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MARKT/1846: Vom Boom der Agrarrohstoffe leben? - Wie Anleger von der Misere anderer profitieren (aid)


aid-PresseInfo Nr. 11 vom 16. März 2011

Vom Boom der Agrarrohstoffe leben?

Wie Anleger von der Misere anderer profitieren


(aid) - Der Preisanstieg bei Grundnahrungsmitteln der vergangenen Monate weckt offenbar die Gier der Anleger. Die Wirtschaftsnachrichten legen die aktuelle Situation an den Märkten für Agrarrohstoffe dar: Steigende Preise bei Mais, Weizen und Zucker, verbunden mit dem zu erwartenden Bevölkerungswachstum auf 8 Milliarden Menschen im Jahr 2025 und den konsumsteigernden Ernährungsgewohnheiten in Schwellenländern werden als sichere Grundlage für möglicherweise attraktive Spekulation mit Wertpapieren dargestellt. Zugleich vermitteln Tabellen einen guten Überblick über lohnende Agribusiness-Zertifikate. Überschrift: "Vom Agrarboom profitieren" - ohne Fragezeichen, eher gemeint als Anlagetipp für lukrative Anlagemöglichkeiten, gerade nach der Finanzkrise. Doch all das klingt zynisch, wenn man die Sicht derer einnimmt, die jeden Tag Schwierigkeiten haben, satt zu werden, weil die Preise für Grundnahrungsmittel ins Unbezahlbare steigen. Es ist beispielsweise die fünfköpfige Familie in Tansania, die so knapp kalkulieren muss, dass der verdoppelte Brotpreis nur zu einem Ausweg führt, nämlich weniger davon essen zu können. Nach Angaben des Industrieverbands Agrar sank die pro Mensch verfügbare Anbaufläche von 4 300 Quadratmetern im Jahr 1960 auf 1 800 im Jahr 2010. Während die Menschen in den ärmeren Ländern sich die immer knapper werdenden Ressourcen und deren Erträge teilen müssen, weil unter dem Strich nicht genug für alle Teller und Tanks der Erde da ist, verdienen Spekulanten in den reicheren Ländern genau an diesem Umstand. Oder anders ausgedrückt: Vom Spekulationsertrag zu Lasten der tansanischen Familie kann eine Familie auf der anderen Hälfte des Erdballs vielleicht noch mal in Urlaub fliegen ...

Friederike Heidenhof, derzeit aus Tansania, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 11 vom 16. März 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2011