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MILITÄR/932: Die NATO-Provokationen gegen Russland der letzten drei Monate (UZ)


UZ - Unsere Zeit, Nr. 24 vom 12. Juni 2015
Sozialistische Wochenzeitung - Zeitung der DKP

Umfangreich und scharf
Die NATO-Provokationen gegen Russland der letzten drei Monate

von Willi Gerns


Hinter dem Schleier von in den Giftküchen der USA-Geheimdienste zusammengebrauten angeblichen Bedrohungsszenarios des "Westens" durch Moskau vollzieht sich entlang der russischen Westgrenzen ein provokatorischer militärischer Aufmarsch der NATO, der tatsächlich eine äußerst gefährliche Bedrohung für den Frieden in Europa darstellt.

Am beispiellosen Charakter dieses Säbelrasselns hat kürzlich auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einem Treffen mit dem USA-Präsidenten Barack Obama keinen Zweifel gelassen. Vielmehr brüstete sich der ehemalige sozialdemokratische Ministerpräsident Norwegens vor seinem Herrn und Gebieter in Washington mit den Worten: "Das sind die umfangreichsten und schärfsten Aktivitäten kollektiver Verteidigung seit den Zeiten des kalten Krieges. Und wir schaffen Kommandostrukturen in allen osteuropäischen Ländern des Bündnisses, womit wir unterstreichen, die NATO existiert und die NATO ist hier."

Die russischsprachige Netzzeitung "Swobodnaja Pressa" (Freie Presse) bemerkt dazu: "Es lohnt nicht danach zu fragen, vor wem man sich mit dieser 'kollektiven Verteidigung' schützen will. Natürlich wird man in Washington und Brüssel sagen - 'vor dem arglistigen Rußland'. Das übrigens - und das gibt man in allen westlichen Hauptstädten zu - um ein Mehrfaches hinter den NATO-Staaten hinsichtlich des Potentials an gewöhnlichen Waffen zurücksteht, von der Wirtschaftskraft ganz zu schweigen. Ungeachtet dessen, so folgt aus den Worten Stoltenbergs, erwartet man im Westen von Stunde zu Stunde einen Überfall Russlands. Wo ist da die Logik?"

Im Weiteren wird in dem am 27. Mai im Netz veröffentlichten Beitrag der "SP" eine der Kürze wegen unvollständige Zusammenstellung der NATO-Aktivitäten in unmittelbarer Nähe der russischen Westgrenzen in den Monaten März bis Mai dieses Jahres präsentiert. Wir geben sie in Folgendem gestrafft wieder:

Anfang März wurden etwa 3.000 Soldaten und Offiziere der 3. USA-Infanterie-Division mit Panzern und anderem Kriegsgerät nach Lettland verlegt. Offiziell hieß es, zur Vorbereitung des internationalen Manövers "Atlantic Resolve". In Wirklichkeit sind sie dort bis heute stationiert und laut USA-General John R. O'Connor sollen sie und ihre Waffen dort so lange bleiben, wie dies zur "Bändigung der russischen Aggression" erforderlich" sei.

4. März. Einheiten der 2. Ständigen Minen-Räum-Gruppe der NATO sind zur Beteiligung an gemeinsamen Manövern mit den Seestreitkräften Bulgariens, Rumäniens und der Türkei ins Schwarze Meer eingelaufen. Flaggschiff der Gruppe ist der US-Kreuzer "Vicksburg". Zur Gruppe gehören weiter die kanadische Fregatte "HMCS Fredericton", die türkische Fregatte "TCG Turgutreis", der deutsche Tanker "FGS Spessart", die rumänische Fregatte "ROS Regina Maria" und die italienische Fregatte "ITS Aliseo".

10. März. Abrahams-Panzer wurden per Eisenbahn nach Litauen verlegt.

12. März. Ein Zug Abraham-Panzer und zwei Züge der USA-Luftlandetruppen sind in der estnischen Stadt Tapa agekommen.

15. März. Transporte mit gepanzerter Technik der NATO-Länder wurden in den Osten Rumäniens befördert.

22. März. USA-Militärangehörige der Nationalgarde aus dem Staat Michigan, ausgerüstet mit 155-Millimeter-Haubitzen, in Lettland eingetroffen.

25. März. Einheiten des 2. Kavallerie-Regiments der USA-Armee rückten vom rumänischen Flughafen Constanza aus bis wenige Kilometer an das ukrainische Gebiet Odessa heran. Am gleichen Tag begannen internationale Militär-Manöver in Rumänien und Bulgarien.

26. März. Über (das neutrale) Österreich werden Transporte mit militärischer Technik der USA nach Osten befördert. In der Presse gibt es Berichte, dass "alle Hotels in Polen die Verfügung erhielten, sich darauf vorzubereiten, Truppen aufzunehmen und sich auf Lazarette oder Stabsquartiere umzurüsten".

13. April. In Litauen begann das Manöver "Feuer-Donner" mit Teilnahme von Soldaten und Offizieren aus Polen, den USA und Portugal. Zur Unterstützung der Infanterie wurden 155-Milimeter-Selbstfahr-Haubitzen des Typs "Paladin" aus den USA ins Baltikum befördert.

20. April. Luftlande- und Panzereinheiten der USA nehmen an Manövern in Estland teil.

21. April. Kampfflugzeuge der NATO sowie auch Finnlands und Schwedens haben mit Manövern über dem Territorium der baltischen Staaten begonnen.

23. April. 15 "Leclerc"-Panzer und 300 französische Soldaten sind in Polen angekommen.

30. April. 15 A-10-Kampfflugzeuge "Thunderbolt" der 354. Expeditions-Staffel der USA-Luftwaffe sind auf einer estnischen Luftwaffenbasis angekommen.

4. Mai. In Norwegen haben Marine-Manöver der NATO unter der Bezeichnung "Dynamic Mongoose" begonnen. Daran nehmen 5.000 Militärangehörige sowie 20 Kriegsschiffe aus 11 Ländern teil. Geübt werde das Aufspüren und Vernichten feindlicher U-Boote.

11. Mai. An der litauischen Küste begann das internationale Militärmanöver "Baltische Festung 2015", an dem 20 Kriegsschiffe beteiligt waren.

18. Mai. Auf dem Territorium Rumäniens begannen bei dem gemeinsam mit den USA und Bulgarien veranstalteten Manöver "Platin-Adler 2015" die Geschütze zu donnern. Nach Worten des Pentagon-Vertreters sollten bei den zweiwöchigen militärischen Übungen die Fertigkeiten von Infanterie und Scharfschützen sowie die Beherrschung von Antipanzersystemen trainiert werden.

25. Mai. Im finnischen Lappland, Nordschweden und Nordnorwegen startete das Manöver "Arctic Challenge Exercise 2015", das bis zum 5. Juni dauern soll. Daran nehmen mehr als 3.600 Militärangehörige samt Militärtechnik teil, darunter Jagdflugzeuge der Typen F-16, F-18, Hawk T1, Tornado GR4, Mirage 2000, Eurofighter Typhoon und Jas 39 Gripen, Bomber, AWACS-Aufklärer und Tankflugzeuge. Aus der Legende der Übungen ging deutlich hervor, dass sie sich gegen die russischen Streitkräfte in der Arktis richteten.

Am 5. Juni beginnen in der Ostsee zweiwöchige NATO-Manöver unter der Bezeichnung "Baltops 2015", einschließlich Landungsübungen an der polnischen Küste in provokatorischer Nähe zum russischen Gebiet Kaliningrad. Als Ergänzung zu den Kriegs- und Versorgungsschiffen, die sich in der Ostsee befinden, soll zusätzlich der britische Hubschrauberträger "HMS Ocean" teilnehmen. Außerdem sind in Schweden kürzlich acht strategische Bomber B-52 "Stratofortress" der USA gelandet.

Die Zusammenstellung macht deutlich: Es handelt sich um umfassende koordinierte militärische Manöver der NATO entlang der russischen Westgrenze, die durchaus als Übung eines Überfalls dieses aggressiven Militärpakts der USA und ihrer Satelliten auf Russland gesehen werden müssen. Welche Gefahren davon ausgehen können, zeigt ein Blick in die Geschichte, in der bereits militärische Aufmärsche geringeren Ausmaßes an den Grenzen anderer Staaten zum Ausgangspunkt großer Kriege, bis hin zu den beiden Weltkriegen geworden sind.

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Quelle:
Unsere Zeit (UZ) - Zeitung der DKP, 47. Jahrgang, Nr. 24 vom 12. Juni 2015, Seite 6
Herausgeber: Parteivorstand der DKP
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2015

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