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FORSCHUNG/1092: Zwerghirse Tef profitiert von weiterer Forschungsförderung (idw)


Universität Bern - 24.08.2017

Zwerghirse Tef profitiert von weiterer Forschungsförderung


Der Tef ist Äthiopiens wichtigstes Grundnahrungsmittel. Weil die Zwerghirse aber wegen ihrem langen und schwachen Stiel leicht umfällt oder umknickt, haben Forschende am Institut für Pflanzenwissenschaften IPS der Universität Bern eine Tef-Sorte mit kürzeren und kräftigeren Halmen gezüchtet. Diese Pflanzen haben in Äthiopien mehrjährige Feldtests erfolgreich bestanden. Jetzt sollen Kleinbauern mit dieser neuen Sorte und weiteren, die in der Entwicklung stecken, bessere Ernten erzielen. Seit 2006 unterstützt die Syngenta Stiftung das «Tef Improvement Project». Nun setzt sie die Förderung mit weiteren 2,75 Millionen Franken fort.


Bild: © Marc Grémillon, Institut für Pflanzenwissenschaft, Universität Bern

Dr. Zerihun Tadele mit der stabileren Zwerghirse am Institut für Pflanzenwissenschaft.
Bild: © Marc Grémillon, Institut für Pflanzenwissenschaft, Universität Bern

Tef spielt eine zentrale Rolle in der äthiopischen Ernährungssicherheit. Er ist das wichtigste Grundnahrungsmittel für rund die Hälfte der über 100 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Kleinbauern pflanzen die Zwerghirse auf etwa einem Drittel der Fläche, die für den Getreideanbau zur Verfügung steht. Tef ist bei Bauern und Konsumenten wegen seiner Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche klimatische Bedingungen, an nasse und auch trockene Böden sowie wegen dem hohen Ernährungsgehalt beliebt. Er ist zudem glutenfrei und reich an Mineralien, was das Getreide zu einem wertvollen und gesunden Nahrungsmittel macht.

Diesen Vorteilen steht jedoch der geringe Ernteertrag gegenüber: Er liegt meistens weit unter jenem von Weizen und Reis. Hauptgrund hierfür ist der lange, schwache Stängel der Pflanze. Dieser knickt in der Reifephase und bei Wind und Regen leicht um. Das Umknicken beeinträchtigt nicht nur die Qualität und Quantität des Getreides, es macht auch das maschinelle Ernten schwierig.

Widerstandsfähigere Tef-Pflanze

Tef ist zwar regional in Äthiopien bedeutsam, aber nicht für die Ernährungssicherheit anderer Länder. Die internationale Forschung hat die Zwerghirse lange vernachlässigt. Sie gilt daher als «orphan crop», als verwaiste Pflanze. Hier setzt das «Tef Improvement Project» an. Leiter des Verbesserungsprojekts ist der Agronom und Molekularbiologe Dr. Zerihun Tadele vom Institut für Pflanzenwissenschaften IPS der Universität Bern. Seine Arbeitsgruppe hat widerstandsfähigere, kleinwüchsigere Tef-Linien gezüchtet. Das Forschungsteam konzentrierte sich auf Veränderungen derjenigen pflanzeneigenen Gene, die die Pflanzenhöhe beeinflussen. In der Folge konnten sie Tef mit kürzeren und stärkeren Stängeln züchten. Ausserdem ist es im Rahmen des Projektes erstmals gelungen, das Tef-Genom zu entschlüsseln. Dies verbessert das Verständnis der Mechanismen, die für Kleinwüchsigkeit, für Überschwemmungs- oder Dürreresistenz relevant sind und ermöglicht es, in Zukunft auch andere Eigenschaften zu verbessern.

Bewährte Kooperation wird ausgebaut

Bereits seit 2006 unterstützt die Basler Syngenta Stiftung für Nachhaltige Landwirtschaft das Tef-Projekt. «Als ich damals auf die Stiftung zuging, wurde mein Vorschlag positiv aufgenommen, weil die Stiftung die Probleme der Kleinbauern mit den schlechten Ernteerträgen verstand. Und so förderte sie unser Vorhaben», erklärt Zerihun Tadele. Zur Stärkung der Zusammenarbeit stellt die Syngenta Stiftung über die nächsten elf Jahre nun weitere 2,75 Millionen Franken zur Verfügung.

Mit dem langjährigen Engagement für das «Tef Improvement Project» will die Stiftung einen weiteren Beitrag zur Ernährungssicherheit in Äthiopien leisten. «Wir helfen Kleinbauern auf der ganzen Welt, deren Einkommen und Ernährungssicherheit zu verbessern», sagt Stiftungsdirektor Dr. Marco Ferroni. «Das Tef-Projekt ist ein hervorragendes Beispiel für schweizerisch-afrikanische Zusammenarbeit. Es hat bereits grosse Fortschritte erzielt. Wir sind überzeugt, dass die Berner Forschung zu weiteren Ertragssteigerungen für Kleinbauern führen wird.»

Für die Universität Bern ist eine über 20 Jahre dauernde Forschungsförderung aussergewöhnlich: «Für eine Nische wie Tef-Forschung ist die Förderung ein Glücksfall», meint Christian Leumann, Rektor der Universität Bern. «Wir sind besonders an langjährigen Partnerschaften interessiert, in denen langfristig und erfolgreich an einem Thema mit gesellschaftlicher Relevanz geforscht werden kann. Dank der Unterstützung durch die Syngenta Stiftung kann hier die Universität Bern einen Beitrag leisten zur nachhaltigen Verbesserung einer Nutzpflanze und ihrer Adaption an sich ändernde Umweltbedingungen.» Die Förderung steht im Einklang mit den internen Richtlinien der Universität Bern; die Forschungsfreiheit ist gewährleistet.

Vom Labor aufs Feld

Die Unterstützung ermöglicht es Zerihun Tadele, die bisher in der Schweiz im Labor entwickelten und in Äthiopien in Feldversuchen getestetenTechnologien den Kleinbauern zukommen zu lassen. «Zu unserem Projekt gehört der Wissens- und Technologietransfer zu staatlichen und wissenschaftlichen Institutionen in Äthiopien, sowie Trainings und Workshops mit Fachleuten vor Ort», sagt Tadele. Mit diesen Partnern soll in einem nächsten Schritt der Vertrieb von Samen der aussichtsreichsten Tef-Sorten an die Kleinbauern aufgebaut und etabliert werden. Als äthiopisch-schweizerischer Doppelbürger ist Tadele ein Brückenbauer zwischen Forschenden im Berner Labor und den Kleinbauern vor Ort. «Ich bin zuversichtlich, dass einige unserer Sorten zur Erhöhung der Produktivität von Tef beitragen und damit den Lebensunterhalt der Kleinbauern in Äthiopien sichern werden», sagt Tadele.


Weitere Informationen unter:
http://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2017/medienmitteilungen_2017/zwerghirse_tef_profitiert_von_weiterer_forschungsfoerderung/index_ger.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution57

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Bern, Nathalie Matter, 24.08.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2017

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