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SCHULE/646: Wenn Migrantenkinder Einheimische überholen (idw)


Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH - 14.09.2011

Wenn Migrantenkinder Einheimische überholen

Ethnische Herkunft entscheidet nicht allein über den Bildungserfolg


Schüler mit Migrationshintergrund erreichen schlechtere Schulabschlüsse als ihre deutschen Mitschüler. Das zeigen viele Studien. Doch stimmt das immer? Cornelia Gresch vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Cornelia Kristen von der Universität Bamberg haben genau hingeschaut. Entscheidend ist, wie Migrationshintergrund definiert wird und ob berücksichtigt wird, dass Migranten häufig niedrigen sozialen Schichten angehören. Wird in die Analysen zudem die Generationszugehörigkeit eingebracht, schneiden türkische Schüler bei gleichem sozialen Hintergrund teilweise sogar besser ab als deutsche.

Eine maßgebliche Rolle in der Bewertung der Bildungsbeteiligung von Einwandererkindern spielt die sogenannte Operationalisierung des Migrationshintergrunds. Cornelia Gresch und Cornelia Kristen weisen nach, dass es unterschiedliche Ergebnisse gibt, je nachdem ob die Staatsbürgerschaft, die sozioökonomischen Verhältnisse oder die Generationszugehörigkeit mitberücksichtigt werden.

Es bestehen beispielsweise keine Unterschiede in den erlangten Schulabschlüssen bei Jugendlichen aus türkischen und einheimischen Elternhäusern aus ähnlichen sozioökonomischen Verhältnissen. Jugendliche aus niedrigen sozialen Schichten haben schlechte Chancen - das gilt für Kinder aus Migrantenfamilien wie für Kinder aus deutschen Familien.

Wird aber zusätzlich die Generationenfolge berücksichtigt, zeigen sich zwei gegenläufige Muster: Türkischstämmige Jugendliche der ersten Generation erreichen seltener einen hohen Bildungsabschluss als Jugendliche ohne Migrationshintergrund, während die zweite Generation im Durchschnitt sogar besser abschneidet.

Cornelia Gresch und Cornelia Kristen haben für ihre Untersuchung Daten des Mikrozensus aus dem Jahr 2007 ausgewertet.

Der Beitrag "Staatsbürgerschaft oder Migrationshintergrund? Ein Vergleich unterschiedlicher Operationalisierungsweisen am Beispiel der Bildungsbeteiligung" von Cornelia Gresch und Cornelia Kristen ist im Heft 3/2011 der Zeitschrift für Soziologie erschienen.

Weitere Informationen unter:
http://www.wzb.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution191


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH,
Dr. Paul Stoop, 14.09.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. September 2011