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MARKT/1720: Bio-Lebensmittel - Zahlungsbereitschaft der Kunden oft unterschätzt (aid)


aid PresseInfo Nr. 36/09 vom 2. September 2009

Sind Bio-Lebensmittel wirklich zu teuer?

Zahlungsbereitschaft der Kunden oft unterschätzt


(aid) - Obwohl immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher zu Bio-Lebensmitteln greifen, sind sie für viele noch keine Alternative im Lebensmittelregal. Als Grund wird vielfach ihr höherer Preis genannt. Ob dies wirklich so ist, untersuchten Sabine Plaßmann und Professor Ulrich Hamm von der Universität Kassel. Von November 2007 bis Februar 2008 befragten und beobachteten sie Kunden in je zwei Läden des klassischen Lebensmitteleinzelhandels und des Naturkosthandels. Aus über 600 Befragungen ziehen die Autoren den Schluss, dass der Preis kein zentrales Hemmnis beim Kauf von Bio-Lebensmitteln ist. Die zu geringe Preiskenntnis der meisten Befragten verhindere einen preisorientierten Einkauf. Insbesondere berufstätige Menschen und Personen mit hohem Einkommen kennen die Preise der Bio-Lebensmittel nicht genau. Kaufen Kunden häufiger in demselben Laden, sind sie besser informiert. Auch ein Preisvergleich von Bio-Lebensmitteln zwischen verschiedenen Geschäften wirkt sich positiv auf die Preiskenntnis aus.

Die Zahlungsbereitschaft von Verbraucherinnen und Verbrauchern für Bio-Lebensmittel scheint nach den Untersuchungen von Plaßmann und Hamm bisher unterschätzt worden zu sein. Die meisten der Befragten wären bereit gewesen, einen höheren als den tatsächlichen Produktpreis zu zahlen. 67 Prozent der Kunden entschieden sich dann auch während des Einkaufs für ein Bio-Produkt, obwohl sie dafür mehr ausgeben mussten, als sie ursprünglich geplant hatten. Aufgrund dieses Ergebnisses könnte aus Sicht der Autoren über Preiserhöhungen nachgedacht werden. Verfolgt der Lebensmittelhändler eine Qualitätsstrategie, ließe sich durch die Vermittlung von sozialen und tier- und umweltbezogenen Zielen, die über den Grundstandard des Ökolandbaus hinausgehen, der Absatz steigern. Da die Verbraucherinnen und Verbraucher bei Lebensmitteln wie Brot, Bananen, Milch und Butter überdurchschnittliche Preiskenntnisse haben, könnten bei Verfolgung einer Preis-Mengen-Strategie dagegen durch Preissenkungen und Preisaktionen höhere Umsätze erzielt werden.

aid, Dr. Eckhard Lorenz

Weitere Informationen:
www.orgprints.org, Oekobarometer, Ergebnisse 2008


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Quelle:
aid PresseInfo Nr. 36/09 vom 2. September 2009
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2009