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BERICHT/182: Land für Bauern, nicht für Investoren (UBS)


Unabhängige Bauernstimme, Nr. 373 - Januar 2014
Die Zeitung von Bäuerinnen und Bauern

Land für Bauern, nicht für Investoren
Bündnis Junge Landwirtschaft macht Kampagne auf dem Land

von Willi Lehnert, Bündnis Junge Landwirtschaft



Wem gehört Grund und Boden? Warum steigen Bodenpreise in den letzten Jahren stark an? Und haben junge Leute überhaupt noch eine Chance beim Einstieg in die Landwirtschaft? Diese Fragen stehen im Zentrum der Kampagne "Bauer sucht Land" vom Bündnis Junge Landwirtschaft e.V. Auszubildende und AbsolventInnen aus Landwirtschafts-Ausbildung und -Hochschulen, aber auch Interessierte an gesunden, ökologischen, fairen Lebensmitteln und Ernährungssouveränität haben sich in dem Bündnis zusammengeschlossen. Seit einem Jahr sind Dreh- und Angelpunkt die Themen Bodenpolitik und Existenzgründung in der Landwirtschaft, diese will das Bündnis in die Öffentlichkeit tragen und einen gesellschaftlichen Diskurs über den Umgang mit Boden führen. Der Fokus liegt dabei auf Ostdeutschland.


Perspektive Landwirtschaft

Landwirtschaft ist eintönig, die Arbeit hart, wenig Geld, geringe Anerkennung des Berufsstandes. So ist landläufig das Bild über Leben und Arbeit im ländlichen Raum. Weit gefehlt, das Interesse steigt. Immer mehr Menschen sehen eine Perspektive in der Landwirtschaft. Sie sind hochmotiviert, kreativ und sehen beispielsweise in der Region Berlin-Brandenburg ein Marktpotential für hochwertige, regional erzeugte und ökologische Lebensmittel. Schnell wird jedoch klar: Auch mit viel Motivation und etwas Startkapital ist der Einstieg schwer, insbesondere der Zugang zu Land kein Leichtes. Die ostdeutsche Bodenpolitik ist nach wie vor auf dem Stand von 1990, bäuerliche Landwirtschaft ist rar auf weiter Flur. Die Agrargiganten werden hochsubventioniert durch die EU-Förderpolitik, was seit einigen Jahren auch Interessenten ohne landwirtschaftlichen Hintergrund auf den Plan ruft. Im Zuge der Finanzkrise wird mehr und mehr Kapital in Immobilien und Land investiert. Resultierend ist ein Preisanstieg von Boden von 2007 bis 2012 um 86 %, Tendenz steigend. Sogenannte außerlandwirtschaftliche Investoren wie Möbel- und Heizungshersteller oder Seniorenheim-Betreiber sehen ein attraktives Investment in der Landwirtschaft. Das sogenannte "Landgrabbing", die Flächenkonzentration in den Händen weniger, ist mittlerweile kein Phänomen von Ländern der Südhemisphäre. Wenn ein Unternehmen 32.000 Hektar in Ostdeutschland bewirtschaftet oder im Landkreis Märkisch-Oderland drei Unternehmen 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche bestellen, sind das ernstzunehmende Warnsignale. Da kurzerhand ganze Großbetriebe aufgekauft werden, kann man sogar vom "Farmgrabbing" sprechen. Hinzu kommt, dass der Bund nach wie vor Flächen aus DDR-Vermögen verwaltet und verkauft, und das meistbietend! Die beauftragte Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) privatisiert bis 2025 alle land- und forstwirtschaftlichen Flächen. An wen ist irrelevant, der beste Preis zählt.


Bündnis mit Forderungen

Dabei gäbe es bei der Privatisierung von Landwirtschaftsfläche konkrete Gestaltungsmöglichkeiten. Land stellt die elementare Wirtschaftsgrundlage im ländlichen Raum dar. Zentrale Forderungen an die Politik hat das Bündnis Junge Landwirtschaft e.V. zuletzt in einem Offenen Brief zu den Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und CDU/CSU eingebracht, dazu gehören ein Verkaufsmoratorium der bundeseigenen Flächen und eine Neuregelung im Umgang mit Boden. Die gezielte Förderung von JunglandwirtInnen, Betriebsgründungen und Sicherung bestehender bäuerlicher Betriebe würden zur Schaffung von Arbeitsplätzen und regionaler Wertschöpfung führen. Neue, transparente Vergabekriterien müssen erarbeitet werden, um eine Landwirtschaft zu unterstützen, die sich in der Gesellschaft engagiert. Und das Feld nicht Investoren überlässt, die keine örtliche und ideelle Verbindung zur Landwirtschaft haben. Für den Einstieg in die Landwirtschaft ist die wesentliche Grundlage der Zugang zu Land. Hier fordert das Bündnis die Politik auf, aktiv zu werden und Weichen für die Zukunft zu stellen für attraktive ländliche Räume und für lebenswerte Dörfer.

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Quelle:
Unabhängige Bauernstimme, Nr. 373 - Januar 2014, S. 12
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V.
Bahnhofstr. 31, 59065 Hamm
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. März 2014