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WISSENSCHAFT/1072: Ergebnisse der Wintersitzungen des Wissenschaftsrates 26.-28.1.11 (idw)


Wissenschaftsrat - 31.01.2011

Ergebnisse der Wintersitzungen des Wissenschaftsrates in Berlin (26. - 28. Januar 2011)


Bereits zum dritten Mal war der Wissenschaftsrat auf Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich seiner Wintersitzungen zu Gast im Bundeskanzleramt. Peter Strohschneider, der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, nahm diese Gelegenheit zum Anlass für einen Blick auf die vergangenen fünf Jahre seiner Amtszeit, an deren Beginn die Föderalismusreform I in den Jahren 2005/06 stand, sowie auf aktuelle Herausforderungen der Wissenschaftspolitik.

Neuer Vorsitzender des Wissenschaftsrates ist der Aachener Ingenieur Wolfgang Marquardt, der die Nachfolge von Peter Strohschneider antritt. Der Münchner Mittelalter-Philologe hatte fünf Jahre lang den Vorsitz des Wissenschaftsrates inne. Strohschneider wurde in Anwesenheit von Bundesministerin Annette Schavan und zahlreicher Wissenschaftsministerinnen und -minister der Länder in Berlin verabschiedet.

Auf seinen Wintersitzungen hat sich der Wissenschaftsrat schwerpunktmäßig mit den Informationsinfrastrukturen in der Wissenschaft beschäftigt. Neben drei Einzelempfehlungen zu den Infrastrukturen für die Geistes- und Sozialwissenschaften, zu wissenschaftlichen Sammlungen sowie zu bibliothekarischen Verbundsystemen in Deutschland wurde eine übergreifende Aspekte der Einzelempfehlungen akzentuierende Empfehlung zu diesem Themenfeld verabschiedet.

Wissenschaftlichen Sammlungen, Bibliotheken, Archiven und Datensammlungen, die unter dem Begriff Informationsinfrastrukturen zusammengefasst werden, kommt eine grundlegende Bedeutung für Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung in allen wissenschaftlichen Fächern zu. Der Wissenschaftsrat appelliert in seinen übergreifenden Empfehlungen zu diesem Themenfeld an Bund und Länder, gemeinsam Anstrengungen zu unternehmen, um ein funktionsgerechtes Angebot an Informationsinfrastrukturen in Deutschland zu erhalten und dabei auch die Hochschulen als deren Träger verstärkt zu berücksichtigen.

Hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist es aus Sicht des Wissenschaftsrates notwendig, der an wissenschaftspolitischer Bedeutung zunehmenden Infrastrukturentwicklung für die Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland mehr Aufmerksamkeit zu widmen. In diesem Sinne wurden Empfehlungen zur Stärkung der internationalen Konkurrenzfähigkeit von Informations- und sozialen Infrastrukturen sowie zur Ausstattung mit Großgeräten in einzelnen Feldern der Geistes- und Sozialwissenschaften ausgesprochen.

Deutschland verfügt über eine reiche und sehr vielfältige Sammlungslandschaft, die Grundlage bedeutender und herausragender Forschung ist. Der Wissenschaftsrat hat jedoch feststellen müssen, dass das Potenzial dieser wissenschaftlichen Sammlungen - vor allem im universitären Bereich - noch nicht hinreichend erkannt und genutzt wird. Mit seinen Empfehlungen möchte er zu ihrer besseren Nutzung in der Forschung beitragen.

Darüber hinaus hat sich der Wissenschaftsrat - zeitgleich mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft - ausführlich mit der Zukunft des bibliothekarischen Verbundsystems in Deutschland beschäftigt. Beide Organisationen werden ihre Ergebnisse, die in enger Abstimmung erarbeitet wurden, in der kommenden Woche (3. Februar) veröffentlichen und zudem eine gemeinsame Erklärung abgeben.

In seiner Stellungnahme zur Universitätsmedizin in Hamburg hebt der Wissenschaftsrat die positive Entwicklung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf einschließlich der Medizinischen Fakultät an der Universität Hamburg hervor. Durch umfangreiche bauliche und infrastrukturelle Investitionen, eine konsequente Neuorganisation der Grundstruktur und Anstrengungen zur wirtschaftlichen Konsolidierung sei es gelungen, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf einen Erfolg versprechenden Weg zu bringen.

