zu heben", so Manfred Prenzel, Vorsitzender des Wissenschaftsrates. "Damit dies gelingen kann, müssen die Gothaer Einrichtungen künftig allerdings wesentlich enger zusammenarbeiten."

In seiner Stellungnahme zeigt sich der Wissenschaftsrat von den Leistungen der Forschungsbibliothek und des Forschungszentrums beeindruckt. Die Forschungsbibliothek Gotha hat sich ungeachtet ihrer knapp bemessenen personellen Ausstattung zuletzt erfolgreich zu einer forschenden Einrichtung entwickelt. Gemeinsam mit Kooperationspartnern ist es ihr vorbildlich gelungen, die Erschließung ihrer wertvollen Bestände an teilweise unikalen Drucken, Handschriften und historischen Karten mit sammlungsbezogener Forschung zu verbinden. Die Ergebnisse dieser Arbeit waren in den vergangenen Jahren immer wieder in hochwertigen Ausstellungen zu sehen. Auch den Forschungsprojekten des Forschungszentrums Gotha bescheinigt der Wissenschaftsrat sehr gute bis hervorragende Qualität. Zudem hat sich das Zentrum als eine wichtige soziale Infrastruktur mit großer internationaler Ausstrahlung etabliert, die jedes Jahr renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insbesondere der geistes- und kulturwissenschaftlichen Frühneuzeitforschung aus aller Welt anzieht. Diese schätzen den wissenschaftlich anregenden Austausch im Forschungszentrum und nutzen die wertvollen Bestände der Forschungsbibliothek sowie der Stiftung Schloss Friedenstein für ihre Forschungsarbeiten. Die Gemälde- und Objektsammlungen der Stiftung sind in Teilen von internationaler Bedeutung und in einzigartiger Weise in ihrem Sammlungskontext erhalten, was sie für die Wissenschaft besonders attraktiv macht.

Der Wissenschaftsrat drängt darauf, dass die drei Gothaer Einrichtungen künftig enger zusammenarbeiten, um das große wissenschaftliche Potenzial besser auszuschöpfen, das sich vor Ort bietet. Er begrüßt daher, dass zu Beginn dieses Jahres mit dem "Gothaer Konvergenzmodell" ein überzeugendes wissenschaftliches Konzept vorgelegt wurde, in dem die drei Einrichtungen ihre Erschließungs-, Digitalisierungs- und Forschungsvorhaben eng aufeinander abstimmen. "Wenn dieses Konzept umgesetzt wird, können die künstlich auseinandergerissenen und auf unterschiedliche Einrichtungen verteilten Bestände in Gotha wissenschaftlich wieder zusammengeführt und als Einheit wahrgenommen werden", so Prenzel. Mit diesem Ziel sollen die Einrichtungen einen Kooperationsvertrag schließen und ein Direktorium einrichten, in dem die Leitungen von Forschungsbibliothek, Forschungszentrum und Stiftung möglichst gleichberechtigt einen Zeit- und Ressourcenplan für die Umsetzung ihres Konzepts erarbeiten. Den Freistaat Thüringen ruft der Wissenschaftsrat auf, die Zusammenarbeit der Einrichtungen durch zusätzliche Mittel zu unterstützen. Ein größeres finanzielles Engagement des Landes ist aus Sicht des Wissenschaftsrates auch erforderlich, damit Forschungsbibliothek und Forschungszentrum ihre Kernaufgaben weiterhin in sehr guter Qualität wahrnehmen können. "Allerdings sollten die Gothaer Einrichtungen ihre Kooperationsbereitschaft nicht von einer Verbesserung ihrer Grundausstattung abhängig machen, sondern ihr überzeugendes Konzept für eine engere Zusammenarbeit umgehend konkretisieren und umsetzen", mahnt Prenzel.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4704-15.pdf
- Stellungnahme zur Forschungsbibliothek (FB Gotha) und zum Forschungszentrum Gotha (Drs. 4704-15)

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Wissenschaftsrat - 13.07.2015

WR: Etablierung vorausschauender Forschung mit langfristiger Perspektive beim Umweltbundesamt


Dem Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau kommen wichtige Aufgaben für den Umweltschutz und die daraus resultierenden gesundheitlichen Belange in Deutschland zu. Dies gilt besonders für die Früherkennung, die Bewertung und das Management von Umweltrisiken. Die ihm gesetzlich übertragenen Aufgaben nimmt das UBA kompetent wahr. Im Bereich der Regulierung und des Vollzugs wird dem Bundesamt sehr gute Arbeit bescheinigt.

"Das Umweltbundesamt zählt auf dem Gebiet der Normung und Umsetzung von Vorgaben in regulatives Handeln zu den führenden Einrichtungen in Europa und unterstützt so die Vorreiterrolle Deutschlands in umweltrelevanten Themenfeldern", erklärt der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Manfred Prenzel. "Vor diesem Hintergrund ist es schlüssig", so Prenzel weiter, "dass die Forschung des UBA vor allem in den Bereichen überzeugt, die sehr eng mit seinen Vollzugsaufgaben verbunden sind."

Der Wissenschaftsrat würdigt den Reflexions- und Strategieprozess, den das UBA seit der zurückliegenden Evaluation im Jahr 2007 aufgenommen hat. Die Formulierung inhaltlicher Schwerpunkte und institutioneller Ziele sind wichtige Schritte im Strategiebildungsprozess des UBA. Die Festlegung von Forschungsbedarf und Programm für drei Jahre wird allerdings insgesamt als zu kurzfristig bewertet. Um seinen Auftrag der wissenschaftsbasierten Politikberatung langfristig mit hoher Beratungskompetenz zu erfüllen, hält der Wissenschaftsrat es für zwingend notwendig, dass das UBA vorausschauende eigene Forschung in seinen Aufgabenbereichen etabliert. Hierfür sollte das Bundesamt seine Forschung in einen schlüssigen Gesamtzusammenhang stellen und darin der vorausschauenden Forschung dauerhaft einen höheren Stellenwert sichern. Besonders für zukunftsorientierte Forschung hält der Wissenschaftsrat Kooperationen mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen aus dem In- und Ausland auf einer längerfristigen Planungsgrundlage für unverzichtbar.

Aus der Veröffentlichung von Risikobewertungen muss generell hervorgehen, wie belastbar diese aus wissenschaftlicher Sicht sind. Es ist nachvollziehbar, dass das UBA sich in begründeten Fällen zur Aufklärung der Öffentlichkeit zwingend verpflichtet sieht, auch wenn die Bewertung eines Risikos wissenschaftlich (noch) nicht eindeutig gesichert ist. "Wenn das UBA seiner ?Frühwarnfunktion? einen solch hohen Stellenwert einräumt, müssen unterschiedliche wissenschaftliche Risikobewertungen und die jeweilige Bewertung des UBA differenziert dargelegt werden", fordert der Vorsitzende des Wissenschaftsrates als einen wichtigen Beitrag zu einer transparenten wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4703-15.pdf
- Stellungnahme zum Umweltbundesamt (UBA), Dessau-Roßlau (Drs. 4703-15)



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution415

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsrat, Dr. Christiane Kling-Mathey, 13.07.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2015

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