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SCHULE/649: Zu wenige Kinder an höheren Schulen - UNESCO fordert Chancengleichheit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Oktober 2011

Bildung: Zu wenige Kinder an höheren Schulen - UNESCO fordert Chancengleichheit

Von Thalif Deen


New York, 26. Oktober (IPS) - Die Weltkulturorganisation UNESCO sieht den weltweiten Ausbau der höheren Schulbildung als unverzichtbare Waffe gegen die Armut. Eine gebildete Bevölkerung sei der größte Reichtum eines Landes, erklärten Vertreter der Organisation bei der Vorstellung einer Studie am UN-Sitz in New York.

"Es ist das Mindeste, Jugendlichen die Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für ein angemessenes Leben in der heutigen globalisierten Welt brauchen", sagte die UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova. "Um dieses Ziel zu erreichen, sind Ehrgeiz und Engagement notwendig. Das ist der einzige Weg zum Wohlstand."

In Afrika besucht zurzeit nur jedes dritte Kind eine weiterführende Schule. Vor allem die Regierungen in der Region südlich der Sahara haben große Schwierigkeiten, die steigende Nachfrage nach höherer Bildung zu befriedigen. Die dortigen Schulen können nur 36 Prozent der Kinder in der entsprechenden Altersgruppe aufnehmen.

Mädchen müssen dabei die höchsten Hürden überwinden, wie aus dem von dem UNESCO-Institut für Statistik herausgegebenen '2011 Global Education Digest' hervorgeht. In der am 25. Oktober veröffentlichten Studie werden die ungleichen Bildungschancen in den Ländern der Welt analysiert.


Starkes Bildungsgefälle in Afrika

Laut Susan Durston, der Bildungsverantwortlichen des Weltkinderhilfswerks UNICEF, haben einige afrikanische Länder bei den Bildungszielen deutliche Fortschritte gemacht. "Dennoch bestehen innerhalb dieser Länder auch weiterhin Ungleichheiten", sagte sie IPS. Um die Lage zu verbessern, stellt das Kinderhilfswerk mehr Mittel für die Durchführung von Bildungsprojekten in Dörfern und Gemeinden bereit.

UNICEF arbeitet außerdem darauf hin, Kindern Unterricht in einer sicheren und gesunden Umgebung zu garantieren. Neben gezielten Bildungsmodellen für Jugendliche soll auch die Qualifikation von Lehrkräften gefördert werden. "Diese Maßnahmen sind Teil der Bemühungen von UNICEF, die Gleichbehandlung weiter in den Fokus zu rücken", erklärte Durston. "Vor allem die Kinder, die die größten Entbehrungen in der Gesellschaft auf sich nehmen müssen, sollen damit Zugang zu qualitativ hoher Bildung erhalten."

Der UNESCO-Studie zufolge lebt ein Drittel der Kinder auf der Welt in Staaten, in denen eine grundlegende Sekundärbildung zwar gesetzlich vorgeschrieben ist, auf eine Umsetzung der Regelungen jedoch nicht geachtet wird. "Wir müssen diese Verpflichtungen Realität werden lassen", heißt es in der Untersuchung. Dafür würden allerdings erhebliche finanzielle und menschliche Ressourcen benötigt, da weiterführende Bildung aufgrund der spezifischen Lehrerqualifikationen mehr kostet als der Grundschulunterricht.

In vielen Entwicklungsländern müssen die Familien den Unterricht ihrer Kinder an höheren Schulen aus eigener Tasche bezahlen. In Afrika südlich der Sahara tragen die privaten Haushalte bereits 44 bis 49 Prozent der Kosten für die höhere Schulbildung ihrer Kinder. In Lateinamerika und der Karibik sowie in Ostasien und der Pazifikregion bewegen sich die finanziellen Beiträge der Familien im Durchschnitt zwischen 25 und 41 Prozent. Im Vergleich dazu müssen Eltern von Schülern in Nordamerika und Westeuropa nur etwa sieben Prozent der Kosten tragen.

Auf globaler Ebene werden der Studie zufolge in jedem Jahrzehnt etwa 100 Millionen Schüler an weiterführenden Schulen unterrichtet. Die Gesamtzahl ist zwischen 1990 und 2009 um 60 Prozent in die Höhe geschnellt. Mit der steigenden Zahl von Kindern, die die Grundschule abschließen, wächst auch die Nachfrage nach Plätzen an höheren Schulen. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.unesco.org/new/en/unesco/
http://www.uis.unesco.org/Education/Pages/ged-2011.aspx
http://www.gnrc.net/en/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=105600

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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2011