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SCHULE/734: Lehrerverband zur OECD-Studie "Erfolgsfaktor Resilienz" (DL)


Deutscher Lehrerverband (DL) - Pressemitteilung vom 29. Januar 2018

Zur OECD-Studie "Erfolgsfaktor Resilienz":

DL begrüßt bessere Ergebnisse benachteiligter Schüler, befürchtet Rückschläge, falls nicht gegengesteuert wird


"Die OECD-Begleitauswertung der PISA-Studien von 2006 bis 2015 bezüglich der Leistungsergebnisse von Schülerinnen und Schülern aus sozial benachteiligten Familien zeigt, dass die Behauptung, in Deutschland sei es um die Bildungsgerechtigkeit besonders schlecht bestellt, falsch ist", betonte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger anlässlich der heutigen Vorstellung des OECD-Vergleichsberichts "Erfolgsfaktor Resilienz".

Allerdings warnte der Dachverbands-Vorsitzende davor, die Möglichkeiten der Schule zu überschätzen, eine Entkoppelung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg zu bewirken. Er betonte: "Die Studie räumt ausdrücklich ein, dass die Hauptfaktoren für Resilienz persönliche und gesellschaftliche Faktoren sind, vorrangig zum Beispiel, ob zu Hause in der Familie Deutsch oder die Herkunftssprache gesprochen wird. Ich bezweifle, dass mehr Ganztagsschulen und die Auflösung und Umwandlung von Hauptschulen zu dieser vermehrten Resilienz in dem Ausmaß beigetragen haben, wie es die Studie vermutet. Die größten Erfolge bei der schulischen Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Schichten hat in Deutschland Bayern, das auf Mehrgliedrigkeit setzt. Zweigliedrigkeit verhindert nicht soziale Entmischung, wie die Beispiele Bremen und Berlin, Schlusslichter bei allen Vergleichsstudien, zeigen."

Meidinger warnte auch vor der Erwartung, dass sich der von der Studie beschriebene Erfolgstrend automatisch fortsetzen werde. Beispielsweise nehme durch die Zuwanderung von Flüchtlingen seit 2015 mit immerhin über 200 000 schulpflichtigen Kindern die Anzahl der Familien wieder deutlich zu, in denen zu Hause kein Deutsch gesprochen werde, eine der Hauptursachen für fehlende Resilienz. Der Verbandspräsident betonte: "Ich fürchte, dass die Ergebnisse der letzten IGLU-Studie, wonach die Zahl der besonders schwachen Grundschüler dramatisch zugenommen hat, ein ernstzunehmendes Warnzeichen ist, was sich auch in künftigen PISA-Studien abbilden könnte. Insofern könnte die gerade vorgelegte Studie schon wieder veraltet sein. Deshalb ist eine bundesweite verstärkte sprachliche Frühförderung das Gebot der Stunde, wollen wir eine neue gesellschaftliche Spaltung verhindern. Letztendlich geht es auch darum, gerade in Familien aus ungünstigen sozialen Verhältnissen den enormen Wert von Bildung für sozialen Aufstieg zu vermitteln und zu verdeutlichen. Das ist auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gute Bildung ist und bleibt der Schlüssel zu sozialem Aufstieg!"

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Quelle:
Deutscher Lehrerverband (DL)
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Internet: http://www.lehrerverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2018

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