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DEMOSKOPIE/794: Jeder zweite Deutsche sorgt sich vor dem Älterwerden (IPSOS)


Ipsos - Pressemitteilung vom 25. Februar 2019

Internationale Studie zur Zukunft des Alterns:
Jeder zweite Deutsche sorgt sich vor dem Älterwerden

- Nicht einmal jeder dritte Deutsche (31%) freut sich aufs Alter
- Jedem Zweiten (52%) bereitet der Gedanke ans Älterwerden Sorgen
- Aussicht auf Altersarmut bereitet den Deutschen die größten Sorgen
- Sozialer Status beeinflusst unsere Einstellungen zum Alter
- Neue Technologien versprechen eine verbesserte Gesundheit
- Viele bereiten sich schon heute bewusst auf den Lebensabend vor


Hamburg, 25. Februar 2019. Bis 2050 werden mehr als zwei Milliarden Menschen über 60 Jahre alt sein. Trotz der weltweit zunehmenden Alterung der Gesellschaft sind unsere Einstellungen zum Älterwerden aber grundsätzlich eher negativ, so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die in Zusammenarbeit mit der unabhängigen, gemeinnützigen Stiftung 'Centre for Ageing Better' durchgeführt wurde. Global gesehen freut sich gerade einmal jeder Dritte (33%) darauf alt zu werden, in Deutschland ist die Vorfreude auf den Lebensabend sogar noch geringer. Mehr als jedem Zweiten (52%) bereitet das Älterwerden sogar explizit Sorgen.

Altersoptimismus herrscht nur in wenigen Ländern

Die Einstellungen der Menschen zum Älterwerden hängen dabei stark von ihrem derzeitigem Alter, ihrem sozialen Status sowie von ihrer Nationalität ab. Während sich drei Viertel aller Inder (73%) und zwei Drittel aller Türken (67%) auf den späten Lebensabschnitt freuen, tut dies in Ungarn nicht einmal jeder Zehnte (7%). Auch wenn die Ungarn ein besonders pessimistisches Bild vom späteren Leben zeichnen, so befinden sie sich doch in bester Gesellschaft: Lediglich in 6 von 30 untersuchten Ländern bewerten die Befragten das Älterwerden eher positiv als negativ. Auch in Deutschland blickt nicht einmal jeder Dritte (31%) dem Herbst des Lebens positiv entgegen. Der Gedanke an das Altsein bereitet einer knappen Mehrheit aller Bürger sogar explizit Sorgen - sowohl im weltweiten Durchschnitt als auch hierzulande (je 52%). In China und Brasilien stimmen sogar fast drei Viertel aller Befragten dieser Aussage zu (je 72%).

Sozioökonomische Faktoren beeinflussen Sorge vor dem Alter

Massive Unterschiede bestehen dabei vor allem zwischen verschiedenen Generationen sowie zwischen Menschen mit unterschiedlichen Einkommens- und Bildungsniveaus. In Deutschland beispielsweise steigt die Sorge vor dem letzten Lebensabschnitt mit zunehmendem Alter (47% bei unter 35-Jährigen vs. 56% bei den 35 bis 49-Jährigen). Eine noch entscheidendere Rolle spielen aber sozioökonomische Faktoren: Die Aussicht aufs Altwerden bereitet den deutschen Befragten mit niedrigem Bildungsstand (69%) und geringem Einkommen (61%) signifikant mehr Unbehagen als ihren Mitbürgern mit hohem Bildungsniveau (44%) und gutem Verdienst (43%).

Was uns am Alter Angst macht

Die Gründe für das negative Bild vom Älterwerden sind ebenso vielfältig wie individuell: Global gesehen wird die Sorge darüber, im Alter nicht genug Geld zum Leben zu haben, am häufigsten genannt (30%). Jeder Vierte weltweit fürchtet außerdem den Verlust der Mobilität (26%) sowie den Verlust des Gedächtnisses (24%). In Deutschland wiegt die Angst vor Altersarmut (31%) ebenfalls am schwersten. Die Sorge vor dem Tod von Familienmitgliedern und Freunden (25%) sowie die Angst vor Schmerzen (20%) und Einsamkeit (18%) ist in den Köpfen der Deutschen wiederum deutlich präsenter als in vielen anderen Ländern der Welt.

Positive Einschätzungen zur eigenen Fitness im Alter

Trotz dieser Befürchtungen rechnet eine Mehrheit aller Befragten (57%) damit, auch im fortgeschrittenen Alter noch fit und gesund zu sein. Allerdings zeigen sich auch hier wieder erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den befragten Ländern: Während in Kolumbien (89%), Argentinien und China (jeweils 88%) neun von zehn Personen dieser Einschätzung zustimmen, sind die Japaner (23%), Franzosen (20%) und Südkoreaner (17%) deutlich skeptischer. In Deutschland rechnen immerhin vier von zehn Bürgern (44%) damit, auch im hohen Alter noch über eine gute Fitness und Gesundheit zu verfügen.

Technologischer Fortschritt verspricht verbesserte Gesundheit

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die vergleichsweise hohe Zuversicht der Menschen hinsichtlich ihrer Gesundheit nicht zuletzt auch im technologischen Fortschritt begründet liegt. Mehr als die Hälfte aller Befragten (55%) weltweit ist sich einig, dass technische Entwicklungen den späteren Lebensabschnitt für viele verbessern wird. Auch in Deutschland vertraut jeder Zweite (51%) darauf, dass neue Technologien positive Auswirkungen auf die eigene Gesundheit haben werden. Nur jeder zehnte Deutsche (11%) vertritt eine gegenteilige Auffassung.