Im Rahmen der institutionellen Akkreditierung wurden vier Verfahren beraten. Akkreditiert wurden die Theologische Hochschule Reutlingen (THR), die geplante Internationale Hochschule Liebenzell (IHL) i. Gr. und die Leibniz-Fachhochschule i. Gr., Hannover. Negativ fiel die Entscheidung für die Freie Hochschule Mannheim (FHM) i. Gr. aus.


Hinweis: Die genannten Empfehlungen und Stellungnahmen werden als Volltext veröffentlicht (http://www.wissenschaftsrat.de/veroeffentlichungen/veroeffentlichungen-ab-1980/), sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates per E-Mail angefordert werden.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/pm_0111.pdf
- Pressemitteilung als pdf
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/VS_Bundeskanzlerin_Jan_2011.pdf
- Ansprache des Vorsitzenden anlässlich des Empfangs bei Bundeskanzlerin Angela Merkel


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Wolfgang Marquardt neuer Vorsitzender des Wissenschaftsrats

Auf seinen Wintersitzungen hat der Wissenschaftsrat den Aachener Ingenieur Wolfgang Marquardt zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. Marquardt tritt die Nachfolge des Münchner Mittelalter-Philologen Peter Strohschneider an, der den Wissenschaftsrat von 2006-2010 geleitet hat.

Marquardt, 1956 in Böblingen geboren, ist seit 1993 Professor für Prozesstechnik in der Verfahrenstechnik der RWTH Aachen. Zu seinen Forschungsgebieten zählen modellgestützte, systemwissenschaftliche Methoden für Entwicklung und Betrieb von industriellen Stoffwandlungsprozessen, neue Produkte und Prozesse unter Berücksichtigung erneuerbarer Kohlenstoffquellen sowie Konzepte zur effizienten Nutzung (erneuerbarer) Energien. 2001 wurde Marquardt für seine Forschungen mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Seit 2010 gehört er dem Wissenschaftsrat als Mitglied an. Marquardt ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Ein neues Führungsduo hat auch die Wissenschaftliche Kommission des Wissenschaftsrates. Für den Vorsitz seiner beiden Kommissionen hat der Wissenschaftsrat bis Januar 2012 wie folgt gewählt:

Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission:
Hilbert von Löhneysen, Physikalisches Institut und Institut für Festkörperphysik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Mitglied des Wissenschaftsrates seit 2006

Stellvertretende Vorsitzende der Wissenschaftlichen Kommission:
Regina T. Riphahn, Ph.D., Professorin für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg

Vorsitzende der Verwaltungskommission:
Cornelia Quennet-Thielen, Staatsekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung
Johanna Wanka, Ministerin für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen

Als langjähriger Vorsitzender des Wissenschaftsrates war Peter Strohschneider an zahlreichen wichtigen Entscheidungen und Weichenstellungen der letzten Jahre beteiligt.
In seiner Amtszeit hat er sich besonders engagiert für eine Verbesserung von Lehre und Studium eingesetzt und eine deutlich aufgestockte Grundausstattung der Hochschulen von der Politik sowie eine neue Qualitätskultur von der Wissenschaft gefordert. Der Exzellenzinitiative und ihrem zentralen Gedanken, die Forschung in Deutschland zu stärken, auf das Engste verbunden, hat er gleichzeitig vor einer Fixierung des Wissenschaftssystems allein auf Forschungsexzellenz gewarnt. Das Hochschulsystem bedürfe vielmehr unterschiedlicher Qualitäten und Schwerpunkte in unterschiedlichen Leistungsbereichen und müsse durch größere Vielfalt von Hochschulen und funktionale Differenzierung ein größeres Alternativenspektrum erhalten.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/pm_0711.pdf
- Pressemitteilung als pdf


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Wissenschaftsrat: Forschungsinfrastrukturen für die Geistes- und Sozialwissenschaften stärken

Hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems ist es aus Sicht des Wissenschaftsrates notwendig, der an wissenschaftspolitischer Bedeutung zunehmenden Infrastrukturentwicklung für die Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Positiv bewertet er bereits jetzt die Entwicklung der Forschungsinfrastrukturen der quantitativen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Vor allem im Bereich großer Umfragestudien konnte hier in den vergangenen Jahren eine internationale Spitzenstellung erreicht werden. Eine vergleichbare Position gilt es auch für die qualitativen Sozialwissenschaften und die Geisteswissenschaften anzustreben. In diesem Sinne hat der Wissenschaftsrat Empfehlungen zur Stärkung der internationalen Konkurrenzfähigkeit von Informations- und sozialen Infrastrukturen sowie zur Ausstattung mit Großgeräten in einzelnen Feldern der Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland ausgesprochen. Dabei äußert er sich auch zu Fragen der Archivierung von Forschungsdaten.

