Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → FAKTEN


PARTEIEN/159: Universitäten Siegen und Hannover starten größte Parteimitgliederstudie (idw)


Universität Siegen - 07.03.2017

Universitäten Siegen und Hannover starten größte
Parteimitgliederstudie


Deutschland im Jahr der Bundestagswahl. Wie haben sich die Meinungen und Motivationen der deutschen Parteimitglieder innerhalb von zwei Jahrzehnten gewandelt? Das untersuchen die Universitäten Siegen und Hannover in einer Parteimitgliederstudie.

Am 24. September 2017 wählt Deutschland. Millionen Deutsche stimmen dann über die Zusammensetzung des Bundestages ab. Auch im Saarland, Schleswig-Holstein und NRW wird gewählt. Die Universitäten Siegen und Hannover starten nun eine neue Parteimitgliederstudie. Treten BürgerInnen heute Parteien nur noch bei, weil sie sich einen beruflichen Vorteil erhoffen? Und gleichen sich die etablierten Parteien immer mehr an? Fragen wie diese untersuchen Prof. Dr. Tim Spier von der Uni Siegen und Prof. Dr. Markus Klein von der Leibniz Universität Hannover in ihrer repräsentativen "Deutschen Parteimitgliederstudie 2017". Das Team befragt ab Mitte März insgesamt 17.000 Mitglieder der Parteien CDU, CSU, SPD, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und FDP. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die in dieser Art weltweit größte Studie mit rund einer Million Euro.

"Die bloße Zahl der Parteimitglieder hat sich seit 1990 fast halbiert", berichtet Prof. Tim Spier. "Währenddessen ist die Zahl der aktiven Mitglieder aber relativ konstant geblieben." In ihrer Studie gehen die beiden Wissenschaftler diesem Zusammenhang nach. "Die Motivation, in eine Partei einzutreten, hat sich drastisch gewandelt. Früher wollten sich viele sozial engagieren, kamen aufgrund von Familientraditionen oder weil sie sich wie bei einer Art Stammtisch unter politisch Gleichgesinnten austauschen wollten. Diese Form der Motivation wird immer unwichtiger", sagt Spier. Stattdessen beobachte man seit geraumer Zeit, dass viele Personen deshalb einer Partei beitreten, weil sie konkret Politik mitgestalten wollen und aktiv Ämter übernehmen möchten.

Eine weitere These der Wissenschaftler: Die Mitglieder innerhalb einer Partei werden sich immer ähnlicher, weil neue Mitglieder oft aus denselben sozialen Gruppen rekrutiert werden wie die aktuellen Mitglieder. In den Vorgängerstudien 1998 und 2009 haben sich diese Entwicklungen bereits abgezeichnet. "Ob das wirklich ein Trend ist oder ob es bloß eine Phase war, werden wir in unserer dritten Studie in diesem Jahr herausfinden", sagt Spier.

Durch ihre Studie wollen die Wissenschaftler erfahren: Wie sehr rechts oder links ordnen sich die Parteimitglieder ein, wie ihre eigene und andere Parteien? Wie zufrieden sind die Parteimitglieder mit ihrer Partei und dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland? Überlegen sie, demnächst aus ihrer Partei auszutreten? Auch Meinungen zu konkreten politischen Themen wollen Spier und Klein erfahren. Sollte der Zuzug von Asylsuchenden beschränkt werden? Sollte der Schwangerschaftsabbruch weniger streng geregelt werden? Sollte es an staatlichen Schulen Islamunterricht geben?

Das sozialwissenschaftliche Großprojekt wird in Kooperation mit den Bundesgeschäftsstellen aller etablierter Parteien stattfinden. Gefördert wird es für drei Jahre bis 2019. Die Forscher rechnen für Anfang 2018 mit konkreten Ergebnissen.



Mehr Informationen:
www.parteimitgliederstudie.de/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution198

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Siegen, Nora Frei M.A., 07.03.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang