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MELDUNG/060: Neues Projekt analysiert Konflikte um Abschiebungen (idw)


Universität Kassel - 11.03.2014

Neues Projekt analysiert Konflikte um Abschiebungen



Ein Forschungsprojekt an der Universität Kassel untersucht Proteste gegen Abschiebung. Die Ergebnisse dienen der Grundlagenforschung in den Bereichen Migration und soziale Bewegungen und tragen zugleich zum besseren Verständnis aktueller Kontroversen um Migration und Flucht bei.

In den kommenden drei Jahren wird ein Projektteam an der Universität Kassel unter der Leitung von Prof. Dr. Helen Schwenken, Fachgebiet Politik der Arbeitsmigration, Proteste gegen Abschiebungen in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum zwischen 1993 und 2013 untersuchen. Ziel des Projektes ist zu erklären, zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Umständen sich Unterstützung für Menschen entwickelt, die von Abschiebung bedroht sind: Sind es nachbarschaftliche Kontakte und Proteste von Mitschülerinnen und Mitschülern? Haben alleinstehende und in Sammelunterkünften untergebrachte Männer es schwerer, Unterstützung zu finden? In der Forschung zu sozialen Bewegungen wird "Emotionen" und sozialen Beziehungen derzeit eine zentrale Rolle bei der Mobilisierung von Protest zugeschrieben. Diese Thesen stellt das Projekt auf den Prüfstand.

Das Fachgebiet Politik der Arbeitsmigration an der Universität Kassel (D) arbeitet gemeinsam mit Teams an der Universität Wien (A) und der Universität Neuchâtel (CH) an diesem vergleichenden Forschungsprojekt. Die Arbeiten im Rahmen des D-A-CH-Projekts an der Universität Kassel werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 205.000 Euro gefördert.

Eine Vorgängerstudie der Universität Wien unter Leitung von Prof. Dr. Sieglinde Rosenberger ergab, dass die Art der Unterbringung von Asylsuchenden deren gesellschaftliche Partizipationsmöglichkeiten entscheidend mitbestimmt. Eine zentralisierte Unterbringung in Lagern erschwere die Kontaktaufnahme zwischen der neuen und der bereits ansässigen Bevölkerung. Diese Erkenntnis unterstreicht die gegenwärtig in lokalpolitischen Debatten um die Unterbringung von Flüchtlingen in Kassel geäußerten Bedenken. Während sich die Ortsbeiräte der Stadtteile Forstfeld und Nordstadt positiv zur Aufnahme von Geflüchteten in Kassel äußern, kritisieren sie die Unterbringung in Lagern als nicht menschenwürdig.

Die Kasseler Forscherinnen und Forscher folgern, dass ein Blick auf die seit zwei Jahren vermehrt stattfindenden Proteste von Geflüchteten auch für aktuelle Diskussionen um die Unterbringung von Flüchtlingen in Kassel gewinnbringend sei. "Ein Blick auf die europaweiten Proteste von Flüchtlingen kann Erkenntnisse darüber bringen, wie eine Unterbringung aussehen könnte, die auch von den direkt Betroffenen als würdig empfunden wird", so Projektleiterin Prof. Dr. Helen Schwenken.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution45

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Kassel, Andrea Haferburg, 11.03.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2014