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MARKT/1671: Lage für Milcherzeuger verschärft sich (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 19. März 2009

Lage für Milcherzeuger verschärft sich

Folgart im Interview mit der "Neuen Landwirtschaft"


Die Milcherzeuger seien zurzeit in einer schlimmen Situation. Um die Lage kurzfristig zu entschärfen, mache der Deutsche Bauernverband (DBV) wie auch alle Landesbauernverbände seit Beginn des Jahres an vielen Fronten mobil. "Wir fordern EU-Kommission, Bundesregierung und Bundesländer auf, die Milcherzeuger in ihrer Notlage gezielt zu unterstützen. Dabei geht es zum einen um Überbrückungshilfen wie zinsverbilligte Kontokorrentkredite oder staatliche Bürgschaften, zum anderen um Marktentlastung." Dies sagte DBV-Milchpräsident Udo Folgart im Interview mit der "Neuen Landwirtschaft". Er zeigte sich erfreut, dass die EU-Kommission Exporterstattungen wieder aufgenommen hat und bereit ist, die Intervention auszudehnen. Weitere Entlastungen könnten die Förderung von Schulmilchprogrammen oder der Einsatz von Magermilchpulver in Milchaustauschern bringen. Hier sei die Politik gefragt, aber auch die Molkereien müssten in die Pflicht genommen werden, betonte Folgart. Es dürfe nicht dazu kommen, dass sich die Molkereiwirtschaft in den anstehenden Preisverhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel zu Frisch- und Trinkmilch auf Kosten der Bauern gegenseitig mit Tiefpreisen überbiete.

Nach Einschätzung Folgarts sollte man sich nicht mehr mit der Mengendiskussion aufhalten. Wenn überhaupt, dann mache eine Begrenzung nur europaweit Sinn. Dafür gebe es jedoch überhaupt keinen politischen Ansatz. Die derzeitige katastrophale Marktlage werde eindeutig durch Probleme im Absatz hervorgerufen, nicht durch Mehrproduktion. Folgart geht davon aus, dass "wir uns ab sofort auf stärkere Preisschwankungen einstellen müssen". Die Einflüsse des globalen Milchmarktes würden bei einem Exportanteil der deutschen Milchwirtschaft von 40 Prozent eben schon heute voll durchschlagen. Beispielsweise habe sich durch den Melamin-Skandal der Frischmilchkonsum in China halbiert, wodurch mehr als eine Milliarde Liter Milch mehr auf den Weltmarkt drückten.

Dennoch dürfe man aber nicht ausblenden, dass der globale Megatrend nicht aufgehoben ist. "Weltweit wächst die Bevölkerung und damit letztendlich auch die Nachfrage nach Milchprodukten. Der Markt wird sich wieder drehen", sagte Folgart und erinnerte an die Spitzenpreise von 2007. Gleichzeitig mahnte Folgart auch an, die Stärken nicht zu vergessen. "Wir produzieren auf einem hervorragenden Standort, haben das Know-how und gut ausgebildete Betriebsleiter", hob der DBV-Milchpräsident hervor. Um weiter am Markt mitspielen zu können, sollten die Bauern sich also nicht beschränken, sondern ihre Wettbewerbsposition nachhaltig ausbauen.

Dass die im Health Check wegmodulierten Mittel jetzt für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen, sei das Ergebnis der hartnäckigen Forderungen des DBV nach einem Milchfonds. Deshalb sollte der Löwenanteil dieser Mittel tatsächlich den Milcherzeugern zugute kommen. Aus Sicht des DBV sollten vor allem die Förderung der Milchproduktion in benachteiligten Grünland- und Mittelgebirgsregionen sowie die Investitionsförderung für Zukunftsbetriebe im Mittelpunkt stehen. Zudem müssten schnellstens die von der EU-Agrarkommissarin zugesagten 500 Millionen Euro - rund 45 bis 50 bekäme Deutschland - im Überbrückungsjahr 2009 für die neuen Herausforderungen zur Verfügung gestellt werden.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 19. März 2009
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. März 2009