Forschungsinfrastrukturen leisten in den Geistes- und Sozialwissenschaften einen wichtigen Beitrag zum Erkenntnisgewinn über gesellschaftliche Problemlagen und zur Erschließung unseres kulturellen Erbes. So bieten beispielsweise digital aufbereitete Fachinformationen ganz neuartige Möglichkeiten der forschenden Erschließung von Bibliotheks-, Archiv- und Sammelbeständen. Sie erleichtern weltweit den Zugang zu Forschungsinformationen und schaffen neue virtuelle Arbeitsumgebungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Gleichwohl haben die Geistes- und Sozialwissenschaften beim Aufbau von Forschungsinfrastrukturen Nachholbedarf. Gleichzeitig ist die Perspektive bestehender Einrichtungen durch wechselnde Förder- und Finanzierungsinstrumente oft ungesichert. Der Wissenschaftsrat empfiehlt dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) deshalb, ein längerfristiges nationales Förderprogramm für Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften auf einer Wettbewerbsbasis aufzunehmen. "Ein solches Förderprogramm sollte sowohl Pilotstudien zu innovativen Infrastrukturen anregen, als auch für die längerfristige Absicherung schon erfolgreich arbeitender Projekte sorgen", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Peter Strohschneider. Das vorgeschlagene Programm würde die bereits vorhandenen Förderlinien - wie das Programm für Langfristvorhaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) oder das Akademienprogramm von Bund und Ländern - ergänzen. Zudem könnte es dazu beitragen, erfolgreiche Projekte für eine mittelfristige Aufnahme auf eine nationale oder die Europäische Roadmap für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI-Prozess) konkurrenzfähig zu machen.

Das individuelle Engagement von Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern beim Aufbau von Infrastrukturen möchte der Wissenschaftsrat stärker honoriert sehen. Insbesondere die Berücksichtigung von Infrastrukturprojekten in der Leistungsorientierten Mittelvergabe (LOM) wird als ein Instrument betrachtet, den Stellenwert des Infrastrukturaufbaus an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu erhöhen. Die Fachgesellschaften werden vom Wissenschaftsrat aufgefordert, sich stärker als bisher mit der Bedeutung von Forschungsinfrastrukturen für ihre Disziplinen auseinanderzusetzen.

Mit Blick auf die Governance von Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften setzt der Wissenschaftsrat auf ein nutzungsorientiertes Konzept. Peter Strohschneider erklärte hierzu, dass "nur durch die Einbeziehung der externen Nutzerinnen und Nutzer, beispielsweise in Form von Beiräten und Befragungen, die Weiterentwicklung einer Infrastruktur an die aktuellen Bedürfnisse der Forschung angepasst werden kann". Einen wesentlichen Bestandteil guter Governance von Forschungsinfrastrukturen sieht der Wissenschaftsrat darüber hinaus in ihrer Verknüpfung mit Förderkonzepten für den wissenschaftlichen Nachwuchs und dem Erwerb von Zusatzqualifikationen. Hierauf sei bei der öffentlichen Förderung besonderer Wert zu legen.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/10465-11.pdf
- Empfehlungen zur Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/pm_0311.pdf
- Pressemitteilung als pdf


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WR: Verborgene Schätze bergen - Wissenschaftliche Sammlungen besser für die Forschung nutzen

Deutschland verfügt über eine reiche und sehr vielfältige Sammlungslandschaft, die Grundlage bedeutender und herausragender Forschung ist. Eine Systematisierung von Arten, die Erkundung evolutionären oder klimatischen Wandels sind ohne solche Sammlungen ebenso undenkbar wie die Erforschung schriftloser oder längst vergangener Kulturen oder die Erforschung der Entwicklung von Technik, Wissenschaften und Künsten. Der Wissenschaftsrat hat jedoch feststellen müssen, dass das Potenzial dieser Sammlungen - vor allem im universitären Bereich - noch nicht hinreichend erkannt und genutzt wird.

Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider: "Viele Sammlungen lagern unbekannt und ungenutzt in Abstellräumen der Universitäten, wo weder ihr dauerhafter Erhalt noch ihre wissenschaftliche Bearbeitung möglich sind. Womöglich liegen hier noch ungeahnte Schätze für die Forschung."

Der Wissenschaftsrat hat für dieses Nutzungsproblem vor allem zwei ausschlaggebende Faktoren identifiziert: Zum einen ist über Bestand und Wert einer Sammlung vielfach nur wenig bekannt. Viele Sammlungen sind - aus unterschiedlichen, vor allem aber kapazitätsbedingten Gründen - unzureichend erschlossen und insgesamt zu wenig sichtbar. Zum Zweiten ist der aufwändige Erhalt einer Sammlung vor allem dann schwer zu begründen, wenn ihr Potenzial für die Forschung nicht erkennbar ist. Häufig zeigt sich der wissenschaftliche Wert einer Sammlung erst mit der Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden - wie der DNA-Analyse - und neuer Forschungsfragen. Damit ist ein Dilemma angesprochen: Wie kann heute über das Schicksal einer Sammlung entschieden werden, deren wissenschaftlicher Wert sich möglicherweise erst übermorgen zeigen wird?

Im Einzelnen empfiehlt der Wissenschaftsrat deshalb:

Weit reichende strukturelle Entscheidungen (wie etwa die Verlagerung, dauerhafte Einlagerung oder auch Schließung einer Sammlung) dürfen nicht primär von finanziellen Erwägungen abhängen, sondern sollten jeweils in einem kriteriengeleiteten Prozess gefällt werden. Die Frage der wissenschaftlichen Nutzung sollte dabei im Zentrum stehen. Dafür ist zunächst eine sachgerechte Statusbestimmung der einzelnen Sammlungen erforderlich, die ihren Wert auch für die Träger sichtbar macht. Darauf aufbauend sind Entwicklungskonzepte für die Sammlungen zu erarbeiten.

Insgesamt ist eine bessere Finanzierung für wissenschaftliche Sammlungen dringend erforderlich. Der Wissenschaftsrat betont nachdrücklich, dass universitäre Sammlungen primär über eine angemessene Grundfinanzierung abgesichert sein müssen, da Erhalt, Pflege und Bereitstellung der Sammlungen infrastrukturelle Daueraufgaben sind. Vor allem Länder und Universitäten sind in der Pflicht, die bestehenden Defizite in der personellen und räumlichen Ausstattung zu beheben.

Generell sollten Sammlungen auch weiterhin möglichst im Funktionszusammenhang der Universitäten belassen bleiben. Das schließt für Ausnahmefälle institutionelle Alternativen wie etwa die gemeinsame Förderung durch Bund und Länder im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft oder Stiftungsmodelle nicht aus. Zusätzlich wird der weitere Ausbau von Förderprogrammen für sammlungsbezogene Forschung empfohlen, die neben systematischen Erschließungstätigkeiten auch wissenschaftliche Tätigkeiten der Ausstellung und Vermittlung von Sammlungen fördern.

Konzeptionelle und strukturelle Entscheidungen, welche die Entwicklung einzelner Sammlungen betreffen, sind möglichst abgestimmt zu fällen, nicht zuletzt im Sinne eines Bestandsschutzes national oder gar international einzigartiger Sammlungen. Das erfordert einen intensiven Erfahrungsaustausch und eine bessere Koordination zwischen den Sammlungen. Um die Sammlungen bei ihren Vernetzungsbestrebungen zu unterstützen, empfiehlt der Wissenschaftsrat die Ansiedelung einer beratend und koordinierend tätigen Einrichtung an einer bereits bestehenden Institution. Eine entsprechende Ausschreibung sollte durch den Bund erfolgen. Das bedeutet ausdrücklich keine Zentralisierung der Sammlungen, vielmehr erkennt der Wissenschaftsrat deren Wert als räumlich verteilte Infrastruktur, die möglichst vielen Nutzern offen steht, ausdrücklich an.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/10464-11.pdf
- Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/pm_0411.pdf
- Pressemitteilung als pdf


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Wissenschaftsrat: Hamburger Universitätsmedizin an entscheidendem Entwicklungspunkt

In seiner Stellungnahme zur Universitätsmedizin in Hamburg hebt der Wissenschaftsrat die positive Entwicklung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf einschließlich der Medizinischen Fakultät an der Universität Hamburg hervor. Durch umfangreiche bauliche und infrastrukturelle Investitionen, eine konsequente Neuorganisation der Grundstruktur und Anstrengungen zur wirtschaftlichen Konsolidierung sei es gelungen, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf einen Erfolg versprechenden Weg zu bringen.

