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VERBRAUCHERSCHUTZ/1246: Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln konstant auf niedrigem Niveau (idw)


Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) - 13.04.2015

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln konstant auf niedrigem Niveau

BVL stellt Bericht für 2013 vor - Einzelne Lebensmittelgruppen unterschiedlich betroffen


Die Belastung von Lebensmitteln mit Pflanzenschutzmittelrückständen bleibt auf einem niedrigen Niveau. Nur bei 1,1 Prozent der in Deutschland produzierten Erzeugnisse ist im Jahr 2013 eine Überschreitung der jeweiligen Rückstandshöchstgehalte festgestellt worden. Deutlich höher ist nach wie vor die Belastung bei von außerhalb der EU importierter Ware (6,5 Prozent). Diese Ergebnisse gehen aus dem heute vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vorgestellten Bericht zur "Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2013" hervor.

In den vergangenen fünf Jahren wurden die Höchstgehalte für Rückstände von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in deutschen Erzeugnissen nahezu gleichbleibend nur in etwa einem Prozent der untersuchten Proben überschritten: 2009 - 1,6 Prozent, 2010 - 1,0 Prozent, 2011 - 1,4 Prozent, 2012 - 1,6 Prozent und 2013 - 1,1 Prozent. Ware aus anderen EU-Staaten war ähnlich gering belastet. Hier wurden im Jahr 2013 in 0,9 Prozent der untersuchten Proben Überschreitungen des Rückstandshöchstgehaltes gemessen. Nicht jede Überschreitung führt zu einer Beanstandung durch die Lebensmittelüberwachungsbehörden. Etwa 0,5 Prozent der genommenen Proben aus Deutschland und anderen Mitgliedstaaten der EU wurden im Jahr 2013 beanstandet.

In Erzeugnissen aus Drittstaaten, die nach Deutschland importiert wurden, wurden etwa sechs- bis siebenmal häufiger Rückstände über den Höchstgehalten gemessen. "Die meisten Lebensmittel aus Drittstatten sind aber nicht per se schlechter", sagt der Präsident des BVL, Dr. Helmut Tschiersky. "Bei einigen wenigen Produkten wie schwarzem oder grünem Tee, Maracuja und frischen Kräutern müssen wir leider immer noch 20 Prozent und mehr Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen feststellen, während viele andere importierte Lebensmittel wie Birnen, Kartoffeln, Rosinen, Kiwi, Melonen und alle untersuchten tierischen Lebensmittel keinerlei Überschreitungen aufweisen."

Eine differenzierte Sichtweise ist nicht nur in Bezug auf die Lebensmittelgruppe und die Herkunft der Erzeugnisse, sondern auch die Pflanzenschutzmittelwirkstoffe nötig. Mit immer sensibler werdender Analytik wurde im Jahr 2013 auf insgesamt 833 Wirkstoffe untersucht. Beanstandungen von Lebensmitteln durch die zuständigen Überwachungsbehörden aufgrund von Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen wurden aber nur bei 91 Wirkstoffen (10,9 Prozent) ausgesprochen. Fast 90 Prozent aller Wirkstoffe sind also nicht auffällig.

Säuglingsnahrung

Erfahrungsgemäß gibt es bei Säuglingsnahrung nur einen geringen Anteil an Proben, in denen überhaupt Rückstände nachgewiesen werden: 2013 waren es 14 Prozent. Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen gab es 2013 nicht. Dabei ist zu beachten, dass für diese Lebensmittel oft sogar strengere Höchstgehalte gelten als für andere. Die Hersteller von Säuglingsnahrung verpflichten seit Jahren ihre Lieferanten dazu, strengste Qualitätskriterien an die Vorprodukte anzulegen.

Lebensmittel aus ökologischem Anbau

Wie in den Vorjahren wurden in Lebensmitteln aus ökologischem Anbau wesentlich weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen als in konventionell erzeugten. Der Anteil an Proben mit Rückständen über den Rückstandshöchstgehalten hat sich in Biolebensmitteln weiter verringert. Während es in den vergangenen zwei Jahren 0,7 und 0,8 Prozent der Proben waren, traten im Jahr 2013 Überschreitungen nur in 0,5 Prozent der Fälle auf.

