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WISSENSCHAFT/1052: Startschuss für Forschungszentrum FAIR in Darmstadt (BMBF)


BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung - 04.10.2010

Startschuss für Forschungszentrum FAIR in Darmstadt

Neun Partnerländer unterzeichnen internationales Übereinkommen


Der Startschuss für einen neuen Teilchenbeschleuniger der Superlative ist gefallen: Am heutigen Montag unterzeichneten Wissenschaftsminister und Staatssekretäre aus neun Ländern Asiens, Ost- und Westeuropas das internationale Übereinkommen über den Bau und den Betrieb einer Einrichtung für die Forschung mit Antiprotonen und Ionen in Europa. Damit manifestieren die Staaten ihre Beteiligung an FAIR - so lautet die englische Abkürzung: Facility for Antiproton and Ion Research in Europe. Für die Bundesrepublik Deutschland unterzeichneten Dr. Peter Ammon, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, und Dr. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Staatssekretär Braun unterzeichneten zudem ein entsprechendes Abkommen, das die Zusammenarbeit von Bund und Hessen bei FAIR regelt.

An den Kosten für die Errichtung und Inbetriebnahme von rund einer Milliarde Euro trägt Deutschland knapp drei Viertel, wozu Hessen 90 Millionen Euro beiträgt. Größter internationaler Partner ist Russland, das 178 Millionen Euro bereitstellt. Im Anschluss an die Vertragsunterzeichnung wurde die FAIR GmbH gegründet, bei der die Unterzeichnerstaaten Gesellschafter werden. Die GmbH ist zuständig für Bau und Betrieb der neuen Anlage; der Tiefbau wird im Winter 2011/2012 beginnen.

Darmstadt bietet als Standort beste Voraussetzungen: Die Anlage der nächsten Generation wird auf die Beschleuniger des GSI Helmholtz-Zentrums für Schwerionenforschung aufbauen. Herzstück ist ein neuer Ringbeschleuniger mit einem Umfang von 1100 Metern und einem Durchmesser von 350 Metern. Daran schließen sich Speicherringe und Experimentieranlagen an, an denen auch das Forschungszentrum Jülich beteiligt ist. Ab 2017 wird die Anlage Ionenstrahlen mit bisher unerreichter Intensität und Qualität liefern, die völlig neue Einblicke zu vielen offenen Fragen ermöglichen. Dazu gehören: Wie sind Atomkerne aufgebaut? Was hält sie zusammen? Was geschieht im Inneren von Sternen? Was geschah im Universum kurz nach dem Urknall? Wie wirken Ionenstrahlen auf Werkstoffe und Gewebe?

"Ich bin neugierig auf die Erkenntnisse, die FAIR uns zu diesen Fragen liefern wird", sagte Staatssekretär Braun. Zugleich würdigte er die herausragende Bedeutung des Projekts für Deutschland und Hessen als internationalen Wissenschaftsstandort: "FAIR ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte der Grundlagenforschung in Europa. Es wird weltweit einzigartige Forschungsmöglichkeiten bieten und so herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu uns locken - vom talentierten Nachwuchs bis hin zu etablierten Professorinnen und Professoren. Forschungsgeräte dieser Größenordnung lassen sich ausschließlich in internationaler Kooperation verwirklichen, und wir sind stolz, dass FAIR in Deutschland und Hessen entsteht" "Mit der Beteiligung von ost-, west- und nordeuropäischen Ländern sowie dem Beitrag Indiens haben das Übereinkommen und das Projekt FAIR auch eine weitreichende außenpolitische Dimension gewonnen", sagte Staatssekretär Ammon. "Als herausragend bewerte ich den Beitrag Russlands, dem größten internationalen Partner bei FAIR. Mit der Projektpartnerschaft Indiens ist sogar der Brückenschlag nach Asien gelungen. Das unterstreicht die internationale Relevanz des Projekts zusätzlich."

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier bezeichnete FAIR als "Mega-Projekt" und betonte die Bedeutung dieser Kooperation auf internationaler Ebene. "Hessen hat sich als Standortland bereit erklärt, 94 Millionen Euro in den Bau von FAIR zu investieren und überdies ein Drittel der sogenannten standortbedingten Kosten zu übernehmen." Für ein einzelnes Bundesland bedeute ein solches Engagement eine politische Prioritätensetzung.

Die Entscheidung für den Bau von FAIR geht auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrats zurück, die durch die Aufnahme von FAIR in Europas Forschungsfahrplan für Großgeräte, die ESFRI-Roadmap, bestätigt wurde. An den vielen beteiligten Forschungsinstituten im In- und Ausland wird bereits jetzt vorbereitend geforscht und entwickelt. Insgesamt zwölf Partnerstaaten wollen sich am Bau beteiligen - außer den heutigen Unterzeichnern Deutschland, Finnland, Frankreich, Indien, Polen, Rumänien, Russland, Schweden und Slowenien planen auch China, Großbritannien, Saudi-Arabien und Spanien Beiträge zu FAIR.


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Quelle:
Pressemitteilung 174/2010 vom 04.10.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2010