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BERICHT/173: Solidarische Landwirtschaft - Reden und kochen können hilft (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 369 - September 2013
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Reden und kochen können hilft
Erfolgsfaktoren und Hemmschwellen für eine Solidarische Landwirtschaft

von Katharina Kraiß



Solidarische Landwirtschaft (Solawi; oder international: Community Supported Agriculture (CSA)) ist eine verbindliche, regionale Zusammenarbeit zwischen Erzeugern von Lebensmitteln und Verbrauchern. Grundlegend ist, dass die Gruppe die Abnahme der Lebensmittel garantiert und alles, was notwendig ist, um diese zu erzeugen, vorfinanziert. Alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte. Um auch in Deutschland die weltweite Entwicklung hin zu gemeinschaftsgetragener Landwirtschaft voran zu bringen und die Gründung neuer Solidarhöfe zu unterstützen, hat sich 2011 das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft gegründet. Mittlerweile gibt es ca. 40 Solidarhöfe und -gärtnereien sowie ebenso viele Initiativen im Aufbau. Damit nicht alle das Rad neu erfinden müssen, werden die Erfahrungen im Netzwerk gesammelt und in Form von Beratung, Patenschaften oder Seminaren weiter gegeben. So auch im dreitägigen Fortbildungsseminar im Juli in Heidelberg, bei dem es um verschiedene Aspekte der Konzeptentwicklung für Solidarhöfe ging.


Erfolg durch Verständnis

Wichtige Erfolgsfaktoren sind z.B. von Beginn an eine gute Kommunikationskultur und -struktur aufzubauen, eine verlässliche Kerngruppe zu bilden und darauf zu achten, dass die Grundideen von allen, die neu dazu kommen, gut verstanden werden. Wird das Prinzip der gemeinsam von allen Beteiligten getragenen Organisation nicht ausreichend vermittelt, kommen leicht der Entwicklung weniger förderliche Motivationen ins Spiel, wie z. B.: Wie komme ich am günstigsten an meine Lebensmittel?" Wesentlich ist dagegen die Auseinandersetzung mit der Frage: "Was ist mir das wert?" Auf dieser Grundlage kann bei Bedarf auch ein sozialer Ausgleich durch unterschiedliche Beiträge stattfinden. Im Hinblick auf die detaillierte organisatorische und landwirtschaftliche Umsetzung ist es gut, sich von erfahrenen Solawi-Landwirten oder Gärtnern beraten zu lassen oder diese vor Ort zu besuchen. Wichtig ist, das Konzept gemeinsam zu entwickeln, so dass ein gemeinschaftliches Gefühl und Identifikation mit der Solawi entstehen.


Gewohnheiten ändern

Eine wesentliche Hürde zeigt sich im erforderlichen Umdenken und der nötigen Änderung von Gewohnheiten, z.B. im Umgang mit dem Geld, mit der Verteilung und der Zubereitung der Lebensmittel. Mitglieder sollten z.B. gerne selbst kochen oder es lernen wollen. Weitere Hemmschwellen sind die vermeintlich eingeschränkte Flexibilität und die hin und wieder von Landwirten empfundene Abhängigkeit von der Gruppe. Es gibt nur, was zur jeweiligen Jahreszeit wächst oder haltbar gemacht wurde. Abhängigkeiten bestehen bei einer Solawi-Gruppe prinzipiell und selbst gewählt. Gerade in der Landwirtschaft besteht jedoch die Frage, wie und von wem bin ich abhängig? Und ob ich mit diesen Menschen reden kann und alle füreinander das Beste oder eher den eigenen Profit möchten.


Katharina Kraiß, Netzwerk Solidarische Landwirtschaft
www.solidarische-landwirtschaft.org

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 369 - September 2013, S. 18
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2013