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LANDWIRTSCHAFT/1399: Kartoffelanbau bedarfsgerecht planen (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 21. Dezember 2009

Kartoffelanbau bedarfsgerecht planen

Erzeugergemeinschaften und verarbeitende Industrie brauchen den Schulterschluss


Mit 11,7 Millionen Tonnen liegt die deutsche Kartoffelernte 2009 mit einem Plus von 2 Prozent nur knapp über der Vorjahresernte. Aufgrund der stark wechselnden diesjährigen Witterung konnten die Qualitätsanforderungen jedoch nicht immer erfüllt werden, so dass die tatsächlich marktverfügbaren Mengen deutlich geringer als im Vorjahr liegen. Dies erklärte der Deutsche Bauernverband (DBV), der sich auf Einschätzungen der Arbeitsgruppe Veredlungskartoffeln in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Erzeugergemeinschaften bezieht. Die Witterung für eine Qualität schonende Ernte war in vielen Regionen Deutschlands erst zu trocken, dann zu nass und schließlich zu kalt.

Sorgen bereiten den Erzeugergemeinschaften die Vertragsverhandlungen mit den Verarbeitern und die Abschlüsse für das Anbaujahr 2010. Der Einfluss auf die Pachtpreise und damit auch auf die Kostenstruktur für den Kartoffelanbau wird immer deutlicher, je mehr Landwirte in die Produktion nachwachsender Rohstoffe einsteigen. Die Wirtschaftlichkeit des Kartoffelanbaus, der mit hohen Ertragsrisiken und erheblichem Managementaufwand verbunden ist, ist daher im Vergleich beispielsweise zu Mais oder Raps weiter rückläufig. Der Kartoffelbau erfordert teure Spezialtechnik. Immer mehr Betriebe, die die erforderlichen Investitionen betriebswirtschaftlich nicht mehr darstellen können, ziehen sich aus dem Kartoffelanbau zurück.

Die Erzeugergemeinschaften erinnern daran, dass in der Vergangenheit die verarbeitende Industrie und die Erzeugergemeinschaften gemeinsam in die Sicherung strategischer Partnerschaften investiert haben. Diese haben sich bewährt und sie bilden die wesentliche Absicherung für den von Jahr zu Jahr stark schwankenden Kartoffelmarkt. Die Verlässlichkeit solcher Partnerschaften hat sich besonders in Extremjahren zu behaupten. Bei der Preisfindung sollten sich deshalb auch jetzt beide Seiten auf die Langfristigkeit der Beziehungen besinnen und den zukünftigen Weg wiederum gemeinsam bestreiten. Verarbeitende Industrie und Erzeugergemeinschaften sollten dem Lebensmitteleinzelhandel deutlich machen, dass die Qualitätskartoffelerzeugung ihren Preis hat und diesen auch wert ist. Der gesamten Wertschöpfungskette muss das Modell des Vertragsanbaus und die Funktion als Preisabsicherungsinstrument deutlich gemacht werden. Da sich die Vertragsgestaltung in den letzten Jahren jedoch zunehmend schwierig gestaltet hat, befassen sich die Erzeugergemeinschaften zunehmend auch mit dem Instrument der Preisabsicherung über die Warenterminbörse.

Mit Sorge beobachten die Erzeugergemeinschaften, dass manche Landwirte bei rückläufigem Speisekartoffelabsatz auf Industriekartoffeln ausweichen. Auf Grund des hohen Anteils an vertraglich abgesicherter Erzeugung in diesem Sektor kann der Markt durch einen unkontrollierten Anbau rasch überfordert werden. Deshalb ist die Devise auch für die Zukunft, die Kartoffelanbaufläche bedarfsgerecht anzupassen. Ein Sorgenkind ist in diesem Zusammenhang auch die Zukunft des Stärkekartoffelanbaus nach der Entkoppelung ab 2013. Das Absatzpotential an Kartoffeln wird schrumpfen, wenn es nicht gelingt, alternative Vermarktungsmöglichkeiten insbesondere auch im Export zu erschließen. Die Anbauflächen müssen also insgesamt der Absatzentwicklung folgen. Die Alternativen für die Landwirte sind wiederum im Bereich nachwachsender Rohstoffe und - in Erwartung anziehender Agrarpreise - im Getreide zu sehen.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 21. Dezember 2009
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2009