Insbesondere in der Krankenversorgung sei dadurch eine beachtliche Entwicklung in Gang gesetzt worden. Gleichzeitig wird betont, dass die Hamburger Universitätsmedizin nun an einem Punkt angekommen sei, an dem die wissenschaftliche Fokussierung verstärkt werden müsse. Um eine entsprechende Begutachtung ihrer Universitätsmedizin war der Wissenschaftsrat von der Freien und Hansestadt Hamburg gebeten worden.

In der Forschung erkennt der Wissenschaftsrat ein breites Leistungspotenzial, das sich in der Summe bereits in national überdurchschnittlichen Drittmitteleinwerbungen niedergeschlagen hat. Gleichzeitig wird konstatiert, dass das verfügbare Potenzial mit einer deutlicher fokussierten Forschungsstrategie noch besser genutzt werden könnte. Konkret wird empfohlen, sich mit dem Center for Inflammation, Infection and Immunity (C3I), dem Hamburg Center of NeuroScience (HCNS) und dem Center for Health Care Research (CHCR) auf drei eindeutige Forschungsschwerpunkte zu konzentrieren.

Ähnlich positiv wird auch das Entwicklungspotenzial in Bezug auf Lehre und Studium eingeschätzt. Gegenüber dem nicht mehr zeitgemäßen Regelstudiengang verspreche der geplante Modellstudiengang viele Verbesserungen in Hinsicht auf eine problem- und kompetenzorientierte Ausbildung von künftigen Ärztinnen und Ärzten. Damit würde auch der am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bereits gelebten Wertschätzung für die Lehre der angemessene strukturelle und curriculare Rahmen gegeben.

"Insgesamt befindet sich die Universitätsmedizin in Hamburg an einem entscheidenden Entwicklungspunkt", so Professor Peter Strohschneider, Vorsitzender des Wissenschaftsrates, die Bewertung zusammenfassend. "Das Land und das Klinikum haben beachtliche Anstrengungen unternommen, die internen Strukturen sowie die Krankenversorgung zu optimieren und gleichzeitig die bauliche Infrastruktur zu erneuern. Der Wissenschaftsrat ist zuversichtlich, dass sich das auch auf die schon jetzt durchaus bemerkenswerte Qualität der Forschung in der Breite und die existierenden Pläne für die Lehre förderlich auswirken wird."

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1016-11.pdf
- Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Universitätsmedizin in Hamburg
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/pm_0611.pdf
- Pressemitteilung als pdf


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Wissenschaftsrat: Vier Entscheidungen im Verfahren der institutionellen Akkreditierung

Auf seinen Wintersitzungen hat der Wissenschaftsrat vier Verfahren der institutionellen Akkreditierung beraten. Zu den Ergebnissen im Einzelnen:

Die Freie Hochschule Mannheim (FHM) i. Gr. will ihre Absolventinnen und Absolventen für pädagogische Aufgaben an waldorfpädagogisch orientierten Einrichtungen vorbereiten sowie in Lehre und Forschung eine im Sinne der Anthroposophie anthropologisch ausgerichtete Pädagogik weiterentwickeln. Die FHM bietet derzeit für 135 Studierende den sechssemestrigen Bachelorstudiengang Waldorfpädagogik (B.A.) und den viersemestrigen, nicht-konsekutiven Masterstudiengang Waldorf-Klassenlehrer/in (M.A.) an, hinzu kommt der sechssemestrige Bachelorstudiengang Heilpädagogik (B.A.).

Die FHM hat ihr Verhältnis sowohl zu einer anthroposophisch orientierten Waldorfpädagogik als auch zur Allgemeinen Erziehungswissenschaft nicht in ausreichendem Maße geklärt. Ohne eine solche Klärung besteht aber die Gefahr, eine spezifische, weltanschaulich geprägte Pädagogik im Sinne einer außerwissenschaftlichen Erziehungslehre zur Grundlage einer Hochschuleinrichtung zu machen. Darüber hinaus stellt sich auch die derzeitige personelle und sächliche Ausstattung der FHM in quantitativer und qualitativer Hinsicht als unzureichend dar.