Viele bereiten sich schon heute bewusst aufs Alter vor

Viele treffen aber heute schon Vorkehrungen, um auch im fortgeschrittenen Alter eine möglichst hohe Lebensqualität zu haben. Global gesehen versuchen etwa vier von zehn Personen, bewusst aufs Rauchen zu verzichten (45%), sich möglichst gesund zu ernähren (43%) und nicht zu viel Alkohol zu trinken (40%) - ähnliche Werte zeigen sich auch bei den Deutschen.

Andere Vorbereitungen auf das Alter werden zwar gemeinhin als wichtig erachtet, in Wirklichkeit aber vergleichsweise selten umgesetzt. Nicht einmal jeder Dritte (28%) weltweit gibt an, schon heute genügend Geld für eine angemessene Rente anzusparen, obwohl über die Hälfte aller Befragten (51%) der Überzeugung ist, dass Vorkehrung dieser Art besonders wichtig sind. In Deutschland ist die Kluft zwischen dem, was wir tun sollten, um uns angemessen auf das Alter vorzubereiten und dem was wir tatsächlich tun, ähnlich gravierend. Nicht einmal jeder vierte Bundesbürger (23%) spart derzeit Geld für die Rente an, obwohl 42 Prozent dies für äußerst wichtig erachten.

Dr. Robert Grimm, Leiter der Ipsos Sozial- und Politikforschung, zu den Studienergebnissen: »Die Ipsos Zahlen zeigen deutlich, dass viele Deutsche dem Renteneinstieg mit großer Sorge entgegengesehen. Vor allem die Angst vor Altersarmut treibt viele von uns um. Was wird am Ende eines Arbeitslebens unterm Strich übrig bleiben? Geht der Ausstieg aus der Erwerbstätigkeit mit einem sozialen Abstieg einher? Derzeit debattieren die Parteien darüber, wie eine gerechtere Rentenregelung aussehen könnte. Natürlich ist die finanzielle Sicherung ein wichtiger Baustein für einen angenehmen Lebensabend. Die Studienergebnisse zeigen darüber hinaus aber auch einen Bedarf, die öffentliche Debatte zur Zukunft des Alterns über das Thema Altersarmut hinaus zu erweitern; denn auch das eigene gesundheitliche Wohlbefinden, die Aussicht auf eine eingeschränkte Mobilität sowie die drohende Vereinsamung im Alter bereiten vielen Bürgern Sorge. Ein Land mit einer immer älter werdenden Bevölkerung muss sich ernsthafte Gedanken darüber machen, wie die allgemeine - über finanzielle Fragestellungen hinausgehende - gesellschaftliche Teilhabe älterer Mitbürger gesichert werden kann. Die Hoffnung mag dabei auch auf neuen Technologien liegen.«


Methode:
Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie »The Perennials: The Future of Ageing«. Die Online-Befragung wurde vom 24. August bis zum 07. September 2018 unter 20.788 Personen im Alter zwischen 16 und 64 Jahren in insgesamt 30 Ländern durchgeführt: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, Serbien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Tschechien, Türkei, Ungarn und USA.

Es wurde eine Gewichtung der Daten vorgenommen, um die demografischen Merkmale auszugleichen und damit sicherzustellen, dass die Stichprobe die aktuellen offiziellen Strukturdaten der erwachsenen Bevölkerung eines jeden Landes widerspiegelt. In 15 der 30 untersuchten Ländern ist die Internetdichte groß genug, um die Stichproben als repräsentativ für die nationale Bevölkerung anzusehen: Argentinien, Australien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Polen, Schweden, Spanien, Südkorea, Ungarn und USA.

Brasilien, Chile, China, Indien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Peru, Rumänien, Russland, Saudi Arabien, Serbien, Südafrika, Tschechien und Türkei haben eine niedrigere Internetdichte; diese Stichproben sollten nicht als bevölkerungsrepräsentativ angesehen werden. Sie repräsentieren stattdessen den wohlhabenderen Teil der Bevölkerung, die aufstrebende Mittelklasse. Diese stellt allerdings eine wesentliche soziale Gruppe dar, wenn es darum geht, diese Länder verstehen zu lernen.

Über Ipsos:
Ipsos ist ein unabhängiges und innovatives Markt- und Meinungsforschungsinstitut. In einer sich immer schneller verändernden Welt ist es unsere Aufgabe, unsere Kunden mit präzisen und umsetzbaren Analysen bei ihrer Veränderung zu unterstützen. Dabei orientieren wir uns an den »4S«: Security, Simplicity, Speed und Substance. Um unseren Kunden bestmöglichen Service zu bieten, haben wir die große Bandbreite unserer Expertise in 18 Service Lines zusammengefasst. Und das in 89 Ländern auf allen Kontinenten. In Deutschland beschäftigen wir über 750 Mitarbeiter in Hamburg, Mölln, München, Nürnberg, Frankfurt und Berlin.

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Quelle:
Ipsos GmbH
Sachsenstraße 6, 20097 Hamburg
Telefon: +49 (0) 40 800 96 0, Fax: +49 (0) 40 800 96 4100
E-Mail: mailbox@ipsos.com
Internet: www.ipsos.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2019

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