Rückstände aus anderen Anwendungen

Aus aktuellem Anlass wurden Stoffe, die überwiegend nicht aus Pflanzenschutzmittelanwendungen stammen, gesondert ausgewertet. Für diese Substanzen wurde festgestellt, dass zwar Rückstände in Lebensmitteln vorkommen, diese aber nicht aus der Anwendung entsprechender Pflanzenschutzmittel durch die Landwirte herrühren. Auffällig waren in den letzten Jahren besonders die Stoffe Chlorat, DDAC (Didecyldimethylammoniumchlorid) und BAC (Benzalkoniumchlorid). Chlorate sind Unkrautvernichtungsmittel, wirken aber auch als Desinfektionsmittel (Biozide). Als Pflanzenschutzmittel ist Chlorat in der EU seit 2010 verboten. Die Eintragswege von Chlorat in Lebensmitteln sind noch nicht abschließend aufgeklärt. Bei DDAC und BAC handelt es sich um kationische Tenside, die auch als Desinfektionsmittel eingesetzt werden. Der Untersuchung ihrer Rückstände wurde ein eigenes Kapitel in der Berichterstattung zu Rückständen von Pflanzenschutzmitteln gewidmet.

Auf Chlorat wurden 1055 Proben untersucht. 24 Prozent der Proben wiesen Rückstände oberhalb des geltenden Rückstandshöchstgehaltes dieser Substanz auf, zehn Proben (0,95 Prozent) wurden beanstandet. Nur in 4,2 Prozent der 5879 Proben, die auf DDAC und BAC untersucht wurden, konnten Rückstände quantifiziert werden. Beanstandungen gab es 21 (0,4 Prozent).

Mehrfachrückstände

In knapp 40 Prozent der untersuchten Proben wurde mehr als ein Wirkstoff nachgewiesen. Wie im Vorjahr fielen unter anderem Johannisbeeren, Erdbeeren, Tafeltrauben, Pfirsiche, Mandarinen, Orangen, Feldsalat, Kirschen, Äpfel und Himbeeren auf. Darüber hinaus sind im Jahr 2013 Grapefruit/Pomelo, Ananas und Grüner Salat aufgefallen.

Untersuchungsumfang

Insgesamt haben im Jahr 2013 die Untersuchungseinrichtungen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung der Bundesländer 17.437 Proben von Lebensmitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs sowie von Säuglings- und Kleinkindernahrung auf das Vorhandensein von Pflanzenschutzmittelrückständen untersucht. Dabei wurden mehr als 5,4 Millionen einzelne Analysenergebnisse zu 833 verschiedenen Wirkstoffen ermittelt. Im Durchschnitt wurde jede Probe auf 310 Wirkstoffe untersucht.

Bei den am häufigsten kontrollierten Erzeugnissen handelte es sich um Erdbeeren (873 Proben), Mich und Milchprodukte (683), Äpfel (620) und Kartoffeln (564). Bei 36,1 Prozent aller Proben (2012: 36,5 Prozent) wurden keine Rückstände in quantifizierbaren Mengen gefunden. In 61,8 Prozent (2012: 61,1 Prozent) der Proben lagen die gefundenen Rückstände unterhalb der geltenden Rückstandshöchstgehalte, in 2,1 Prozent (2012: 2,4 Prozent) aller Proben überschritten die Rückstände den geltenden Höchstgehalt. In 1,2 Prozent (2012: 1,3 Prozent) der Fälle erfolgte eine Beanstandung.


Hintergrundinformation

Alle Mitgliedstaaten der EU sind verpflichtet, die Ergebnisse ihrer nationalen Kontrollen auf Pflanzenschutzmittelrückstände an die Europäische Kommission, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die übrigen Mitgliedstaaten zu übermitteln. Für Deutschland stellt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Untersuchungsergebnisse der Bundesländer zusammen, wertet sie aus und veröffentlicht die Daten. Bei der Betrachtung dieser Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass sie größtenteils auf risikoorientiert gezogenen Proben basieren. Das heißt, dass Lebensmittel, die in der Vergangenheit auffällig geworden sind, häufiger und mit höheren Probenzahlen untersucht werden als solche, bei denen aus Erfahrung keine erhöhten Rückstandsbelastungen zu erwarten sind. Dadurch ist der Anteil an Proben, bei denen Pflanzenschutzmittelrückstände festgestellt werden, überproportional groß. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln deutlich niedriger ist.


Den Bericht zur "Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2013" einschließlich der entsprechenden Tabellen finden Sie unter:
www.bvl.bund.de/psmr_2013

Die Berichte zur "Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände" einschließlich der entsprechenden Tabellen der Vorjahre finden Sie unter:
www.bvl.bund.de/nbpsm_archiv

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution914

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL),
Nina Banspach, 13.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2015

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