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MARKT/1803: Volatile Nahrungsmittelpreise bis 2015 - Weltbank verlängert Programm (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Oktober 2010

Entwickung: Volatile Nahrungsmittelpreise bis 2015 - Weltbank verlängert Programm

Von Matthew O. Berger und Peter Boaz


Washington, 22. Oktober (IPS) - Die Weltbank rechnet bis mindestens 2015 mit hohen Preisen für Nahrungsmittel und hat zur Abfederung der Risiken ein Kreditprogramm für gefährdete Staaten verlängert. Das sogenannte 'Global Food Crisis Response Programme' (GFRP) ist jetzt erneut mit 760 Millionen US-Dollar ausgestattet worden.

"Die Nahrungsmittelpreise bleiben volatil. Das wird in Kombination mit Faktoren wie ungünstigen Wetterbedingungen die bereits hohen Preise in einigen Staaten noch weiter nach oben treiben", warnt Weltbankpräsident Robert Zoellick.

Das nun verlängerte Programm wurde ein erstes Mal im Mai 2008 aufgelegt und hat 35 Staaten mit insgesamt 1,2 Milliarden Dollar versorgt. Die Gelder gingen zum überwiegenden Teil an Länder in Afrika und Asien. Weitere 200 Millionen Dollar haben nach Angaben der Bank andere Geber zur Überwindung der Folgen des jüngsten Preisbooms bei Nahrungsmitteln zur Verfügung gestellt.

Mittel aus dem GFRP sind unter anderem zur Förderung der lokalen landwirtschaftlichen Produktion und den Ausbau der Sozialnetze vorgesehen. 5,9 Millionen Haushalte haben soweit von der Agrarkomponente profitiert, 5,6 Millionen Menschen von der Sozialkomponente. "In den letzten zwei Jahren hat GFRP Katalysatorfunktion bewiesen", sagt Mark Cackler, der die Weltbankabteilung für landwirtschaftliche und ländliche Entwicklung managt.


Kein "neues" Geld

Die jetzt erneut zugesagten 760 Millionen Dollar für das Programm sind keine "neuen" Mittel. Sie kommen aus der Kasse der Internationalen Entwicklungsorganisation (IDA), dem Weltbankarm für Länder mit niedrigem Einkommen, und aus der Kasse der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD), dem Weltbankarm für Staaten mittleren Einkommens.

Allerdings fließen sie nach Beantragung schneller, als andere Weltbankkredite. Bis zum 30. Juni 2011 wurde dieser Fasttrack-Mechanismus verlängert. Die Kreditkonditionen sind die bei der Bank üblichen. IBRD-Gelder sind im Wesentlichen reguläre Darlehen, IDA-Kredite sind demgegenüber nicht verzinst und haben besonders lange Laufzeiten.


Mehr Zuschüsse gefordert

Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Neil Watkins von 'ActionAid' begrüßen die Weltbankentscheidung zur GFRP-Verlängerung prinzipiell, wünschen sich allerdings mehr Hilfe in Form von Zuschüssen vor allem für Kleinbauern und Frauen. "Wir halten Kredite für keine angemessene Antwort", unterstreicht Watkins.

Dennoch erkennt er ein Umdenken bei großen Institutionen wie der Weltbank. Sie hätten begriffen, dass die Landwirtschaft und insbesondere die kleinen Bauern, die für den lokalen Markt produzieren, Unterstützung benötigten.


Kurskorrektur bei der Weltbank

In der Tat hat die Weltbank im September - anlässlich des UN-Treffens zur Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) - angekündigt, ihre Kredite für den landwirtschaftlichen Bereich um 8,3 Milliarden Dollar im Jahr aufzustocken. 45 Prozent der Darlehen sollen über die IDA vergeben werden.

Die von der Bank für die landwirtschaftliche und ländliche Entwicklung bereitgestellten Mittel machen mittlerweile wieder zwölf Prozent aller Weltbankkredite aus. In den 1980er Jahren entfielen auf diesen Bereich noch 30 Prozent der Weltbankdarlehen. Danach sank der Anteil auf sieben Prozent.

Zudem ist die Weltbank einer der Treuhänder des 'Global Agriculture and Food Security Programme' (GAFSP), das im April an den Start ging. Dieses Programm unterstützt langfristige Lösungen zur Abwendung von Ernährungskrisen. GAFSP-Gelder kommen von Geberstaaten und der 'Gates Foundation' und sind "neue" Mittel.

"Das ist wirklich frisches Geld", sagt Watkins, der als Vertreter der Zivilgesellschaft im GAFSP-Lenkungsausschuss sitzt. Andere Programme lebten von der Verschiebung der Gelder von einem Topf in den anderen. (Ende/IPS/hn/2010)


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http://www.actionaid.org
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Oktober 2010