Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → ERNÄHRUNG

MELDUNG/171: Keine Panik vor EHEC-Ansteckung - Gute Hygienepraxis schützt (aid)


aid-PresseInfo Nr. 21 vom 25. Mai 2011

Keine Panik vor EHEC-Ansteckung

Gute Hygienepraxis schützt


(aid) - Bundesweit infizieren sich derzeit immer mehr Menschen mit dem gefährlichen Darmkeim EHEC. Die Ursache dafür ist noch ungewiss. Vor allem erwachsene Frauen scheinen von einer Erkrankung betroffen zu sein. Im Verdacht steht bislang unzureichend gewaschene Rohkost. Einer Infektion vorbeugen können Verbraucher vor allem durch die Einhaltung einfacher Hygienemaßnahmen:

1. Gründliches Händewaschen: Hände gründlich reinigen, am besten mit warmem Wasser und Seife vor und während der Zubereitung von Lebensmitteln, vor dem Essen und nach dem Toilettenbesuch, dem Kontakt mit anderen Personen, insbesondere Kranken und nach dem Kontakt mit Haustieren. Auf diese Weise werden Keimübertragungen wirkungsvoll unterbunden.

2. Reinhaltung des Arbeitsplatzes Küche: Alle Flächen und Geräte, die für die Speisenzubereitung verwendet werden sollten vor, während und nach der Zubereitung von Lebensmitteln gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt und mit klarem Wasser abgespült werden. Krankheitserreger wie EHEC sind sehr widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen. Nicht vergessen: Türklinken, Schranktürgriffe, den Küchenmülleimer und das Spülbecken nach Beendigung der Küchenarbeit gründlich reinigen und trocknen. Spüllappen und Trockentücher gründlich auswaschen und trocknen, regelmäßig bei mindestens 60 °C waschen. Spülutensilien regelmäßig gegen Neue austauschen.

3. Rohes Obst und Gemüse gründlich waschen: Vor dem Verzehr alles rohe Obst und Gemüse gründlich mit kaltem Wasser waschen, gegebenenfalls zusätzlich schälen, um anhaftenden Schmutz, Erdpartikel und Keime zu entfernen.

4. Trennung von reinen und unreinen, rohen und gekochten Lebensmitteln: Bei der Zubereitung dürfen so genannte reine Lebensmittel und Speisen wie gewaschener und geputzter Salat oder Desserts, die nicht mehr erhitzt werden, nicht in Berührung kommen mit so genannten unreinen Lebensmitteln, d. h. noch nicht gewaschenem Obst und Gemüse oder rohem Fleisch, Geflügel, Fisch, Eiern, die mit Krankheitserregern behaftet sein können. Am besten die Lebensmittel nacheinander oder räumlich getrennt auf einem separaten Schneidebrett und mit anderem Messer zubereiten. Anschließend Arbeitsplatz und die verwendeten Küchengerätschaften gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel oder in der Spülmaschine reinigen. Beim Lagern alle Lebensmittel in Behältern oder mit Folien vor Kontakt untereinander geschützt aufbewahren. Im Kühlschrank gegarte Lebensmittel strikt getrennt von Ungegarten lagern, indem man sie eine Ebene über den rohen platziert.

5. Lebensmittel ausreichend kühlen und gründlich erhitzen. Die meisten Krankheitserreger können sich sehr schnell vermehren, wenn Lebensmittel bei Raumtemperaturen gelagert werden. Bei Kühlschanktemperaturen um 5 °C oder über 60°C ist ihr Wachstum verlangsamt bzw. gestoppt. Bei Temperaturen über 70° C sterben die meisten von ihnen. Aus diesem Grund sollten gekochte und verderbliche Speisen nicht lange ungekühlt bei Zimmertemperatur herumstehen. Warme Speisen abkühlen und abgedeckt in den Kühlschrank stellen. Kurzes, gründliches Erhitzen auf Kerntemperaturen über 70 °C tötet nahezu alle gefährlichen Mikroorganismen in Lebensmitteln ab.

Ute Gomm, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.was-wir-essen.de/zubereitung/hygiene.php
www.aid.de/downloads/wichtigsten_krankheitserreger.pdf
www.bfr.bund.de


Hintergrundinformation:

Erstnachweis und weltweite Bedeutung des Erregers

EHEC-Bakterien (= Enterohämorhargische Escherichia Coli) sind eine gefährliche Form des an sich harmlosen Darmbakteriums Eschericha coli, die zu wässrigen bis blutig-wässrigen Durchfallerkrankungen mit kolikartigen Bauchschmerzen, Krämpfen und Erbrechen bis hin zu späterem Nierenversagen führen können. Seit 1998 zählen EHEC zu den meldepflichtigen Krankheitserregern.

1977 wurde der Keim erstmals entdeckt. 1982 wurde von amerikanischen Wissenschaftlern die erste Gruppenerkrankung nach dem Verzehr von nicht ausreichend erhitzten Hamburgern publiziert. Seitdem ereigneten sich weltweit eine Reihe weitere nachgewiesene Ausbrüche. Die bisher größten Epidemien wurden 1985 aus Kanada mit 19 Todesfällen und 1996 aus Japan mit über 11.000 bzw. Schottland mit 400 Erkrankten und jeweils 11 bzw. 19 Todesfällen gemeldet.

Als Hauptinfektionsquellen bei Lebensmitteln galten zunächst Rinderhackfleisch, nicht durchgegarte Frikadellen, Rohwurstprodukte, Roh- und Vorzugsmilch. Es wurden jedoch auch Wasser, Salate, Gemüse, Apfelmost und unpasteurisierter Apfelsaft als ursächliche Erregerquellen für EHEC-Infektionen nachgewiesen. Die fäkal-orale Übertragung (Schmierinfektion) von Mensch zu Mensch scheint bei EHEC-Erkrankungen eine erhebliche Bedeutung für die Verbreitung zu haben. Übliche Ausbruchsorte der vergangenen Epidemien waren Gemeinschaftsverpflegungen wie Säuglingsstationen, Kindergärten, Pflegeeinrichtungen und Restaurants, vor allem Fast-Food-Einrichtungen. Beim Ausbruch in Japan gelang es nicht, die Infektionsquellen und Übertragungswege ausfindig zu machen.


*


Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 21 vom 25. Mai 2011
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16
53123 Bonn
Tel. 0228 8499-0
E-Mail: aid@aid.de
Internet: www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2011