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MARKT/2079: "Agrarmärkte im Preistief" (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 30. Dezember 2014

Agrarmärkte im Preistief"

DBV: Die Agrarmärkte zur Jahreswende 2014/15



Die deutschen Landwirte blicken nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbandes auf ein Jahr 2014 mit guten Ernten und schlechten Erzeugerpreisen bei fast allen Agrarprodukten zurück. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und weltweit fiel die landwirtschaftliche Erzeugung überdurchschnittlich aus. Diese gute Versorgungslage führte in der zweiten Jahreshälfte 2014 vor dem Hintergrund einer global abgeschwächten Konjunktur zu einer Talfahrt vieler Erzeugerpreise. Das Russland-Embargo hat diese Entwicklung deutlich verstärkt. Der DBV weist angesichts dessen auf die Bedeutung der verstärkten Diversifikation im Export hin und unterstützt daher die Exportinitiativen des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Diese müssten weiter intensiviert werden, um bestehende Märkte auszubauen und neue Exportmärkte zu erschließen.

Für die zweiten Jahreshälfte 2015 erwarten etliche Marktexperten eine Konsolidierung des Preisgefüges. Schon bei der Vorstellung des DBV-Situationsberichtes hatte der Verband darauf hingewiesen, dass die aktuelle Marktschwäche keine Marktstrukturkrise ist. Die fundamentalen positiven Trends bei Agrar- und Lebensmitteln blieben bestehen; weltweit sei die Nachfrage nach sicheren und hochwertigen Lebensmitteln ansteigend. Zum Jahreswechsel 2014/15 ergibt sich für die Agrarmärkte folgendes Bild:


I. Getreidemarkt

In Deutschland wurde im Jahr 2014 mit 51,9 Millionen Tonnen Getreide eine Rekordernte eingefahren, ebenso in der EU (322 Millionen Tonnen). Weltweit knüpfen die Ernteergebnisse an die guten Vorjahresergebnisse an (722 Millionen Tonnen Weizen). Diese guten Ernten waren schon früh absehbar, weshalb die Erzeugerpreise seit Frühjahr 2014 unter Druck standen. Ausgehend von einem durchschnittlichen Erzeugerpreis von 187 Euro pro Tonne Brotweizen im April 2014 erzielten die Getreidebauern im Oktober 2014 nur noch 146 Euro pro Tonne. Mittlerweile dürfte das Preistal durchschritten sein. So erreichten die Erzeugerpreise für Brotweizen Ende des Jahres im Bundesdurchschnitt wieder ein Niveau von 170 Euro pro Tonne. Zudem lassen sich beim Qualitätsweizen mit 183 Euro pro Tonne im Gegensatz zur zweiten Hälfte des Wirtschaftsjahres 2013/14 wieder Qualitätsprämien erzielen. Doch liegen damit die Brotgetreidepreise immer noch 10 Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus, während sich Betriebsmittel wie Düngemittel gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent verteuert haben.

Der relativ schwache Euro und die wegen des festen Dollars verringerte Wettbewerbsfähigkeit von US-Ware haben die europäischen Exporte beflügelt. Allein in den ersten 24 Wochen des Wirtschaftsjahres 2014/15 exportierte die EU 13,1 Millionen Tonnen Weichweizen, womit mehr als im Vorjahreszeitraum (12,5 Millionen Tonnen) exportiert wurde. Für die Preisentwicklung in den kommenden Monaten ist entscheidend, wie die Getreidebestände durch den Winter kommen. Durch die bisher milde Witterung sind die Pflanzenbestände vielerorts weiter gewachsen, so dass sie gegen plötzliche Kälte- und Frosteinbrüche empfindlich sind.


II. Kartoffelmarkt

Der Kartoffelanbau in Deutschland wird 2015 wahrscheinlich nicht ausgeweitet werden. Eine höhere Anbaufläche als die derzeitige von rund 245.000 Hektar setzt erheblich verbesserte Erzeugerpreise voraus, die den Kartoffelanbau wieder lukrativ machen. Angesichts des schwierigen Vermarktungsjahres 2014 mit hohen Erntemengen und niedrigen Erzeugerpreisen wird derzeit davon nicht ausgegangen. Der Trend einer Abnahme des Stärkekartoffelanbaus dürfte sich fortsetzen; hingegen wird für den Speisekartoffelanbau und den Anbau von Veredelungskartoffeln eine relativ stabile Entwicklung erwartet. Die globale Nachfrage vor allem nach verarbeiteten Kartoffelprodukten steigt weiter. Auch der deutsche Verbraucher fragt mehr verarbeitete Kartoffelprodukte nach. So verzehren die Deutschen nur noch rund 22 Kilogramm frische Kartoffeln pro Jahr und Kopf. Mitte der 1990er Jahre waren dies noch 42 Kilogramm.


