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MARKT/1648: Ernährungsbranche trotzt Finanzkrise (aid)


aid - PresseInfo Nr. 4/09 vom 21. Januar 2009

Kühe machen keine Kurzarbeit

Ernährungsbranche trotzt Finanzkrise


(aid) - Man kann es kaum noch hören und es kostet auch ein wenig Überwindung es zu schreiben: Finanzkrise. Seit Oktober 2008 kann man die Zeitung nicht mehr aufschlagen, ohne über das Wort des Jahres zu stolpern. 7,3 Millionen Einträge finden sich dazu auf Google, 350.000 auf AOL und 51,9 Millionen auf Yahoo. Und doch gibt es Hoffnung. Ein Lichtblick der deutschen Wirtschaft ist nämlich die Agrar- und Ernährungsbranche. Auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin trotzen sie den schlechten Zahlen. Die Ernährungsindustrie erzielte im Jahr 2008 nach Schätzungen der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE) einen Umsatz von 155 Mrd. Euro. Das entspricht einem nominalen Wachstum von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Großteil des Wachstums geht allerdings auf Preissteigerungen zurück. Vor allem die Landwirte haben in der Vergangenheit massiv unter den Preissteigerungen für Agrarrohstoffe gelitten, die sie nicht in dem Maße an ihre Kunden weitergeben konnten. Eine schwächere Weltkonjunktur macht den Unternehmen der gesamten Branche dagegen kaum zu schaffen, denn, einfach gesagt: Gegessen wird immer.

BVE-Vorstandsvorsitzender Jürgen Abraham reagiert entsprechend gelassen: "Wir haben einen natürlichen stabilisierenden Faktor, denn die Menschen essen immer drei- bis fünfmal am Tag." Das ist in jedem Falle ein besonderer Vorteil gegenüber anderen Konsumgütern. Auch Bauernverbands-Präsident Gerd Sonnleitner sieht die Zukunft für die Landwirte eher positiv. Er sieht gute Chancen, dass die deutschen Landwirte weiter durchstarten können und dem Fiasko der Banken und Automobilindustrie entkommen. Einen Seitenhieb gegenüber Spekulanten konnte sich Sonnleitner aber nicht verkneifen: "Finanzexperten und Bankmanager können von den Landwirten lernen, was Generationenverantwortung angeht."

Glücklich dürften aber nicht alle aus der Agrarbranche sein. So produzieren Milchbauern derzeit mit einem Milchpreis für Erzeuger von um die 20 Cent teilweise weit über den eigenen Kosten. Quotenregelungen und Subventionen sind hier weiterhin in der Diskussion. Kühe können eben keine Kurzarbeit machen und die Produktion herunterfahren.

Die vier Millionen Arbeitsplätze in der Land-, Forst-, Agrar- und Ernährungsbranche scheinen aber im Moment nicht in Gefahr zu sein, was durchaus eine Meldung wert ist. Während andere Branchen massive Auftragsrückgänge verzeichnen und mit täglich neuen Hiobsbotschaften aufwarten, wird die Ernährungsindustrie laut eigenen Angaben ihre Rolle als Konjunktur stabilisierender Wirtschaftszweig unter Beweis stellen.

Für die Verbraucher ist die Nachricht durchaus positiv. Die Branche erwartet keine Preissteigerungen und nach Sokrates könnte das Motto für 2009 lauten: "Wir leben nicht, um zu essen, wir essen, um zu leben."

aid, Harald Seitz


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Quelle:
aid PresseInfo Nr. 4/09 vom 21. Januar 2009
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2009