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BERUF/1352: Bildungssystem des Agrarbereichs ist in sich stimmig (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 16. September 2010

Bildungssystem des Agrarbereichs ist in sich stimmig

Kein genereller Mangel an Hochschulabsolventen


Die deutsche Land- und Agrarwirtschaft verzeichnet aktuell nicht den ausgeprägten Mangel an Hochschulabsolventen wie er in der jüngsten OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" festgestellt wurde. Das agrarische Berufsbildungs- und Hochschulsystem bietet aus berufsständischer Sicht eine ausgewogene Vielfalt an praktischen, schulischen und hochschulischen Bildungsgängen, die angehende Fach- und Führungskräfte auf zukünftige berufliche Anforderungen gut vorbereiten. Grundsätzliche Veränderungen am agrarischen Bildungssystem sind kurzfristig nicht notwendig. Mit diesen Worten kommentierte der Bildungsbeauftragte des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Hans-Benno Wichert, die OECD-Studie. Darin wird die duale Berufsausbildung zurecht als tragende Grundsäule der agrarischen Berufsbildung dargestellt, die in ihrer bestehenden praxisnahen Form erhalten bleiben muss.

Aus Sicht des DBV sollte die Lernortkooperation zwischen Betrieben und Berufsschulen weiter verbessert und eine überregional möglichst einheitliche Umsetzung des Berufsschulunterrichts angestrebt werden. Die Fortbildung (Meisterprüfung, Fachagrarwirt-Prüfungen, etc.) bedarf aufgrund der zunehmend spezialisierten und differenzierten Arbeitswelt in den kommenden Jahren weiterer Anpassungen an veränderte Anforderungen der Betriebe und Beschäftigten. Das bundesweit flächendeckende Netz an Fachschulen muss im Agrarbereich als fester Bestandteil des Fortbildungswesens in seiner bewährten Form erhalten bleiben und effizient mit der Fortbildung angehender Meister verzahnt sein. Meister, Agrarbetriebswirte und Agrartechniker brauchen im praktischen beruflichen Einsatz den Vergleich mit Hochschulabsolventen nicht zu scheuen. Dieser Wettbewerb der Besten fördert die Qualitätsentwicklung des beruflichen Bildungswesens und muss bestehen bleiben, so Hans-Benno Wichert.

Die agrarwissenschaftlichen Hochschulen seien gefordert den Praxisbezug ihrer Studiengänge weiter zu verbessern und den Zugang von Personen mit Aus- oder/und Fortbildungsabschlüssen zum Hochschulstudium zu vereinfachen. Nach der Umstrukturierung der Studiengänge und der Einführung zahlreicher neuer Hochschulabschlüsse im Zuge der Bologna-Reform müsse die Transparenz im Hochschulbereich deutlich verbessert werden. Der DBV fordert, nicht nur den hochschulischen Bereich, sondern auch den Fortbildungsbereich in internationalen Referenzsystemen wie zum Beispiel dem Deutschen Qualifikationsrahmen angemessen einzuordnen. Hier dürfe es keinesfalls zu einer Benachteiligung oder Verdrängung von Meistern und Agrarbetriebswirten kommen.

Defizite bei der Ausbildungsreife Jugendlicher sind aus Sicht des DBV nicht primär im Bereich der Berufsbildung, sondern nur in einem flexiblen, breit angelegten Verbund von Familien, Schulen und Bildungseinrichtungen sowie Jugend- und Sozialarbeit lösbar. Bei der Einbindung benachteiligter und behinderter Menschen habe der Agrarbereich seine Aufgaben in den vergangenen Jahren mehr als erfüllt. Behinderte Menschen werden in" grünen Berufen" bislang in deutlich überproportionaler Zahl ausgebildet. Oberstes Ziel müsse hier sein, die betroffenen Menschen nach dem Ausbildungsabschluss nachhaltig in Beschäftigung zu bringen.

Bildungsfinanzierung und -förderung müssen aus Sicht des DBV zukünftig noch besser auf die Sicherung bewährter Bildungsstrukturen, auf die praxisnahe Weiterentwicklung und Koordinierung der beruflichen Bildung sowie auf die Förderung bestimmter Zielgruppen abgestellt werden. Fördermaßnahmen sollten den Aufbau kooperativer Ausbildungsstrukturen, die Effizienz- und Qualitätsverbesserung im Bildungssystem sowie die Integration von Problemgruppen stärker fokussieren und unbürokratisch umsetzbar sein.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. September 2010
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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Tel.: 030 / 31 904 239
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2010