Aufgrund der festgestellten Defizite gelangt der Wissenschaftsrat zu einer negativen Akkreditierungsentscheidung.

Die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) hat sich nach der Akkreditierung ihres Hochschulgründungskonzeptes im Jahre 2005 erfolgreich weiterentwickelt. Die seinerzeit vom Wissenschaftsrat ausgesprochenen Auflagen und Empfehlungen wurden in vollem Umfang erfüllt. "Der Hochschule ist es seither gelungen, ihr hochschulisches Profil deutlich zu schärfen", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider. Das Studium wird dem im Leitbild formulierten Anspruch, eine praxisorientierte und zugleich wissenschaftlich fundierte theologische Ausbildung zu bieten, in beiden Studiengängen gerecht. Das hervorragende Betreuungsverhältnis ermöglicht eine intensive fachliche Begleitung der Studierenden. Besonders gewürdigt wurden auch die vielfältigen Kooperationsbeziehungen mit Bildungseinrichtungen im In- und Ausland. Es wurde empfohlen, künftig weitere Anstrengungen zum Ausbau der schon nennenswerten Forschungsaktivitäten zu unternehmen.

Der Wissenschaftsrat spricht eine institutionelle Reakkreditierung für zehn Jahre aus.

Die geplante Internationale Hochschule Liebenzell (IHL) i. Gr., die aus einem seit dem Jahr 1900 bestehenden Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission hervorgehen soll, möchte ihre künftigen Studierenden für eine Berufstätigkeit im Missionsbereich, als Predigerin oder Prediger einer neupietistischen Gemeinschaft oder in der Sozialarbeit qualifizieren. Das vorgelegte Hochschulkonzept überzeugt durch die Praxisnähe und die internationalen Anteile ihrer Bachelorstudiengänge, die geplante intensive Betreuung der Studierenden, die Forschungsausrichtung und die umfassende Qualitätssicherung des Lehrangebots durch eine englische Hochschule. Kritisch angemerkt wird die geplante Erstbesetzung der Professuren mit den Dozenten der Vorgängereinrichtung ohne vorhergehendes Berufungsverfahren.

Der Wissenschaftsrat hat die Hochschule institutionell akkreditiert. Die Akkreditierung wird allerdings erst dann wirksam, wenn die Hochschule nach ihrer Gründung ein Berufungsverfahren zur ersten Besetzung der Professuren einführt. Eine Reakkreditierung soll nach fünf Jahren erfolgen.

Die Leibniz-Fachhochschule i. Gr., Hannover plant die Aufnahme ihres Betriebs mit einem wirtschafts- und managementorientierten Studienangebot zum Sommersemester 2011. Sie geht aus der Leibniz-Berufsakademie hervor, die seit 1976 duale Ausbildungsgänge anbietet. Diese Tradition des dualen Studienangebots in enger Kooperation mit Unternehmen der Region Hannover soll an der Leibniz-Fachhochschule in den kommenden Jahren durch einen berufsbegleitenden und einen Vollzeitstudiengang ergänzt werden. "Erfreulicherweise ist es der Gründungsinitiative im zweiten Anlauf überzeugend gelungen, ein hochschuladäquates Konzept zu entwickeln", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Herr Professor Strohschneider. Insbesondere nimmt die Forschung jetzt den Stellenwert ein, der für eine Hochschule erforderlich ist. Als Auflage wurde ausgesprochen, eine Inkonsistenz in der Grundordnung zu beseitigen.

Der Wissenschaftsrat hat die Leibniz-Fachhochschule institutionell akkreditiert. Er hält eine Reakkreditierung nach fünf Jahren für notwendig.

Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1010-11.pdf
- Stellungnahme zur Freien Hochschule Mannheim i.Gr.
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1007-11.pdf
- Stellungnahme zur Theologischen Hochschule Reutlingen (THR)
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1008-11.pdf
- Stellungnahme zur Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL) i. Gr.
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/1009-11.pdf
- Stellungnahme zur Leibniz-Fachhochschule i.G., Hannover - 2. Antrag -



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilungen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution415


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsrat, Dr. Christiane Kling-Mathey, 31.01.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2011