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DEMOGRAPHIE/323: Literaturhinweis - Auf dem Land fehlen junge Frauen (idw)


Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) - 18.05.2016

Auf dem Land fehlen junge Frauen


Nach wie vor wandern mehr junge Frauen als Männer aus dünn besiedelten Räumen in die Großstädte und deren Umland. Da die Frauen nur selten zurückkehren, verschieben sich die Geschlechterverhältnisse innerhalb der Altersgruppe in den betroffenen Regionen immer mehr.


Nach wie vor wandern mehr junge Frauen als Männer aus dünn besiedelten Räumen in die Großstädte und deren Umland. In vielen ländlich geprägten Regionen und strukturschwächeren Wirtschaftsräumen folgt daraus ein deutlich höherer Männeranteil in der Bevölkerung. Auf 100 Männer kommen in ländlichen Regionen Ostdeutschlands durchschnittlich 87 Frauen. Da die Frauen nur selten zurückkehren, verschieben sich die Geschlechterverhältnisse innerhalb der Altersgruppe in den betroffenen Regionen immer mehr. Das geht aus einer Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hervor.

Die Wissenschaftlerinnen untersuchten Daten auf Kreisebene zu Wanderungen der 18- bis 29-Jährigen innerhalb der Bundesrepublik. Junge Frauen sind demnach deutlich mobiler als gleichaltrige Männer und zudem jünger, wenn sie zum ersten Mal den Wohnort wechseln. In den meisten Großstädten sind junge Frauen gegenüber ihren männlichen Altersgenossen inzwischen in der Mehrheit.

In Ostdeutschland geht die Abwanderung junger Frauen in Richtung der Großstädte stärker auf Kosten der dünn besiedelten ländlichen Räume. Dort liegt der Männeranteil in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen fast überall überproportional hoch. Die Abwanderung der jungen Menschen verstärkt die Alterung der ländlichen Bevölkerung. Aber auch abgesehen vom Alter verändert sich die Struktur der Bevölkerung, wenn vor allem junge, gut qualifizierte Frauen fortziehen.

"Frauen fehlen als qualifizierte Fachkräfte, als potenzielle Partnerinnen und Mütter und als Teil der sozialen Netze in diesen Regionen. Das wird für die Entwicklung dieser Räume zum Problem", sagt BBSR-Expertin Antonia Milbert. "Viele junge Frauen sind deutlich mobiler, wenn die Heimatregion nicht genügend qualifizierte Ausbildungs- und Erwerbsmöglichkeiten bietet. Aber auch die Infrastrukturausstattung, das Wohnumfeld und Präferenzen für weniger traditionelle Lebensstile spielen als Abwanderungsmotive eine Rolle", führt Milbert aus. Umso wichtiger sei es, die ländlichen Räume insgesamt in ihrer ökonomischen Entwicklung zu stärken.

Weitere Analysen zum Thema hat das BBSR in der aktuellen Ausgabe seiner Fachzeitschrift "Informationen zur Raumentwicklung" veröffentlicht. Die Beiträge in diesem Heft stellen das Leben auf dem Land aus unterschiedlichen Blickwinkeln dar. Sie fokussieren sowohl auf die Situation von jungen als auch auf die von älteren Menschen. Nach welchen Mustern erfolgen Bewegungen vom Land in die Stadt oder umgekehrt? Was veranlasst Menschen dazu, in den Dörfern zu bleiben oder dorthin zurückzukehren? Welche Folgen ergeben sich für die Raum- und Regionalplanung? Und wie sieht es in anderen Ländern Europas aus? Antworten auf diese Fragen bietet das IzR-Themenheft "Landflucht? Gesellschaft in Bewegung".

Mehr zum IzR-Themenheft:
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/IzR/izr_node.html


Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution957

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR),
Christian Schlag, 18.05.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2016

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