Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → BILDUNG

GEWERKSCHAFT/012: Ausbildungsreport - Pflege-Azubis beklagen Mängel im Betrieb und Überstunden (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 26. März 2012

Ausbildungsreport: Pflege-Azubis beklagen Mängel im Betrieb und viele Überstunden


Berlin, 26.03.2012 - Die Auszubildenden in den Pflegeberufen beschweren sich über Mängel in der praktischen Ausbildung und über häufige Überstunden. Gleichzeitig sind zwei Drittel der überwiegend weiblichen Pflege-Auszubildenden mit ihrer Ausbildung 'zufrieden' oder 'sehr zufrieden'. Das geht aus dem Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011 hervor, den die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Berlin veröffentlicht hat. Befragt wurden mehr als 4.000 Auszubildende in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege.

Demnach steht die praktische Ausbildung im Betrieb im Mittelpunkt der Kritik der interviewten Auszubildenden: Rund ein Viertel der Befragten bemängelt das Fehlen eines Ausbildungsplans, in der Altenpflege beklagen dies sogar 37,4 Prozent der Betroffenen. Ein Viertel der Auszubildenden beklagt fehlende Praxisanleitung, obwohl diese gesetzlich vorgeschrieben ist. Über zwei Drittel der Auszubildenden in der Krankenpflege finden das Verhältnis von Ausbildungspersonal zur Zahl der Auszubildenden unzureichend.

Ähnlich kritisch beurteilen die Ausbildenden die Überstundenpraxis. Obwohl während der Ausbildung Überstunden rechtlich nur ausnahmsweise zulässig sind, muss mehr als ein Viertel der Befragten regelmäßig Überstunden ableisten, in der Altenpflege sogar 38,2 Prozent. Zwei Drittel der Betroffenen in der Gesundheits- und Krankenpflege sind überdies bereits auf andere Stationen versetzt worden, was im Hinblick auf eine planmäßige Ausbildung problematisch ist. Dagegen verläuft der schulische Teil der Ausbildung in der Wahrnehmung der Auszubildenden weitgehend störungsfrei, allerdings mit regionalen 'Ausreißern' hinsichtlich des Unterrichtsausfalls.

Trotz Fachkräftemangels gaben nicht einmal 20 Prozent an, in ein Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Rund zwei Drittel der Auszubildenden im Krankenhaus wussten im dritten Ausbildungsjahr kurz vor Ende der Ausbildung noch nicht, ob sie im Anschluss in ein Beschäftigungsverhältnis übernommen werden.

"Die meisten Auszubildenden sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Die Kritik an der betrieblichen Praxis macht allerdings deutlich, dass die chronische Unterbesetzung in vielen Einrichtungen negative Auswirkungen auf die Ausbildung hat", erläuterte ver.di-Ausbildungsexperte Gerd Dielmann: "Diese Mängel müssen dringend beseitigt werden."

Der Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011 ist ab 27. März unter www.gesundheit-soziales.verdi.de/jugend/ausbildungsreport abrufbar.


*


Quelle:
Presseinformation vom 26.03.2012
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Jan Jurczyk - ver.di-Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
E-Mail: pressestelle@verdi.de
Internet: www.verdi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2012