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LANDWIRTSCHAFT/1625: Landschaftsobstbau - Obstbäume sind ein Kulturgut (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 380 - September 2014
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Landschaftsobstbau
Obstbäume sind ein Kulturgut

von Marcus Nürnberger



Noch gibt es sie. Die großen Obstbäume auf Wiesen und an Wegrändern. Vor allem in Hessen und in Baden-Württemberg sind sie noch anzutreffen. Vielerorts mussten die landschaftsprägenden Obstbäume aber auch einer modernen, auf große Maschinen und Arbeitsbreiten setzende Landwirtschaft weichen. Aber auch die ausbleibende Pflege führte vielerorts zu einem Niedergang der Streuobstbestände. Dabei haben diese einen hohen kulturellen und biologischen Wert. Ehemals, in Zeiten einer eher regional ausgerichteten Lebensmittelversorgung, sicherten sie die Obstversorgung der angrenzenden Dörfer und waren damit Teil der bäuerlichen Landwirtschaft. Die zunehmende Rationalisierung und eine nur eingeschränkte Mechanisierbarkeit der Pflege und der Ernte auf Streuobstwiesen standen dieser Bewirtschaftungsform entgegen.

Die Streuobstwiesen stellen jedoch einen vielfältigen Lebensraum dar, der vor allem vielen Vogelarten, aber auch Insekten und aufgrund der meist extensiven Bewirtschaftung auch Pflanzen einen Rückzugsraum bietet. Auch ist der wirtschaftliche Nutzen von sich im Ertrag befindenden Obstwiesen durch die verstärkte Nachfrage nach regionalem Streuobst in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Die Förderung zum Erhalt alter Streuobstbestände durch Agrarumweltprogramme bietet einen zusätzlichen Anreiz, diesen Kulturraum zu erhalten.


Wissen vermitteln

Dass die alten Bäume einen Wert haben, ist nicht jedem bewusst. Auch dass die Baumveteranen gepflegt werden müssen, wenn sie nicht vorzeitig absterben sollen, geht oft im landwirtschaftlichen Alltagsgeschäft unter. Der Landschaftspflegeverband Main-Kinzig hat es sich deshalb gemeinsam mit Josef Weimer zur Aufgabe gemacht, das Wissen um den richtigen Schnitt an Interessierte aus dem ganzen Bundesgebiet zu vermitteln. An zehn Kurstagen, jeweils in Zweierblöcken über das Jahr verteilt, werden die Maßnahmen vom Pflanzen über die Erziehung der jungen Bäume, die Ertragsphase bis zur Altbaumpflege vermittelt. Auch auf die Veredlung sowie auf den Schnitt weiterer Obstgehölze wird ausführlich eingegangen. Am Ende steht eine Prüfung zum zertifizierten Landschaftsobstbauer.

Joseph Weimer, Gärtnermeister und Gartenbaulehrer, vermittelt die Inhalte äußerst anschaulich und setzt den Baum als Ganzes in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Zum tieferen Verständnis des eigenen Tuns ist für Weimer neben der individuellen Entwicklung des Einzelbaumes auch die entwicklungsgeschichtliche Herkunft unserer Obstbäume von zentraler Bedeutung. So verwundert es nicht, wenn die Absolventen im Kurs ein fast schon freundschaftliches Verhältnis zu ihren Bäumen entwickeln. Ganz nach dem Motto "Einen Baum zu pflegen, ist eine Anregung mit ihm ins Gespräch zu kommen".

Nähere Informationen zur neuen Staffel, die im Dezember 2014 beginnt unter:
Landschaftspflegeverband des Main-Kinzig-Kreises
www.lpv-mkk.de

Einen ähnlichen Kurs bietet auch Michael Grolm in Thüringen an:
Thüringer Obstbaumschnittschule
www.schlossimkerei.de/oeschbergschnitt/

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 380 - September 2014, S. 19
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft -
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Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2014