III. Milchmarkt

Die Milchbauern blicken auf ein zwiespältiges Jahr 2014 zurück. Die ersten Monate waren geprägt von hohen Milchauszahlungspreisen um die 40 Cent je Kilogramm. Schon im zweiten Quartal 2014 fand eine deutliche Preiskorrektur statt, die sich bis zum Jahreswechsel fortgesetzt hat, sodass aktuell einige Molkereien nur noch etwa 30 Cent für den Liter bezahlen. Auch wenn die globalen Rahmenbedingungen wie eine stetig wachsende Nachfrage nach Milchprodukten und eine Ausweitung des internationalen Handels weiterhin gegeben sind, so hat das Embargo Russlands als wichtige Exportdestination die europäische und damit auch die deutsche Milchwirtschaft hart getroffen. Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel machte sich diese Marktschwäche zunutze, senkte deutlich die Verkaufspreise und setzte damit den Milchauszahlungspreis für die Bauern weiter unter Druck. Die Rekordsuperabgabe in Höhe von 164 Mio. Euro, die die deutschen Milchbauern an die Brüsseler Haushaltskassen überweisen mussten, verschlechterte weiter die Stimmung bei den Milchbauern. Eine Besserung der aktuellen Situation auf dem Milchmarkt erwarten Experten erst für die zweite Hälfte des Jahres 2015.


IV. Schweine-, Rindfleisch- und Geflügelmarkt

Schweinefleischmarkt

Der Schweinemarkt stand 2014 deutlich unter Druck. Experten sprachen von einem regelrechten Preiseinbruch. Die gleichzeitig zurückgehenden Futterkosten konnten diesen Preisverfall nicht ausgleichen. Der Preisanstieg zu Beginn des Jahres 2014 kehrte sich frühzeitig wieder um. Durch die Meldung des Ausbruchs der afrikanischen Schweinepest an der europäischen Ostgrenze (Litauen und Polen) entfiel die Exportmöglichkeit für Schweinefleisch nach Russland, wohin ca. 25 Prozent der EU-Exporte gingen. Der Schweinepreis für die Bauern fiel von knapp unter der Zwei-Euro-Marke (2013) bis Anfang März auf 1,47 Euro je Kilogramm.

Infolge der guten Grill-Saison verbesserte sich der Erzeugerpreis Anfang Juli wieder auf 1,77 Euro je Kilogramm. Ab September 2014 stürzten die Erzeugerpreise innerhalb von 5 Wochen um insgesamt 25 Cent auf 1,41 Euro ab und setzen sich aktuell bis auf 1,32 Euro je Kilogramm Schweinefleisch fest. Diese Entwicklung beschleunigte auch den Rückgang der Ferkelpreise auf ein kaum mehr bekanntes Tiefpreisniveau von knapp 37 Euro für ein 28-kg-Ferkel im Oktober 2014. Seit Mitte des Jahres sind damit die Schweinepreise um rund 25 Prozent, die Ferkelpreise sogar um fast 40 Prozent zurückgegangen. Fast in ganz Europa stehen die Schlachtschweinepreise derzeit unter Druck. Das Angebot an Schlachtschweinen ist reichlich.


Rindermarkt

Der Jungbullenpreis lag mit 3,60 Euro je Kilogramm im Mittel des Jahres 2014 rund 17 Cent unter dem Vorjahrespreis. Damit setzte sich der Preisrückgang auf dem Rindermarkt das zweite Jahr in Folge fort. Mittlerweile hat der Jungbullenpreis allerdings fast sein Vorjahresniveau wieder erreicht (3,69 Euro). Das momentan rückläufige Angebot an Jungbullen, verbunden mit einem regen Weihnachtsgeschäft, lässt auf weiter stabile bis leicht steigende Preise hoffen. Auch der in den vergangenen Jahren leicht steigende Rindfleischverbrauch stimmt Marktexperten für 2015 zuversichtlicher.


