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GEWERKSCHAFT/337: Bildungsgewerkschaft zur Lehrkräfteprognose der Kultusministerkonferenz (GEW)


Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - 6. Dezember 2019

GEW: "Bedarf ist deutlich höher"

Bildungsgewerkschaft zur Lehrkräfteprognose der KMK


Frankfurt a.M. - Der Bedarf an Lehrkräften ist deutlich höher als die jetzt von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegten Zahlen. Darauf hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hingewiesen. "Wenn die politischen Vorhaben wie Inklusion und Ganztag umgesetzt werden sollen, müssen deutlich mehr Lehrkräfte ausgebildet und eingestellt werden als von der KMK prognostiziert. Die am Dienstag veröffentlichten PISA-Ergebnisse haben zudem gezeigt, dass fast 20 Jahre nach dem PISA-Schock das Kardinalproblem des deutschen Bildungssystems, die enge Kopplung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft, immer noch nicht gelöst ist. Im Gegenteil: Der Lehrkräftemangel verschärft das Problem", betonte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt a.M. "Um hier voran zu kommen, ist eine länderübergreifende Anstrengung notwendig. Dass die Länder dem im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vereinbarten 'Nationalen Bildungsrat' eine Absage erteilt haben, ist ein falsches Signal und deutet auf ein völlig inakzeptables 'Weiter so' hin."

Grundsätzlich sei jedoch zu begrüßen, dass die KMK ihre Prognose bereits nach einem Jahr korrigiert. "Das zeigt: Länder und KMK haben erkannt, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt", sagte Tepe. Trotzdem dürfe man nicht aus den Augen verlieren, dass der von den Ländern gemeldete "Bedarf" letztlich nichts anderes ist als die addierte Personalplanung der 16 Länder. Die GEW-Vorsitzende machte deutlich, dass es problematisch sei, für die Grundschulen ab 2023 Entwarnung zu geben. "Damit wird der Erfolg der jetzt endlich ergriffenen Maßnahmen, mehr Menschen für ein Studium des Grundschullehramts zu gewinnen, in Frage gestellt. Denn wer heute mit dem Studium anfängt, kommt frühestens 2025 oder 2026 an die Schulen. Um das Lehramt an Grundschulen attraktiver zu machen, müssen sich die Länder ein Beispiel etwa an Berlin nehmen und die Grundschullehrkräfte nach A13 (Beamte) und E13 (Angestellte) bezahlen - und an den Schulen zusätzlich Sozialarbeiter und Erzieherinnen einstellen." Dies gelte auch für Lehrkräfte an Haupt-, Real- oder Gesamtschulen beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die ebenfalls schlechter bezahlt werden als etwa Lehrkräfte an Gymnasien.

Dass es relativ zu viele Gymnasiallehrkräfte gibt, während in den übrigen SEK-I-Schulen tendenziell Lehrkräfte fehlen, zeige den dringenden Reformbedarf in der Lehrkräftebildung. "Zudem sollte allen Gymnasiallehrkräften, die bisher nicht zum Zug gekommen sind, eine Stelle an der Grundschule mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation angeboten werden", unterstrich Tepe.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 6. Dezember 2019
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2019

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