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INTERNATIONAL/003: Dominikanische Republik - Bürgerkampagne für Vier-Prozent-Bildungsbudget (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Mai 2011

Dominikanische Republik: Bürgerkampagne für Vier-Prozent-Bildungsbudget

Von Elizabeth Eames Roebling

Demonstranten vor dem Nationalpalast - Bild: © Elizabeth Eames Roebling/IPS

Demonstranten vor dem Nationalpalast
Bild: © Elizabeth Eames Roebling/IPS

Santo Domingo, 9. Mai - In der Dominikanischen Republik setzt sich derzeit eine gut organisierte Bürgerbewegung für eine Erhöhung der staatlichen Bildungsausgaben ein. In dem karibischen Inselstaat, in dem ein Drittel der Bevölkerung unter 14 Jahren alt ist, fehlen 75.000 Lehrer und 11.000 Klassenzimmer.

Obwohl gesetzlich vorgeschrieben ist, dass die dominikanische Regierung vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Bildung ausgibt, investiert sie gerade einmal 2,4 Prozent oder 1,3 Milliarden US-Dollar. Damit gehört das Land zu den regionalen Schlusslichtern. Nur Haiti und Ecuador schneiden mit 1,4 Prozent beziehungsweise ein Prozent noch schlechter ab. Kuba hingegen steht mit 18,7 Prozent unangefochten an der Spitze der Länder der Region, die sich Bildung etwas kosten lassen.

Die dominikanische Bildungskampagne wird von etlichen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) getragen. Unterstützung kommt von prominenten Persönlichkeiten des Landes, die die Bevölkerung zur Teilnahme an Protesten motiviert. Erkennungszeichen sind große gelbe Schirme, Plakate, T-Shirts, Sticker und Aufkleber mit dem schwarzen Aufdruck 'Vier Prozent'.


Eine Mahnwache pro Monat

Jeden Vierten eines Monats finden sich die Demonstranten vor dem Nationalpalast in der Hauptstadt Santo Domingo ein, um die Regierung an die Einhaltung des Vier-Prozent-Gesetzes von 1997 zu erinnern. "Es gibt einfach viel zu viele Menschen ohne Zugang zu Bildung", meint der Staatsanwalt Diomedes Mercedes, der die Kampagne unterstützt. "Hinzu kommt die schlechte Bildungsqualität. Seit drei Jahren schon kämpfen wir für ein Mindestmaß an Entwicklung."

"Es fehlen 11.000 Klassenräume und die vorhandenen sind überfüllt", erläutert die Staatsanwältin Elizabeth Mateo Perez den Grund für die Demonstrationen. "Wir brauchen 75.000 neue Lehrer. Eine Vorschulbildung gibt es nicht, und selbst Sechs- bis Siebenjährige erhalten keinen Schulplatz. Kinder mit Behinderungen fallen komplett durch den Rost."

Hinzu kommen die schlechten Gehälter für die Lehrer. Ihr Verdienst von monatlich 268 Dollar reicht nicht für die Ernährung einer vierköpfigen Familie: der Basiswarenkorb wird mit 276 Dollar angegeben, die Lebenshaltungskosten einer Mittelklasse-Familie liegen bei 609 Dollar. Perez zufolge könnte die Regierung ihren Haushalt leicht um 30 Prozent zugunsten des Bildungsetats kürzen. "Es gibt zu viele Minister, zu viele Zulagen und zuviel Korruption."

Die Juristin ist zuversichtlich, dass die Bürgerbewegung ihr Vier-Prozent-Ziel erreichen wird. "Wir haben die größte NGO-Koalition der letzten 20 Jahre zusammengebracht. Und wir wissen das Volk hinter uns", sagt Perez, Mitglied der zivilgesellschaftlichen Organisation 'Toy Jarto pero Creo en Mi Pais' (Ich hab's satt aber glaube an mein Land'). Die nächste Haushaltsdebatte beginnt im Oktober. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2011