Geflügelfleisch- und Eiermarkt

Das Jahr 2014 war für viele Geflügelhalter erfolgreicher als 2013. Aufgrund der geringeren Futterkosten konnten Legehennen- und Hähnchenhalter eine höhere Bruttomarge erzielen als im Vorjahr. Produktion und Export von Geflügelfleisch sind weiter angestiegen. 1,78 Millionen Tonnen Geflügelfleisch und damit 3 Prozent mehr als im Vorjahr erzeugten die deutschen Geflügelhalter. Der Fleischimport blieb mit 800.000 Tonnen stabil, die Fleischausfuhren konnten um 9,4 Prozent auf 780.000 Tonnen verbessert werden. Im Jahr 2014 aßen die Deutschen im Durchschnitt 19,4 Kilogramm Geflügelfleisch (22 Prozent ihres gesamten Fleischverbrauchs). Die Erzeugerpreise für Hähnchen lagen 2014 deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die Ausbrüche von Geflügelpest hatten bisher keine negativen Preisauswirkungen.

Die Eier-Erzeugerpreise lagen 2014 auf einem niedrigeren Niveau als 2013. Auch die Verbraucher mussten im Jahr 2014 bei ca. 1 Euro je Kilogramm Fleisch und damit 5 Cent weniger für ihre Eier ausgeben als im Vorjahr. Die Marge für die Betriebe lag über dem Vorjahreswert. Die Eierproduktion wird vermutlich auch in 2015 weiter stabil sein, wenn nicht sogar wie auch schon im vergangenen Jahr, leicht ansteigen.

Für 2015 rechnen Marktexperten mit einem stabilen Verbrauch von Geflügelfleisch, der stabil auf hohem Niveau bleiben dürfte. Es wird davon ausgegangen, dass Angebot und Nachfrage weiterhin im Gleichgewicht stehen, obwohl einige Drittlandsmärkte weggebrochen sind.


V. Obst- und Gemüse

Die Obst- und Gemüsemärkte zeigen sich zum Jahreswechsel wenig erfreulich. Hier wirkt sich der Importstopp von Russland besonders gravierend aus und sorgt für schlechte Stimmung auf den Märkten, insbesondere bei Landwirten mit Apfel- und Kohlanbau. Im Vergleich zum vorjährigen Jahreswechsel hat sich damit die Marktsituation ins Gegenteil gekehrt.


Gemüsemarkt

Die Zeichen beim Gemüse wie Weißkohl, Rotkohl, Möhren, Sellerie und Wirsing, stehen unter ungünstigen Vorzeichen. Große Ernten und der Importstopp Russlands setzen den Markt im Herbst und Frühwinter unter erheblichen Druck, da das Angebot höher als der Verbrauch ist. Insbesondere bei Kohl sind Übermengen an der Tagesordnung, da auch Lagerkapazitäten, insbesondere in Norddeutschland, nicht ausreichend sind. Sollte das Russland-Embargo über die Lagersaison bis Mitte 2015 Bestand haben, so sind die Aussichten besorgniserregend.


Apfelmarkt

Die große Ernte bei Äpfeln, verbunden mit dem Importstopp Russlands, hat dazu geführt, dass der diesjährige Start in die Saison 2014/2015 belastet wurde. Die Erzeugerpreise bei Äpfeln haben sich von rund 60 Cent je Kilogramm auf 15 bis 30 Cent mehr als halbiert; beim Mostobst wurden zeitweise nur 2 Cent je Kilogramm (statt 6 Cent) erzielt. Auch in der EU sind insgesamt große Ernten zu verzeichnen, so dass die Lagerkapazitäten unmittelbar nach der Ernte für die deutschen Äpfel nicht ausreichten. In den ersten Wochen nach der Ernte war jedoch ein höherer Absatz zu verzeichnen, weshalb sich die Preise für sehr gute Qualitäten bei Äpfeln ganz leicht nach oben bewegten. Marktexperten hoffen, dass sich der Markt für Tafeläpfel zu Beginn des Jahres erholt und die Preise fester tendieren bei etwas höheren Lagerbeständen als im vergangenen Jahr.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30. Dezember 2014
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Januar 2015


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